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Der Vollstrecker

Der Vollstrecker

Titel: Der Vollstrecker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Carter
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nackter Mann. Es war ein Schwarzer, aber seine Haut hatte die Farbe von Asche. Aus seinem Mund ragte ein durchsichtiger Plastikschlauch.
    Dieser Schlauch war es nicht, der Captain Blakes Entsetzen geweckt hatte, obwohl ihn jemand tief in den Hals des Mannes gerammt hatte. Es waren die zweihundertfünfzig 10-Milliliter-Spritzen voller Blut, die im Körper des Mannes steckten. In seinen Augen, in den Ohrmuscheln, im Gesicht, in der Brust, in den Geschlechtsteilen, in Beinen und Füßen – überall.
    Rechts neben dem Opfer stand Dr. Winston. Als er sie sah, kam er langsam auf die beiden Detectives und den Captain zu. Noch nie hatte Hunter ihn so erschüttert gesehen. Die vier standen eine Weile schweigend da, bis Captain Blake schließlich das Wort ergriff. In ihrer normalerweise ruhigen und klaren Stimme lag ein nervöses Flattern.
    Â»Der Killer hat aus dem Opfer ein mit Blut gefülltes Nadelkissen gemacht?«
    Â»In gewisser Hinsicht.« Eine kurze Pause. »Die Spritzen enthalten insgesamt etwa fünfzig Prozent seines Blutes.«
    Captain Blakes fragender Blick glitt von Dr. Winston zu Hunter.
    Â»Ohne sofortige medizinische Hilfe überleben die meisten Menschen nicht, wenn sie mehr als vierzig Prozent ihres Blutes verlieren«, informierte dieser sie.
    Garcia stieß einen röchelnden Seufzer aus.
    Â»Wollen Sie damit sagen, der Täter hat dem Opfer buchstäblich das Leben ausgesaugt?«, fragte Captain Blake.
    Winston nickte. »In 10-Milliliter-Einheiten.«
    Der Anblick des Toten war grotesk und widerlich, aber zugleich auf eine kranke Art faszinierend. Keiner der vier konnte seinen Blick von ihm losreißen.
    Zögernd traten sie ein Stück näher.
    Erst der Anblick der zwei mit Blut gefüllten Spritzen, die in den Augäpfeln des Mannes steckten, veranlasste Captain Blake, wegzusehen. In ihrem Magen rumorte es hörbar.
    Â»Die Nummer?«, wollte Hunter wissen.
    Schweigend lenkte Dr. Winston ihre Aufmerksamkeit auf den Rücken des Opfers. Mittig zwischen den Schulterblättern stand, fünfzehn Zentimeter groß und mit Blut geschrieben, die Zahl 5.
    Hunter ging um den Stuhl herum nach vorn. »Was wissen wir über das Opfer?«
    Â»Sein Name war Darnell Douglas. Einundvierzig Jahre alt. Wohnhaft in West Hollywood, seit sieben Jahren verheiratet.«
    Hunter sah auf.
    Â»Die Ehefrau wurde noch nicht benachrichtigt«, sagte der Doktor mit einem traurigen Kopfschütteln. »Er hat als Autoverkäufer bei Princeton Cars gearbeitet, ebenfalls in West Hollywood. Sie haben ja vermutlich schon gehört, dass er gestern verschwunden ist, nachdem er eins der Fahrzeuge zu einer Probefahrt ausgeliehen hatte.«
    Hunter nickte.
    Â»Das Team ist gerade dabei, den Wagen von oben bis unten nach Fingerabdrücken abzusuchen. Wenn der Täter irgendwelche Spuren hinterlassen hat, finden wir sie.«
    Â»Wie hat der Killer es geschafft, ihm so viel Blut abzuzapfen?«, fragte Garcia und schüttelte sich, während er fassungslos die Spritzen betrachtete.
    Â»Sehr gute Frage«, meinte der Doktor. »Und die Antwort lautet: ganz langsam.« Er zeigte auf die rechte Armbeuge des Opfers. »Wie Sie alle wissen, ist die große Armvene aufgrund des hohen Blutdrucks die bevorzugte Stelle für eine Venenpunktion – etwa zum Blutabnehmen. Wenn Sie ein bisschen näher kommen, können Sie sehen, dass die Gegend um die Armvene herum in beiden Armbeugen bis zum Gehtnichtmehr zerstochen wurde.«
    Aufgrund der Hautfarbe des Opfers waren Hämatome schwer zu erkennen, aber Hunter war die große Zahl von Einstichstellen in der Armbeuge des Opfers bereits aufgefallen.
    Â»Wenn man versucht, an anderen Stellen Blut abzunehmen – am Bein oder an der Brust oder irgendwo, wo keine Vene zu sehen ist«, fuhr der Mediziner fort, »bekommt man wenig oder gar kein Blut, es sei denn, man trifft rein zufällig eine Vene.«
    Hunter überlegte eine Weile. »Also hat der Killer ihm immer wieder aus den Armvenen zehn Milliliter Blut abgezapft und dann …« Seine Worte verebbten.
    Dr. Winston nickte und deutete auf den Hals des Opfers, wo auf beiden Seiten Dutzende dicht beieinanderliegender Einstichstellen sichtbar waren. »Nicht nur an den Armen, auch an der Halsvene. Jedes Mal, wenn eine Spritze voll war, brauchte der Täter einen Platz, an dem er sie aufbewahren konnte, bevor er mit der nächsten

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