Der Vollstrecker
sehr wundern, wenn sie ihren richtigen Namen benutzt hätte, um irgendwo ein Zimmer zu mieten. Wenn sie die Zeitung sieht â und ich wette, sie hat sie schon gesehen â, dann bekommt sie es bestimmt mit der Angst zu tun. Die Sache ist nur, Vision hin oder her, sie kennt Details von diesem Fall, die unter keinen Umständen an die Ãffentlichkeit gelangen dürfen, verstehen Sie, was ich sage, Robert?« Noch immer lag eine unverkennbare Schärfe in Blakes Ton. »Sie sind nicht der Einzige, der etwas von Psychologie versteht. Wenn Reporter sie aufspüren, dann werden sie sie irgendwie dazu bringen, auszupacken, das garantiere ich Ihnen. Also finden Sie sie.« Sie riss die Tür auf, drehte sich aber, bevor sie ging, noch mal zu den beiden Detectives um. »Sollten Sie jemals wieder eine solche Nummer abziehen oder noch einmal einen direkten Befehl von mir missachten, dann wird Ihr nächster Job darin bestehen, irgendwo mit bloÃen Händen ScheiÃe vom Gehweg aufzusammeln, das schwöre ich bei Gott.« Die Tür knallte hinter ihr so heftig ins Schloss, dass die Wände wackelten.
Garcia brach das darauf folgende Schweigen mit einem fahrigen Seufzer. »Hast du irgendeine Ahnung, wo Mollie stecken könnte?«
»Ich finde sie schon«, antwortete Hunter. »Keine Sorge.«
84
D as luxuriöse Hilton Hotel in Beverly Hills â auch bekannt als Beverly Hilton â liegt majestätisch am Wilshire Boulevard Nummer 9876. Nur einen Katzensprung vom berühmten Rodeo Drive und von Century City entfernt, ist das Hotel berühmt als Rückzugsort der Stars und all derer, die gerne wie Stars behandelt werden.
Um zwanzig Uhr dreiÃig saà Hunter allein an einem Ecktisch nahe des Eingangs der eleganten, gut besuchten Lobby-Bar. AuÃer einem Schälchen mit Erdnüssen stand auf seinem Tisch nur noch ein leerer Tumbler. Sein Blick folgte einem gut gekleideten Mann um die dreiÃig, der die Bar betrat und versuchte, die Aufmerksamkeit der widernatürlich gebräunten Tresenkraft zu erregen. Hunter wartete ein paar Sekunden, bevor er den Mann ansprach. Die Unterhaltung dauerte nicht mal eine Minute.
Die Trader Vicâs Lounge, ein im polynesischen Stil eingerichtetes Restaurant mit Patio und Cocktailbar, ist eines von zwei Gourmet-Restaurants im Beverly Hilton. Von dort war der gut gekleidete Mann gekommen. Und dort ging Hunter nun hin.
Sie saà allein an einem kerzenbeschienenen Tisch und nippte an einem Glas Champagner.
»Na? Schon ein paar bekannte Gesichter erspäht?«, fragte er und blieb vor ihrem Tisch stehen. »Ich habe mir sagen lassen, der Laden hier ist ein Muss, wenn man auf Promijagd gehen möchte, aber bis jetzt habe ich noch keine gesehen.« Er lächelte liebenswürdig. »Wahrscheinlich würde ich sie sowieso nicht erkennen. Ich sehe kaum fern, und ins Kino gehe ich auch nie.«
Sie stellte ihr Glas ab und blinzelte ihn erstaunt an. Sie brauchte ein paar Sekunden, um den ersten Schreck zu überwinden. »Was zum Geier machen Sie hier?«
»Was, soll das ein Witz sein? Das ist eins meiner Lieblingslokale.«
Claire Anderson lachte hohl. »Sicher, Detective Hunter. Aber der Blazer und die Krawatte stehen Ihnen.«
Hunter strich sich über den Schlips. »Finden Sie? Aber ich dachte, über âºDetective Hunterâ¹ und âºMiss Andersonâ¹ wären wir längst hinaus.«
»Woher um alles in der Welt haben Sie gewusst, dass ich heute Abend hier bin, Robert ?«
Hunter runzelte die Stirn. »Ist die Frage ernst gemeint? Mal überlegen ⦠hm â vielleicht hat es was mit meinem Beruf zu tun?«
»Ach ja, ich vergaÃ. Der unvergleichliche Robert Hunter. Sollten Sie Ihre Superkräfte nicht dazu einsetzen, nach einem sadistischen Serienmörder zu fahnden, statt mir nachzustellen?«
»Von Nachstellen sollten Sie am allerwenigsten reden.« Er lieà sich auf dem leeren Stuhl ihr gegenüber nieder. »Sie scheinen das Konzept gewissermaÃen erfunden zu haben.«
»Was soll das? Sie können da nicht sitzen. Ich bin mit jemandem hier.«
»Sie meinen den verheirateten Typen im dunkelgrauen Einreiher? Kurze schwarze Haare, Kinnspalte?« Hunter nickte und verzog gleichzeitig bedauernd das Gesicht. »Ich fürchte, er musste weg.«
»Was?« Ihre Züge verhärteten sich, als ihr klar wurde, was passiert war. »Das waren
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