Der Vollstrecker
Rücksitz seines Wagens einen geblasen hatte. Es wurde immer schwieriger, Freier zu finden. Die Arbeit auf dem Strich war nicht ungefährlich und die Bezahlung schlecht, aber den alten, abgehalfterten Huren und den Mädchen, die zu high waren, als dass einer der zahlreichen Escortservices, Massagesalons oder bekannten Zuhälter sie genommen hätte, blieb nichts anderes übrig.
Mit ihren einundzwanzig Jahren konnte man Honey wohl kaum als alt bezeichnen, aber sieben Jahre massiven Heroinmissbrauchs hatten ihr ehemals wunderhübsches Gesicht ruiniert. Geblieben waren hohle Wangen, eingesunkene Augen, pockennarbige Haut, rissige Lippen und ein starrer, trüber Blick.
Honey war als Aisha Kemp im Süden Pasadenas geboren worden. Schon als kleines Kind wurde sie wegen ihrer wunderschönen goldbraunen Haut von allen nur »Honey« genannt. Doch wenn es stimmt, dass Kinder lernen, indem sie sich an den Erwachsenen in ihrer unmittelbaren Umgebung ein Beispiel nehmen, dann war ihr Schicksal schon früh besiegelt.
Ihr Vater war Alkoholiker, der im Wohnzimmer Crack rauchte, während er die kleine Honey in den Schlaf wiegte. Ihre Mutter war so gut wie nie da. Sie ging auf den Strich, und alles, was sie interessierte, war, wie sie an den nächsten Schuss kam. Streitereien zu Hause waren an der Tagesordnung und endeten oft gewalttätig. Niemanden kümmerte es, wenn Honey schrie, weil sie müde war oder hungrig. Ihren ersten Kater hatte Honey mit neun, und kurz nach ihrem zehnten Geburtstag war sie zum ersten Mal high. Mit dreizehn verlor sie ihre Jungfräulichkeit an eine Gruppe Jungs von der StraÃe, und mit vierzehn hing sie an der Nadel.
Genau wie ihre Mutter begriff auch Honey schnell, dass sie ein kostspieliges Hobby hatte. Als sie ihrem Dealer sagte, dass sie kein Geld habe, bot dieser ihr einen Schuss an, wenn sie als Gegenleistung für ihn und seine Freunde die Beine breitmachte. Sie lächelte bloà und nickte.
Plötzlich, im Alter von fünfzehn Jahren, fand Honey sich in einer völlig anderen Welt wieder. Eine Welt, in der die Leute bereit waren, für die Lust, die sie ihnen verschaffen konnte, zu bezahlen. Sie lernte schnell, und eine der ersten Lektionen war, dass sie umso mehr Freier bekam und umso mehr Geld verdienen konnte, je weniger Hemmungen sie zeigte. Schon bald hatte Honey den Ruf weg, dass sie für alles zu haben war. Egal wie schmutzig oder erniedrigend â ihr war nichts zu extrem. Aber dieser Lebensstil gepaart mit übermäÃigem Alkoholkonsum und den täglichen Trips hatte nach nur sechs Jahren ein Wrack aus ihr gemacht.
Ihre einst glatte, strahlende Haut war stumpf; sie war bis an die Grenze der Unterernährung abgemagert, und ihre Haare waren so dünn, dass sie sich nicht mehr ohne Perücke vor die Tür traute. Trotz der Schminke, die sie auftrug, hätte niemand sie als attraktiv bezeichnen können. Die Freier mit Geld suchten nicht auf der StraÃe nach weiblicher Gesellschaft. Sie saÃen gemütlich in ihren Hotelzimmern oder in ihren Limousinen, riefen bei den einschlägigen Agenturen oder Zuhältern an und lieÃen sich ein Mädchen ihrer Wahl frei Haus liefern. Honey war erst einundzwanzig, und trotzdem bekam sie nur noch die betrunkenen, ungewaschenen Freier ab, mit denen sie um jeden Cent feilschen musste.
Der Nieselregen machte alles nur noch schlimmer, und Honey hatte sich schon so gut wie damit abgefunden, dass es an diesem Abend bei den fünfundzwanzig Dollar bleiben würde. Nicht genug für einen Schuss, aber vielleicht konnte sie sich irgendwie mit Cliff einigen. Sie wusste ja, worauf er stand.
Sie hatte gerade ihren roten Lippenstift nachgezogen und den Ãberschuss mit einem Papiertaschentuch abgetupft, als ihr ein Mann auffiel, der sie von der gegenüberliegenden StraÃenseite aus beobachtete. Sie lächelte ihm zu, und der Mann sah wie ertappt zur Seite. Honey hörte schon das Geld in ihren Ohren klimpern, denn sie hatte den Mann sofort als ideale Beute registriert: ein Tourist von auÃerhalb. Sie wartete geduldig, bis er wieder Blickkontakt mit ihr aufnahm, was nach nicht mal fünf Sekunden auch geschah. Honey war Expertin im Flirten, und es dauerte keine Minute, bis sie ihm das einladende Lächeln entlockt hatte, auf das sie aus gewesen war. Sie zog sich den Mantel aus und rückte ihre prallen Brüste zurecht, bevor sie über die StraÃe
Weitere Kostenlose Bücher