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Der Visionist

Der Visionist

Titel: Der Visionist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rose M J
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Lennox gekommen war.
    Auf der ganzen Welt waren Museen mit ähnlichen Fällen konfrontiert, und sie verfolgten genau, was in New York vor sich ging. Bei Vorwürfen von Beutekunst im Museumsbestand ergriffen die meisten selbst die Initiative und erforschten die Herkunft der Objekte, um beweisen zu können, dass diese sich zu Recht in ihrem Besitz befanden. Nicht so das Metropolitan Museum of Art. Der Direktor bestand darauf, dass die Beweispflicht beim Beschwerdeführer lag. Das Met, so seine Argumentation, sei keineswegs verpflichtet, einen Beweis dafür zu erbringen, dass der Hypnos dem Museum gehöre. Die Rechtmäßigkeit des Letzten Willens und des Testaments von Frederick L. Lennox waren überprüft worden, als sie vor über hundert Jahren aufgesetzt worden waren.
    Im Gegenzug hatte sich Reza eine gerichtliche Anordnung besorgt, in der das Museum aufgefordert wurde, ihm Lennox’ Vermächtnis und alle anderen den Fall betreffenden Unterlagen zu übergeben. Dies hatte das Museum rundweg abgelehnt.Reza reichte daraufhin beim Bezirksstaatsanwalt von Manhattan eine Klage auf Akteneinsicht ein. Er wollte, so die Klageschrift, die Unterlagen des Metropolitan Museums of Art einsehen und die detaillierte Herkunftsgeschichte der Statue rekonstruieren, um zu beweisen, dass sie sich zu Unrecht im Besitz des Museums befand. In der Presse wurde der Staatsanwalt mit den Worten zitiert: „Jedes Museum ist dazu verpflichtet, Beutekunst an die Ursprungsländer rückzuführen. Nur so werden die Interessen der Öffentlichkeit gewahrt.“ Dennoch sprach er keine Disziplinarstrafe gegen das Met aus, sondern fügte hinzu: „Allerdings obliegt es den Vertretern des Irans, zuerst Dokumente vorzulegen, die beweisen, dass die Skulptur illegal ausgeführt wurde.“
    Samimi kämpfte schon wieder mit einem Hustenanfall. Er hasste es, wenn sein Boss bemerkte, wie viel ihm der Zigarrenrauch ausmachte.
    „Diese Sache zieht sich schon viel zu lange hin“, beschwerte sich Nassir. „Ich fürchte, weitere Verzögerungen können nicht mehr hingenommen werden.“
    „Kulturerbe-Fälle lassen sich nicht schnell lösen“, erklärte Reza. „Bei derartigen Fällen zählt, was am Ende herauskommt. Wie lange es dauert, um ein Ergebnis zu erzielen, ist nebensächlich.“
    „Aber können wir denn ein Ergebnis in unserem Sinne erwarten? Wir schlagen uns jetzt schon seit mehr als anderthalb Jahren mit diesen aufreibenden Verhandlungen herum – und haben nur erreicht, dass uns noch ein Land den Hypnos streitig macht. Am Ende tun wir hier die ganze Arbeit, nur damit die Griechen die Skulptur bekommen.“
    „Die Statue stammt aus Griechenland, sie wurde dort erschaffen. Es war zu erwarten, dass die Griechen auch Ansprüche erheben, sobald die Nachricht von der Forderung des Irans …“
    „Das hätten Sie voraussehen und unsere Forderung ausden Medien heraushalten müssen!“, unterbrach ihn Nassir. Auch das hatte er bis jetzt noch nie getan.
    Samimi konzentrierte sich ganz auf Nassirs Angriff. Er ließ seinen Blick von dem Lautsprecher zu dem Anwalt wandern, dann schaute er rasch zu seinem Boss, der auf die brennende Asche an seiner Zigarrenspitze starrte.
    „Wir sind in Amerika. Hier kann man nichts aus den Medien heraushalten“, entgegnete Reza.
    „Ach wirklich? Heißt es nicht, Amerika sei das Land der unbegrenzten Möglichkeiten?“, fragte Nassir.
    „Mr Nassir, wir streiten hier wegen etwas, das vor über einem Jahr passiert ist“, sagte der Anwalt. „Dabei haben wir im Moment ein viel schwerwiegenderes Problem und sollten uns lieber darum kümmern. Ich kann das Risiko nicht …“
    „Danke, Mr Reza.“ Wieder unterbrach ihn Nassir. „Ich kümmere mich um diese gefälschten Dokumente und finde heraus, woher sie stammen. Und wo die echten stecken. Denn es existieren echte Dokumente, das versichere ich Ihnen. Jemand will uns bloßstellen. Bitte geben Sie die Dokumente an Samimi zurück. … Samimi, Sie sind da?“
    „Ja, Minister.“ Er setzte sich hastig auf. Dabei hatten die Lautsprecher natürlich nicht plötzlich Augen bekommen; der Minister konnte ihn nicht sehen.
    „Bringen Sie Mr Reza hinaus und kommen Sie dann wieder. Wir müssen noch einige andere Dinge besprechen, die nichts mit dem Hypnos zu tun haben.“
    Reza stand auf und ging zur Tür, ohne auf Samimi zu warten. Er rannte ihm hinterher und begleitete den Anwalt bis zum Empfangsbereich. Besuchern war es nicht gestattet, unbeaufsichtigt durch die Büros zu gehen.
    Zwei

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