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Der Vollstrecker

Der Vollstrecker

Titel: Der Vollstrecker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Carter
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Hause, in der Nachbarschaft.«
    Â»Die meisten Schüler wohnen in der Nähe ihrer Schule«, merkte Hunter an.
    Â»Verdammt.« Captain Blake schloss kurz die Augen, als ihr klar wurde, was Hunter meinte. »Doppeltes Mobbing. In der Schule und danach. Doppeltes Risiko eines seelischen Traumas.«
    Â»Mobber haben oft Lieblingsopfer«, fuhr Hunter fort. »Wenn ich es richtig anstelle, kann ich Peter Elder womöglich dazu bringen, sie zu identifizieren.«
    Â»Warum sollte er mit uns kooperieren?«
    Â»Weil er nichts zu verlieren hat.«
    Captain Blake stieß einen tiefen Atemzug aus. »Also schön, einen Versuch ist es allemal wert. Ich reiche sofort einen Besuchsantrag ein und rufe Clayton beim Bewährungsausschuss an. Vielleicht haben wir Glück und Sie können morgen schon mit ihm sprechen.«
    Â»Das wäre gut.« Hunter nickte. »Ich kann mit dem Wagen hinfahren. Bis Tehachapi sind es nur knapp zwei Stunden.«
    Captain Blake nahm Debbie Howards Akte von Garcias Schreibtisch und überflog den Inhalt. Die Fakten waren dürftig. »Was ist mit dem Ehemann, Jonathan Hale?«
    Â»Ich kann ihn nicht vernehmen, ohne vorher die Ermittlungsakte gelesen zu haben. Wir wissen ja noch nicht mal, wie sie gestorben ist.«
    Â»Ich rufe gleich noch mal in Lancaster an«, verkündete Captain Blake entschlossen, »und frage nach, wo zum Teufel diese Akten bleiben. Sie hätten längst hier sein müssen.«
    Das Telefon auf Hunters Schreibtisch klingelte.
    Â»Detective Hunter.« Er lauschte ein paar Sekunden lang schweigend, bevor er schließlich auflegte und sich zu den anderen umdrehte. Er musste nichts sagen. Sie alle wussten Bescheid.
    96
    D iesmal wollte Captain Blake mit eigenen Augen sehen, zu welcher Grausamkeit der Vollstrecker fähig war.
    Fünfunddreißig Minuten später hatten sie die verlassene Bauruine in Marina del Rey erreicht. Mehrere Polizeifahrzeuge waren bereits am Tatort, darunter auch Dr. Winstons silberfarbenes BMW Cabrio, das direkt neben dem Van von der Spurensicherung parkte. Eine große schwarze Polizistin in Uniform stand an einen Streifenwagen gelehnt da und wurde von einem Rettungssanitäter betreut.
    Â»Was haben wir?«, fragte Hunter und trat auf den Officer zu, der bei dem gelben Flatterband am Eingang zum Gebäude Wache hielt.
    Â»Ich weiß fast gar nichts, Sir«, antwortete dieser und berichtete von dem schwarzen Cadillac, für den am Tag zuvor eine Suchmeldung herausgegeben worden war. »Officer Williams« – er deutete auf die Polizistin – »hat das Fahrzeug vor etwa zwei Stunden sichergestellt. Keine Spur von den Insassen, also hat sie beschlossen, sich mal da drinnen umzusehen.« Er zeigte mit dem Daumen hinter sich. Sein Blick traf den Hunters, und er schüttelte sich. »Der liebe Herrgott weiß, was sie gefunden hat.« Er bekreuzigte sich rasch.
    Garcia warf sich ein paar Magentabletten ein – eine Vorsichtsmaßnahme, die Captain Blake mit einem leicht irritierten Stirnrunzeln zur Kenntnis nahm. Schweigend zogen sie ihre weißen Overalls an. Die Ahnung, was sie an diesem Tatort erwarten würde, knisterte in der Luft wie Starkstrom.
    Sie betraten den ersten Raum. Die Luft war kalt und feucht und geschwängert vom beißenden Geruch menschlicher Ausscheidungen. Captain Blake hielt sich diskret die Nase zu. Sie gingen durch den Türvorhang aus Plastik an der gegenüberliegenden Seite des Raums und wagten sich tiefer ins Innere des Hauses vor. Die unangenehme Kälte wurde stärker, und das Licht nahm ab, je weiter sie kamen. Im vierten Raum angelangt, sahen sie das gleißende Licht der Tatortleuchten durch einen trüben Plastikvorhang schimmern. Ein Kriminaltechniker stand vor dem Durchgang zum nächsten Raum und stierte ins Leere. Von den drei Neuankömmlingen nahm er keine Notiz.
    Hunter, Garcia und Captain Blake traten nacheinander in den hell erleuchteten Raum. Hunter spürte, wie die Kälte, die ihnen bis hierher gefolgt war, schlagartig verschwand. Nicht wegen der Hitze, die die Halogenlampen abstrahlten, sondern weil sein Herz auf einmal doppelt so schnell schlug wie noch Augenblicke zuvor. Alle drei starrten auf etwas in der Mitte des Raumes.
    Â»Gütiger Himmel!«, hauchte Captain Blake und hob zitternd eine Hand an den Mund.
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    A uf einem Metallstuhl mit hoher Lehne saß, den Kopf leicht nach hinten gebeugt, ein

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