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Der Vollstrecker

Der Vollstrecker

Titel: Der Vollstrecker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Carter
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anders war als sonst? Besorgt zum Beispiel oder nervös?«
    Hermano zog geräuschvoll die Nase hoch. »Er hat nicht gut geschlafen. Manchmal hab ich ihn mitten in der Nacht in seinem Zimmer gehört, wie er gebetet hat.«
    Hunter lehnte sich ein Stück zurück und hob mit dem Kugelschreiber eine Ecke des schweren Vorhangs an. »Du hast gesagt, du machst in der Kirche sauber, stimmt’s? Machst du auch hier sauber – und in Vater Fabians Zimmer?«
    Â»In seinem Zimmer nicht.« Der Junge schüttelte den Kopf. »Vater Fabian war ziemlich eigen. Er hat seine Tür immer abgeschlossen. Sein Zimmer hat er selbst saubergemacht.«
    Hunter fand das merkwürdig. »Hast du eine Ahnung, wie wir in sein Zimmer kommen könnten?«
    Ein scheues Kopfschütteln. »Außer Vater Fabian hatte niemand einen Schlüssel.«
    Hunter klappte sein Notizbuch zu und steckte es wieder in die Jackentasche. Als er aufstand, glitt sein Blick flüchtig über die Heiligenbilder an der Wand. »Weißt du zufällig, wie er mit bürgerlichem Namen hieß?«, fragte er, als er schon bei der Tür war.
    Garcia warf Hunter einen verständnislosen Blick zu.
    Hermano sah zu den beiden Detectives auf. »Ja, sein richtiger Name war Brett.«
    Garcia runzelte die Stirn. »Und woher kommt der Name Fabian?«
    Â»Vom heiligen Fabian«, sagte Hunter und zeigte zu einem der Bilder, auf dem ein ganz in Weiß gekleideter Mann mit einer Taube auf der Schulter zu sehen war.
    Â»Das stimmt«, sagte Hermano. »Er war sogar Papst, bis er dann …« Er verstummte schlagartig, als sei ihm etwas klargeworden. Seine Augen weiteten sich. »O Gott!«
    Â»Was?«, fragte Garcia erstaunt. Sein Blick sprang zwischen dem Jungen und Hunter hin und her.
    Â»Der heilige Fabian«, sagte Hermano mit zitternder Stimme.
    Â»Was ist mit ihm?«
    Â»Der ist genauso gestorben. Man hat ihm den Kopf abgeschlagen.«
    11
    N ach dem Gespräch mit Hermano ging Hunter in die Kirche zurück. Brindle hatte Vater Fabians Zimmerschlüssel in der linken Tasche seiner Soutane gefunden. Auf den hatte der Mörder es also nicht abgesehen gehabt.
    Das Zimmer des Priesters war etwas größer als das seines Ministranten, aber genauso spartanisch eingerichtet: auch hier ein Regal mit Büchern, ein alter Schreibtisch und ein schmales Bett. In der hinteren Ecke war ein kleiner Altar aufgebaut, auf dem sich zahlreiche Heiligenfiguren drängten. An der gegenüberliegenden Wand stand ein kleiner Kleiderschrank. Das Zimmer war makellos sauber, aber in der Luft hing ein alter, stockiger Geruch. Das Bett war gemacht. In der vergangenen Nacht hatte niemand darin geschlafen.
    Vater Fabians Kleiderschrank enthielt mehrere Soutanen, einige Oberhemden, Jeans, einen dunkelblauen Nadelstreifenanzug und ein Paar ausgetretene Schuhe.
    Â»Hier riecht’s wie im Haus meiner Großeltern in Brasilien«, sagte Garcia, der den Schreibtisch durchsuchte, während Hunter die Titel im Bücherregal überflog. »Hermano hatte recht«, meinte er kurz darauf und hielt mit seiner latexbehandschuhten Hand einen Reisepass in die Höhe. »Der bürgerliche Name unseres Priesters lautete Brett Stewart Nichols. Geboren am 25. April 1965 hier in Los Angeles. Kein Wunder, dass er sich einen neuen Namen zugelegt hat. Vater Brett hat irgendwie nicht den richtigen Klang, oder?«
    Â»Irgendwelche Stempel im Pass?«, fragte Hunter neugierig.
    Garcia blätterte die ersten paar Seiten um. »Nur einer. Italien, vor drei Jahren.«
    Hunter nickte. »Sonst noch was in den Schubladen?«
    Garcia machte sich wieder auf die Suche. »Ein paar Notizen, Bilder vom heiligen Georg, Kugelschreiber, Bleistifte, ein Radiergummi und … ein Zeitungsausschnitt.«
    Â»Worüber?«
    Â»Ihn selbst.«
    Hunter ging zu Garcia, um sich den Artikel anzusehen. Er war elf Monate alt und stammte aus der L. A. Daily News . Über dem Text war das Foto eines milde dreinblickenden Geistlichen abgedruckt, der umringt war von einer Schar lachender Kinder. Die Überschrift lautete: PRIESTER AUS COMPTON IST DER WAHRE WEIHNACHTSMANN. In dem Artikel wurde geschildert, wie Vater Fabian von seinem eigenen Gehalt Geschenke gekauft hatte, um Kindern in sechs verschiedenen Waisenhäusern zum Fest eine Freude zu machen.
    Â»Er scheint wirklich ein guter Mensch gewesen zu sein«, meinte Hunter und ging

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