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Der Vollstrecker

Der Vollstrecker

Titel: Der Vollstrecker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Carter
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weitermacht.« Sein Blick fiel auf Barbara Blake, die ihn mit weit aufgerissenen Augen anstarrte. »Insofern stimmt Ihr Vergleich mit dem Nadelkissen.«
    Â»Grundgütiger.«
    Â»Es liegt durchaus im Rahmen des Vorstellbaren, eine solche Prozedur über mehrere Stunden hinzuziehen«, fuhr Winston fort. »Und nach allem, was wir bei den anderen beiden Opfern gesehen haben, bin ich mir ziemlich sicher, dass der Täter das auch getan hat.«
    Â»Er hat ihn gefoltert«, warf Hunter ein.
    Â»Auf grausamste Weise. Sehen Sie? Er hat jede neue Spritze nicht bloß eingeführt, er hat sie dem Opfer regelrecht in den Körper gerammt.« Er zeigte nacheinander auf alle Körperteile, die er aufzählte. »Trommelfell, Hoden, Brustwarzen und Augen waren vermutlich als Erste an der Reihe. Dort ist der Schmerz jedenfalls am größten. An den Körperstellen mit wenig Unterhautfettgewebe und Muskeln, also im Gesicht, an den Schienbeinen, Knien und so weiter, sind die Nadeln bis auf den Knochen eingedrungen.«
    Â»Ich glaube, der Killer hat sich die Augen für ganz zuletzt aufgespart«, widersprach Hunter, während er eingehend das Gesicht des Opfers betrachtete.
    Dr. Winston und Captain Blake sahen ihn fragend an.
    Â»Er wollte, dass sein Opfer sieht, wie er ihm die Nadeln ins Fleisch rammt.«
    Â»Und wieso?« Die Frage kam von Captain Blake.
    Â»O mein Gott«, flüsterte Garcia, dem klar wurde, worauf Hunter hinauswollte. »Der Killer sucht sich immer die Ängste seiner Opfer aus. Darnell Douglas hatte Angst vor Spritzen.«
    98
    D as riesige Redaktionsbüro war ein Labyrinth aus großen und kleinen Schreibtischen. Bücher, Zettel und Fotos türmten sich auf ihnen und wetteiferten mit überdimensionierten Computerbildschirmen, Telefonen und persönlichen Gegenständen wie gerahmten Familienfotos oder kleinen Plüschtieren um jeden Quadratzentimeter freien Platz. Namensschilder gab es nicht. Niemand hatte den Überblick darüber, wer wo saß oder gerade an was arbeitete. Es summte wie in einem Bienenstock, überall hörte man Fetzen von Telefongesprächen und das Klackern von Tasten. Mehr als zweihundert Menschen arbeiteten hier und legten gerade letzte Hand an Artikel, die am nächsten Tag in der L. A. Times erscheinen würden.
    Claire Andersons Schreibtisch stand im hinteren Teil des Großraumbüros und sah eher aus wie ein Cafétisch als wie der Arbeitsplatz eines Reporters. Dass sie es mit ihrer Serienmörder/Hellseher-Story gestern auf die Titelseite geschafft hatte, änderte nichts an der Tatsache, dass sie immer noch in der Probezeit war. Sicher, der Artikel hatte ihr einige Bonuspunkte eingebracht, aber sie wusste genau, dass es in diesem Metier keinerlei Garantien gab. Die Titelseite von gestern war der kalte Kaffee von heute. Sie musste nachlegen; sie musste die Spannung aufrechterhalten. Ihr Instinkt sagte ihr, dass sich aus der Geschichte noch viel, viel mehr herausholen ließ.
    Ein Killer, wie die Stadt ihn noch nicht gesehen hatte. Aber sie brauchte mehr Informationen. Zu dumm nur, dass sie sich den leitenden Ermittler in dem Fall zum Feind gemacht hatte. Aber sie durfte nicht zulassen, dass ihr die Story durch die Finger glitt, dass jemand sie ihr wegnahm. Sie musste den Aspekt weiterverfolgen, den kein anderer Reporter bislang gefunden hatte: die kleine Hellseherin.
    Am Abend zuvor im Trader Vic’s hatte Claire natürlich sofort geahnt, dass der Anruf, den Hunter am Tisch bekommen hatte, irgendwas mit dem Mädchen zu tun hatte. Aber in der Zeit, die sie gebraucht hatte, um ihren Mantel von der Garderobe zu holen und nach draußen zu rennen, hatte er sich längst aus dem Staub gemacht. Es galt keine Zeit zu verlieren, also war sie in ein Taxi gesprungen und zu dem alten, heruntergekommenen Hotel in Lynwood gefahren, zu dem sie dem Mädchen nach ihrem Treffen mit Hunter und Garcia im Coffeeshop gefolgt war. Aber sie war verschwunden. Der lange, dürre Glatzkopf an der Rezeption hatte Claire in holprigem Englisch mitgeteilt, dass er das Mädchen, das er Monica nannte, seit dem gestrigen Abend nicht mehr gesehen habe.
    Â»Sie ihre Freundin?«, fragte er mit seinem nicht zu identifizierenden ausländischen Akzent. Sein Atem roch nach Schnaps. »Wenn Sie gute Freundin, Sie mir zahlen das Geld, das sie schuldet mir, ja? Sie hat nicht gezahlt die Miete für jetzt drei Wochen lang.«

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