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Der viktorianische Vibrator: Törichte bis tödliche Erfindungen aus dem Zeitalter der Technik (German Edition)

Der viktorianische Vibrator: Törichte bis tödliche Erfindungen aus dem Zeitalter der Technik (German Edition)

Titel: Der viktorianische Vibrator: Törichte bis tödliche Erfindungen aus dem Zeitalter der Technik (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Patalong
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Benzinfahrzeuge, aber es fanden sich auch hydraulische Antriebe, Druckluft-Autos, obskure, auf mysteriösen Mechanismen gründende Vehikel, natürlich Dampfwagen verschiedenster Art und ein einsames pedalgetriebenes Gefährt. Einige ihrer Beschreibungen liest man heute mit Staunen und weiß oft tatsächlich nicht, um was für eine Art Antrieb es sich überhaupt handelte. Bei dem Auto mit einem Antrieb aus einem »System multipler Hebel« zum Beispiel. Ob da Muskelkraft, Federspannungs-Mechanismen oder ein kosmisch-esoterisches Konzept am Werk war, weiß heute keiner mehr. Die Organisatoren ließen 69 der Bewerber als Starter zu, nur 25 davon jedoch für das eigentliche Hauptrennen – zu groß erschienen die Leistungsunterschiede der konkurrierenden Techniken.
    Mit dabei waren immerhin auch fünf Elektroautos verschiedener Bauart. Nur fünf, muss man wohl sagen, denn natürlich war es die Länge der Rennstrecke, die es für Konstrukteure von E-Fahrzeugen wenig lohnend erscheinen ließ, überhaupt anzutreten. Die Zahl ist irreführend, wenn man von ihr auf die Verbreitung von E-Fahrzeugen schließen wollte. Diese waren für Langstrecken-Autorennen einfach generell weniger gut geeignet: Mit der damaligen Batterietechnik ließen sich Reichweiten über 100 Kilometer nur sehr schwer erreichen. Man darf das in diesem Fall sogar wörtlich nehmen: tonnenschwer. Denn die Akkutechnik damals war natürlich noch bleibasiert und hatte monströse Gewichte mit wenig Ladekapazität zur Folge.
    Es war ein gewichtiges Manko, das E-Autos an der Wende zum 20. Jahrhundert nicht weniger bremsen sollte als 100 Jahre später. Sowohl Elektro-als auch Dampfantrieb schienen dem Benzinmotor dabei in Sachen Leistung prinzipiell überlegen.
    Elektro-Rennwagen La Jamais Contente: Schnellstes Fahrzeug seiner Zeit
    1899 durchbrach der Belgier Camille Jenatzy mit seinem Wagen La Jamais Contente als Erster überhaupt die magische Geschwindigkeitsschwelle von 100 km/h. Das wie ein Torpedo geformte, nur für Hochgeschwindigkeitsrekorde konstruierte Fahrzeug war natürlich ein Elektroauto: Alle frühen Auto-Geschwindigkeitsrekorde jenseits der von Pferden gezogenen Wagen wurden von E-Fahrzeugen aufgestellt.
    Das sollte sich erst ab 1902 ändern. Léon Serpollet (der Konstrukteur der Dampfmotoren, mit denen Peugeot groß wurde) war der erste Fahrer, der mit einem nicht elektrisch betriebenen Wagen den Geschwindigkeitsrekord für Landfahrzeuge knackte. Ab da dominierte diese andere Motortechnik, die nun in schneller Folge immer ambitionierte Rekordmarken setzen sollte. Serpollet hatte im April 1902 mit 120,9 km/h schon enormes Tempo bewiesen.
    Nur vier Jahre später sollte die Rocket der Brüder Francis Edgar und Freelan O. Stanley einen neuen Rekord aufstellen, der lange unerreichbar blieb: Ihr Dampfwagen – denn natürlich waren es Dampffahrzeuge, die hier so auftrumpften – donnerte mit dokumentierten 205,5 km/h über die Messstrecke. Dieser Rekord hatte bis zum Jahr 2009 Bestand, als Charles Burnett III. mit seinem Dampf-Boliden, dem »schnellsten Wasserkessel der Welt«, auf 224 Kilometer pro Stunde erhöhte. Mangels Konkurrenz dürfte auch dieser Rekord eine Weile unangetastet bleiben.
    Rennwagen Stanley Rocket (1906): Spitzengeschwindigkeit über 200 km/h
    Anfang des 20. Jahrhunderts galten die Dampffahrzeuge als die schweren Kaliber, Benziner hingegen als Leichtfahrzeuge. Kein Wunder, dass man die Straßen-Dampfer aus dem gerade entstehenden Motorsport-Rennbetrieb schnell verbannte. Benzinfahrzeuge waren deutlich langsamer als die Fahrzeuge, die auf den Konkurrenztechniken fußten. Aber sie waren auch leichter, wendiger, preiswerter und darum bald in größerer Vielfalt am Markt: Sie versprachen mehr Spektakel bei weniger Aufwand. Vor allem aber ermöglichten sie lange Rennen – nicht nur, was die Strecke angeht, sondern auch die Laufzeit.
    Denn während die ersten spektakulären Rennen noch Straßenrennen, mithin also eher Rallyes waren, setzte ab 1903 ein Trend hin zu abgesperrten Rennstrecken ein. Man begann, im Kreis zu fahren. Das machte es nicht nur leichter, die Rennen zu vermarkten. Es machte sie auch sicherer.
    Auslöser war das Autorennen von Paris nach Madrid im Jahre 1903, das von einer Serie katastrophaler Unfälle überschattet worden war. Acht Menschen starben, und über 100 wurden bei teils bizarren Unfällen verletzt. Ein Fahrer starb bei der Kollision mit einem Baum, als er einem Bauern, der in der Mitte der Straße lief,

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