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Der viktorianische Vibrator: Törichte bis tödliche Erfindungen aus dem Zeitalter der Technik (German Edition)

Der viktorianische Vibrator: Törichte bis tödliche Erfindungen aus dem Zeitalter der Technik (German Edition)

Titel: Der viktorianische Vibrator: Törichte bis tödliche Erfindungen aus dem Zeitalter der Technik (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Patalong
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Reichweite brauchte. Und hatten Elektrofahrzeuge nicht längst bewiesen, wie wichtig sie für die Mobilität der Stadt werden sollten?
    Elektrisches Dreirad (ca. 1895): 50 Kilo Akkus inklusive
    Experimentelle Elektrofahrzeuge hatten es seit den 1930er Jahren wohl zwar nur selten auf die Straße, dafür aber immer wieder in die Fachpresse geschafft. Ihren Durchbruch konnten sie jedoch vor Entwicklung der Akkutechnik nicht erleben. Erste Versuche mit elektrisch betriebenen, per Batterie mit Energie versorgten Loks scheiterten nicht nur daran, dass ihnen allzu schnell die Puste ausging. Entscheidender war die betriebswirtschaftliche Rechnung: Ein Satz Batterien für eine Zugfahrt kostete etwa 40 Mal so viel wie der Brennstoff für eine entsprechende Dampflokfahrt – und das ohne Zuglast und Zuladung.
    Erst 1881 konstruierte Gustave Trouvé sein Tricycle, ein akkubetriebenes Dreirad, mit dem er fünf Jahre vor der Erfindung des ersten Benzinmotorwagens vielfach beachtet durch Paris summte. In schneller Folge kamen weitere Modelle hinzu. In den Städten funktionierte das Konzept so gut, dass Anfang des 20. Jahrhunderts rund ein Drittel aller Motorfahrzeuge elektrisch betrieben waren.
    Trotzdem: Die Reichweiten lagen selten über 60 Kilometer und nie über 100 – in dieser Hinsicht hat die Mobilitätsbranche also gut ein Jahrhundert stillgestanden. Der Akku-Pack war damals – und heute? – offensichtlich nicht der richtige Energieträger, um das Elektromobil wirklich konkurrenzfähig zu machen. Parallel jedoch entstanden erste Straßenbahnverbindungen (1881 in Berlin, die Stromversorgung lief über die Schienen), daneben kamen immer mehr Konzepte für Oberleitungs-Trams und – zunächst von eher experimentellem Charakter – auch für den Bus auf (1882 das Electromote von Werner Siemens), die ab Beginn des 20. Jahrhunderts zunehmend als Alternative zu schienengebundenen Straßenbahnen eingesetzt wurden.
    Oberleitungsbus Blankenese (1911): Strom abgreifen statt mitnehmen
    Die Metropolen waren ihrer Zeit damit um einige Jahrzehnte voraus. Die Vielfalt der eingesetzten Verkehrsmittel-Konzepte stieg. Neben den nach wie vor üblichen Pferdewagen knatterten Dampf-und Benzinfahrzeuge durch die Straßen, Gas-und Druckfahrzeuge verschiedener Bauart hielten mit, zeitgleich zuckelten Straßenbahnen neben Elektroautos.
    Die ersten drei namentlich bekannten Opfer des motorisierten Straßenverkehrs – anonyme Auto-Opfer gab es erstmals 1804 – stehen quasi stellvertretend für die dominanten Techniken der Zeit: 1869 starb die Irin Mary Ward tragisch unter den Rädern eines Dampfautos, 1896 wurde Bridget Driscoll beim Überqueren einer Londoner Straße von einem Benzinwagen überfahren.
    Der bizarrste frühe tödliche Verkehrsunfall raffte aber den Immobilienmakler Henry H. Bliss in New York dahin: Am 13. September 1899 schwang er sich an der Ecke 74. Straße und Central Park West aus einer elektrischen Straßenbahn, als ihn das New Yorker Taxi Nummer 43 erfasste – ein Elektroauto, das Bliss wohl wegen des fehlenden Motorenlärms nicht wahrgenommen hatte. Er erlag am Folgetag seinen schweren Verletzungen. Ein tödlicher Verkehrsunfall, an dem gleich zwei Elektrofahrzeuge beteiligt waren, würde man wahrscheinlich sogar heute noch als ungewöhnlich wahrnehmen.
    FREIZEITPARK PYRAMIDE:
DIE FLIEGENDE MAMMUT-SCHAUKEL
    W as Modern Mechanics seiner technisch höchst interessierten Leserschaft da im Juni 1931 vorstellte, hätte den Ägypten-Tourismus von Grund auf revolutionieren und den seit Jahrtausenden nutzlos in der Gegend herumstehenden Pyramiden endlich wieder einen Sinn geben können: Die »fliegende Mammut-Schaukel« hätte sich womöglich zur Keimzelle eines Fun-und Adventureparks namens Tal der Könige entwickeln können. Dass es nicht so weit kam, muss nicht unbedingt daran gelegen haben, dass irgendein ägyptischer Beamter beim Antragsverfahren gemauert hat.
    Viele der kleinen Novitäten-und Gadget-Berichte der US-Zeitschrift haben ganz klar Kuriositäten-Charakter. Die Tatsache, dass es 1931 jemanden gegeben hat, der solche Träume hegte und sie womöglich auch für umsetzbar hielt, heißt nicht, dass das auch für die Redakteure galt: Man kann davon ausgehen, dass augenzwinkernde Berichterstattung auch schon damals existierte – Infotainment eben.
    Anderseits bedeuteten solche Ideen auch immer ein Spiel mit dem vermeintlich Möglichen. Sie sind Ausdruck eines trotz der bitteren Erfahrungen des Ersten Weltkriegs

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