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Der Vollstrecker

Der Vollstrecker

Titel: Der Vollstrecker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Carter
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sie sah, war kein Hollywoodklassiker.
    Â»O Gott, nein.« Tränen erstickten ihre Stimme. »Bitte nicht schon wieder …«
    Die Bilder dauerten nur ein paar Sekunden, aber das war lange genug, um sie in Todesangst zu versetzen.
    Ihre Nase begann zu bluten. In ihrem Magen begann es zu brodeln, und sie spürte, wie ihr die Galle hochstieg. Sie musste zur Toilette, sofort.
    Â»Bitte … Hilfe … irgendjemand …« Ihre Lippen bewegten sich, aber kein Laut kam heraus. Die Beine knickten unter ihr weg, und sie fiel auf die Knie, als sich ihr Magen krampfartig zusammenballte. Mitten in der Haupthalle der Los Angeles Union Station übergab sie sich.

31
    H unter lebte allein. Er hatte nie geheiratet, und die wenigen festen Beziehungen, die er gehabt hatte, waren nie von Dauer gewesen. Anfangs zeigten die Frauen, mit denen er sich traf, immer Verständnis für seine Arbeit und dafür, dass er oft wenig Zeit hatte. Aber früher oder später wollten sie mehr. Viel mehr, als er zu geben bereit war. Und obwohl er sich manchmal einsam fühlte, passten langfristige Beziehungen einfach nicht in sein Leben. Dementsprechend bestand Hunters Sexleben ausschließlich aus One-Night-Stands und kurzen zwanglosen Affären. Davon allerdings hatte er reichlich.
    Er war gern allein. Er fühlte sich wohl in seinem spartanisch eingerichteten Apartment. Ein gutes Buch und ein doppeltes Glas Single Malt aus seiner umfangreichen Sammlung waren alles, was er für einen gemütlichen Abend brauchte.
    Aber heute war es anders. Es war noch nicht mal zwei Tage her, seit sie Vater Fabians Leiche gefunden hatten, aber der Druck war schon jetzt riesengroß. Er verspürte den Drang, auszugehen und anderen Leuten dabei zuzuschauen, wie sie redeten, lachten und unbeschwert ihr Leben genossen. Die Welt der Toten einen kurzen Moment lang zu vergessen.
    Das Nachtleben von Los Angeles ist bunt und aufregend. Von angesagten Luxusclubs, in denen sich die A-Prominenz tummelt, bis hin zu finsteren Undergroundbars ist alles vorhanden. Es gibt Bars und Lounges zu jedem nur erdenklichen Thema. Man kann seinen Cocktail auf einer Krankenstation von Kellnerinnen in hautengen schwarzen Schwesternuniformen serviert bekommen oder in einem traditionellen Irish Pub, wo der Barmann das Guinness noch ohne Hast zapft und zum Abschluss ein vierblättriges Kleeblatt in den Schaum malt.
    Hunter wollte keinen Lärm und nichts Verrücktes, also schieden sämtliche Bars mit Livemusik und DJ aus. Außerdem hatte er beschlossen, in Downtown L. A. zu bleiben, womit auch die zahlreichen Strandbars wegfielen. Schließlich entschied er sich für das Golden Gopher in der West Eighth Street. Die ruhige und entspannte Atmosphäre war genau das, was er jetzt brauchte.
    Um neun Uhr abends war die Bar gut besucht, aber nicht überfüllt. Hunter suchte sich einen Platz an der Theke und bestellte einen Single Malt. Der Barkeeper, ein großer Puerto Ricaner mit sorgfältig getrimmtem Ziegenbärtchen, ließ zwei Eiswürfel in den Whisky plinkern, bevor er ihm das Glas hinschob. Hunter sah zu, wie sie knackten und Risse bekamen, während er in Gedanken weiter systematisch den Fall analysierte. Zwei Tage, und sie hatten noch nicht die geringste Spur.
    Er leerte den Scotch in einem Zug, dann fiel sein starrender Blick auf eine Gruppe, die sich um einen alten »Space Invadors«-Spielautomaten scharte. Ohne dass er es bemerkte, goss ihm der Barkeeper nach und schob ihm das Glas wieder hin.
    Â»Wow, Sie sind aber schnell«, meinte Hunter erstaunt.
    Â»Der hier ist bezahlt.«
    Hunter runzelte fragend die Stirn.
    Â»Die Dame am Tisch ganz hinten rechts«, sagte der Barkeeper mit einer diskreten Neigung des Kopfes.
    Hunter drehte sich um. Eine große, attraktive Brünette saß allein an einem Tisch. Die Haare fielen ihr in seidigen Locken über die Schultern, sie hatte leicht gebräunte Haut und verführerische braune Augen. Die zwei obersten Knöpfe ihrer cremefarbenen Bluse waren geöffnet und gaben den Blick auf ein atemberaubendes Dekolleté frei.
    Hunter hob sein Glas und nickte ihr zu, um sich für den Drink zu bedanken.
    Sie fing seinen Blick auf und zwinkerte ihm lächelnd zu, wobei sie ihn mit einer Geste einlud, sich zu ihr zu setzen.
    Â»Heute ist Ihr Glückstag«, lautete der Kommentar des Barkeepers.
    Â»Macht sie das öfter?«
    Â»Keine Ahnung. Hab sie

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