Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Vollstrecker

Der Vollstrecker

Titel: Der Vollstrecker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Carter
Vom Netzwerk:
Reilly genau wie Brett andere Schüler schikaniert hat. Und selbst wenn nicht, kann sie sich trotzdem mit der Gang von Brett und Peter rumgetrieben haben.«
    Blake ließ sich das durch den Kopf gehen. »Sie glauben also, dass der Killer es auf Leute abgesehen hat, die ihn als Kind schikaniert haben?«
    Â»Ich denke schon, ja.« Hunter nickte.
    Â»Aber das war vor über zwanzig Jahren«, gab Hopkins zu bedenken. »Glauben Sie, jemand kann so lange einen Groll hegen?«
    Â»Menschen können ihr Leben lang einen Groll hegen«, antwortete Hunter. »Aber in diesem Fall würde ich es nicht unbedingt als ›Groll‹ bezeichnen.«
    Blake steckte sich eine lose Strähne hinters Ohr. »Reden Sie weiter.«
    Â»Kinder und Jugendliche sind sehr empfänglich für seelische Traumata. Teenager sind von Natur aus unsicher und sensibel, egal wie abgebrüht sie sich nach außen hin geben. In dem Alter stehen die Türen zu ihrer Seele sperrangelweit offen, und man kann gewissermaßen einfach reinspazieren und in ihrem Unterbewusstsein ein totales Chaos anrichten, ohne dass sie es überhaupt merken.«
    Â»Ein Chaos, das groß genug ist, um jemanden dazu zu bringen, so etwas zu tun?«, fragte Blake und zeigte auf die grausigen Tatortfotos.
    Â»Mobbing kann extrem zerstörerische Ausmaße annehmen und seelische Wunden hinterlassen, die Jahre brauchen, um zu heilen – wenn sie überhaupt heilen.«
    Â»Aber warum sollte er sich jetzt an ihnen rächen, wo die Sache doch schon Ewigkeiten her ist? Sie wollen ja wohl nicht behaupten, dass Vater Fabian und Amanda Reilly immer noch in Mobbing machen, oder?«
    Â»Seelische Traumata können jahrelang im Unterbewusstsein eines Menschen schlummern, bis sie eines Tages hervorbrechen.« Hunter ging zum Fenster und blickte auf die Straße hinab. »Haben Sie sich noch nie gefragt, was es mit Obdachlosen auf sich hat?«
    Alle im Raum runzelten verständnislos die Stirn.
    Â»Haben Sie Pillen eingeworfen? Was zum Geier hat das jetzt wieder mit irgendwas zu tun, Robert?«, herrschte Blake ihn an.
    Â»Manchmal, wenn ich einen Obdachlosen sehe, der hungrig und betrunken irgendwo in seiner Ecke sitzt, dann frage ich mich, wie weit man im Leben dieser Person wohl zurückgehen muss, um den genauen Zeitpunkt zu finden, an dem in ihm etwas für immer kaputtgegangen ist.« Hunter beobachtete einen alten Mann, der die Straße überquerte. »Vielleicht war es der Moment, als er seinen Job verloren hat oder seine Frau oder sein Kind. Alles Mögliche könnte der Auslöser sein. Aber irgendwas gibt es immer, Captain. Den sprichwörtlichen letzten Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt. Jeder hat einen Punkt, an dem er nicht mehr weiterkann.« Er wandte sich wieder den anderen zu. »Und jetzt stellen Sie sich vor, dass unser Täter als Kind aufs Übelste schikaniert wurde. In seinem Unterbewusstsein kocht und brodelt der Zorn, aber er weiß es gar nicht wirklich. Fünfundzwanzig Jahre später, und in seinem Leben läuft irgendwas schief. Er ist arbeitslos geworden, seine Frau will ihn verlassen oder was auch immer. Er steht ohnehin schon kurz vor der Explosion. Und dann kommt irgendwann dieser letzte Tropfen. In seinem Kopf brennt eine Sicherung durch, und die alte Wunde reißt wieder auf. Und auf einmal ist diese ganze Wut nicht mehr in seinem Unterbewusstsein, sondern schießt an die Oberfläche.«
    Â»Und er kehrt zu dem zurück, was er für die Wurzel allen Übels in seinem Leben hält. Dass er als Kind ein Mobbing-Opfer war«, vollendete Garcia den Vortrag seines Partners.
    Hunter nickte. »Was auch immer dieser letzte Tropfen war, er hat ein Monster zum Leben erweckt.«
    Â»Das« – Captain Blake deutete mit dem Kinn in Richtung der Pinnwand – »ist nicht zu übersehen.«
    Â»In einem seiner Tagebücher«, fuhr Hunter fort, nachdem er sich wieder an seinen Schreibtisch gesetzt hatte, »erwähnt Vater Fabian ein paar Kids von der Straße, mit denen er sich früher rumgetrieben hat, und soweit man es erkennen konnte, waren sie von der ganz üblen Sorte.«
    Â»Und jetzt glauben Sie, dass Amanda Reilly, Debbie Howard und Peter Elder vielleicht zu dieser Gruppe gehört haben«, schloss Blake.
    Â»Die Möglichkeit besteht.«
    Â»Also geht es nicht um Mobbing in der Schule«, sagte Blake. »Sondern zu

Weitere Kostenlose Bücher