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Der vierzehnte Stein

Der vierzehnte Stein

Titel: Der vierzehnte Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fred Vargas
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Logik, an der er nichts ändern konnte. Jetzt gab es diesen verdammten Vater, der ihn aus der Landschaft vertrieb. Bis hin zu Danglard, der sich gegen ihn entschieden hatte. Er konnte sich den Capitaine sehr gut vorstellen, wie er die Entbindungsstation betrat und dem Neuen die Hand drückte, einem vertrauenswürdigen Mann, einem verläßlichen Mann, der seine ganze Aufrichtigkeit in wohltuendem Kontrast zu ihm selbst darbot. Ein tadelloser und geradliniger Kerl, ein Industrieller mit einem Labrador, mit zwei Labradors, mit neuen Schuhen und neuen Schnürsenkeln.
    Adamsberg empfand einen wilden Haß auf ihn. An diesem Abend hätte er diesen Typen und seine zwei Hunde auf der Stelle massakriert. Er, der Bulle, er, der Ochse, der Coch, hätte ihn getötet. Und zwar durch einen Hieb mit dem Dreizack, warum nicht.

22
     
    Nachdem er spät aufgewacht war, ging er nicht den Boß der Ringelgänse herausfordern und gab jeglichen Plan zu einem beschaulichen Besuch bei den Seen auf. Er bog sofort zum Pfad ab. Sonntags arbeitet das junge Mädchen nicht, die Chancen standen gut, sie am Champlain-Stein anzutreffen. Sie saß tatsächlich da, zweideutiges Lächeln und Zigarette zwischen den Lippen, bereit, ihm in sein Appartement zu folgen.
    Adamsberg fand in der Hingabe seiner Begleiterin einen kleinen Trost für den Verdruß, den er tags zuvor empfunden hatte. Es war schwierig, sie um sechs Uhr abends auszuquartieren. Noëlla, nackt auf dem Bett sitzend, wollte nichts davon hören und war fest entschlossen, die Nacht genau hier zu verbringen. Unmöglich, erklärte ihr Adamsberg sanft, wobei er sie nach und nach wieder anzog, jeden Moment würden seine Kollegen zurückkommen. Er mußte ihr die Windjacke überziehen und sie am Arm zur Tür führen.
     
    Als Noëlla endlich draußen war, hielten sich seine Gedanken nicht länger mehr bei dem jungen Mädchen auf, und er rief Mordent in Paris an. Der Commandant war ein Nachtmensch, und fünfzehn Minuten nach Mitternacht würde er ihn bestimmt nicht aufwecken. Seine Federfuchsermentalität verband sich mit einer altmodischen Schwäche fürs Akkordeon und das Volkslied, und an diesem Abend kam er von einem Tanzfest zurück, das ihm scheinbar großen Spaß gemacht hatte.
    »Offen gestanden, Mordent«, sagte Adamsberg, »rufe ich Sie nicht an, um Neuigkeiten durchzugeben. Alles läuft, die Mannschaft kommt gut mit, nichts weiter zu vermelden.«
    »Und die Kollegen?« erkundigte sich dennoch der Commandant.
    »Sind korrekt, wie man hier sagt. Angenehm und kompetent.«
    »Sind die Abende frei, oder ist Zapfenstreich um zehn?«
    »Frei, aber in dieser Hinsicht verpassen Sie nichts. Hull-Gatineau hat nicht gerade ein breites Angebot an Kabaretts und Jahrmarktsfesten. Ist ein bißchen flach, wie Ginette sagt.«
    »Aber ist es schön?«
    »Sehr. Keine Probleme in der Brigade?«
    »Nichts von Bedeutung. Der Zweck Ihres Anrufs, Kommissar?«
    »Die Ausgabe der Elsässer Neuesten Nachrichten vom Freitag, dem 10. Oktober. Oder auch von jeder anderen Regional- oder Lokalzeitung, keine Ahnung.«
    »Ziel der Recherche?«
    »Der Mord von Schiltigheim am Abend des 4. Oktober, einem Samstag. Opfer Elisabeth Wind. Mit der Ermittlung betraut Commandant Trabelmann. Beschuldigter Bernard Vétilleux, Was ich suche, Mordent, ist ein Artikel oder eine kurze Pressemitteilung über den Besuch eines Pariser Bullen und den Verdacht eines Serienmörders. Irgend etwas in dieser Art. Freitag, der 10., kein anderer Tag.«
    »Der Pariser Bulle sind Sie, nehme ich an?«
    »So ist es.«
    »Geheimhaltungspflicht in der Brigade, oder darf’s durchsickern im Gerüchtezimmer?«
    »Absolut geheim, Mordent. Diese Angelegenheit bringt mir nur Scherereien ein.«
    »Ist es dringend?«
    »Sehr dringend. Halten Sie mich auf dem laufenden, sobald Sie was haben.«
    »Und wenn ich nichts habe?«
    »Ist es genauso wichtig. Im einen wie im andern Fall rufen Sie mich an.«
    »Eine Sekunde noch«, unterbrach Mordent. »Könnten Sie mir täglich eine ausführliche Mail über ihre Tätigkeiten in der GRC schicken? Brézillon erwartet nach der Rückkehr von der Mission einen genauen Bericht, und ich nehme an, Sie würden diese Aufgabe gern mir übertragen.«
    »Ja, danke für die Hilfe, Mordent.«
     
    Der Bericht. Er hatte ihn total vergessen. Adamsberg zwang sich, für den Commandant einen Rechenschaftsbericht über die Probenentnahmen der vergangenen Tage zu schreiben, soweit er die Anstrengungen von Jules und Linda Saint-Croix noch im

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