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Der Vollstrecker

Der Vollstrecker

Titel: Der Vollstrecker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Carter
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Gesicht.
    Â»Sieh es dir genau an. Erinnerst du dich?«
    Sie war schwach, völlig ausgetrocknet, und in ihrem Kopf drehte sich alles.
    Â»Komm schon, Mandy.« Er schnippte ein paar Mal mit den Fingern. »Konzentrier dich auf das Foto. Erinnerst du dich?«
    Und dann sah sie es.
    Das kann nicht sein!
    Â»Willkommen in deinem Alptraum, Mandy«, flüsterte er rau. »Ich weiß, wovor du Todesangst hast.«
    30
    M anche sagen, die Union Station in Los Angeles sei der letzte große Bahnhof Amerikas. Er wurde im Jahre 1939 gebaut, um die kleineren Bahnhöfe dreier verschiedener Eisenbahngesellschaften zu ersetzen, und auch heute noch ist er ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt. Schon die Fassade bietet einen imposanten Anblick – eine gelungene Mischung aus spanischem Kolonialstil und maurischen Elementen mit Anklängen an den späten Art déco. Aber noch schöner ist die aufwendig restaurierte Bahnhofshalle mit ihren original historischen Lampen, den prächtigen Einlegearbeiten im Fußboden und den gefliesten Wänden.
    Im Bahnhof herrscht ein ständiges Gewimmel von Pendlern und Touristen, und an diesem Tag schien er noch voller als sonst.
    Das Mädchen rannte so schnell es konnte. Immer wieder musste sie Haken schlagen, um nicht mit anderen Leuten zusammenzustoßen. Menschen strömten in alle Richtungen, und alle schienen es eilig zu haben. Sie wich erfolgreich einer dicken Frau mit Kinderwagen aus, nur um gleich darauf ein kleines Mädchen in Schuluniform anzurempeln, das seinen Eltern abhandengekommen sein musste. Als sie endlich die Rolltreppe erreicht hatte, die ins Untergeschoss führte, war sie verschwitzt und außer Atem.
    Â»Entschuldigung«, rief sie immer wieder gehetzt, während sie sich an den Leuten auf der Rolltreppe vorbeiquetschte.
    Sie sah, wie sich die Türen des Zuges schlossen, gerade als sie auf den Bahnsteig gestolpert kam.
    Â»Nein, nein! Verdammt noch mal!«
    Sie stürzte auf die U-Bahn zu, obwohl sie wusste, dass es keinen Sinn hatte.
    Â»Schon wieder zu spät … Scheiße!«, zischte sie. »Das hat mir gerade noch gefehlt.«
    Ihr Blick hetzte hin und her auf der Suche nach einem Fahrplan. Die nächste U-Bahn kam erst in fünfzehn Minuten. Obwohl gerade ein Zug abgefahren war, herrschte auf dem Bahnsteig noch immer dichtes Gedränge.
    Wo wollen die überhaupt alle hin, verflucht? , fragte sie sich wütend und sah sich um. Ihr Blick glitt über einen leeren Plakatschaukasten hinweg, in dessen Glas sich schemenhaft ihr Spiegelbild abzeichnete. Der Pferdeschwanz, zu dem sie ihre langen braunen Haare zusammengebunden hatte, sah noch einigermaßen ordentlich aus, aber auf ihrer Stirn glänzten Schweißperlen, und ihre Nase war von der Kälte und der körperlichen Anstrengung gerötet. Sie musste dringend ihr Make-up auffrischen.
    Oben auf der Hauptebene wimmelte es von Menschen. Touristen schlenderten umher und bestaunten selbstvergessen die Lichter und riesigen Christbaum­kugeln an der Decke. Sie selbst hatte der farbenfrohen Weihnachtsdekoration bislang noch keine Beachtung geschenkt. Sie erinnerten sie bloß an ihre Heimatstadt und an ihr Elternhaus – und beides wollte sie um jeden Preis vergessen. Sie sah auf die Uhr, bevor sie sich zur Damentoilette am hinteren Ende des Saals aufmachte. Diesmal konnte sie sich Zeit lassen. Ein großer, dünner Mann mit rotem Aktenkoffer bedachte sie mit einem schmierigen Lächeln, und ihr ganzer Körper erschauerte unwillkürlich.
    Â»Meine Damen und Herren« , kam eine Stimme aus den Lautsprechern. »Aufgrund einer Signalstörung am Pershing Square wird der nächste Zug der roten Linie voraussichtlich mit fünf Minuten Verspätung eintreffen. Wir danken für Ihr Verständnis.«
    Â»Super«, knurrte sie. »Was für ein Scheißtag.«
    Mit einem Mal spürte sie, wie sich ihre Brust in der Nähe des Herzens zusammenzog. Eine brennende Hitze breitete sich mit rasender Geschwindigkeit in ihrem ganzen Körper aus, und sie bekam kaum noch Luft. Die Bahnhofshalle begann sich zu drehen. Winzige Lichtpunkte tauchten vor ihren Augen auf, die immer größer und größer wurden, bis sie schließlich gar nichts mehr sah bis auf ein grelles weißes Licht. Und dann geschah es.
    Das grelle Licht verschwand und machte körnigen Schwarzweißbildern Platz, wie Szenen aus einem alten Film. Aber das, was

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