Der Vollstrecker
Actionpainting verwandelt. Das ist das Verhalten eines waschechten Psychopathen, nicht eines Täters, der nur einmal tötet, das wissen Sie so gut wie ich. Die ganze Sache war sorgfältig geplant. Ich glaube, er wirdâs wieder tun â oder er hat es vorher schon mal getan. Was meinen Sie?«
Hunter schmunzelte. »Clever. Ihre Frage als Meinung formulieren, um mich so zu einem Kommentar zu verleiten. Haben Sie das im Journalistikseminar gelernt?«
Claire fuhr sich mit der linken Hand durchs Haar. »Zwei Semester Psychologie an der Idaho State University.«
»Sie kommen aus dem Kartoffelstaat?«
»Idaho hat mehr zu bieten als bloà Kartoffeln«, gab sie eingeschnappt zurück.
»Ganz bestimmt.«
»AuÃerdem habe ich Ihr Buch gelesen.«
Hunter sah auf und lieà zu, dass das Schweigen sich dehnte. »Ich habe nie ein Buch geschrieben«, meinte er schlieÃlich kühl und schüttelte den Kopf.
»Also gut, Ihre Dissertation über kriminelle Verhaltensmuster. Sie wurde als Buch veröffentlicht, und sie ist nach wie vor Pflichtlektüre an der FBI-Akademie.« Claire bemerkte Hunters fragenden Blick. »Ich war mal mit einem FBI-Trainee zusammen«, erklärte sie gleichgültig. »Die Arbeit war ziemlich sperrig zu lesen, aber sehr informativ. Kein Wunder, dass jeder FBI-Profiler sie auswendig kennt. Es überrascht mich, dass man Ihnen an der Akademie keine Dozentur angeboten hat.«
Sie hat die Taktik gewechselt , dachte Hunter. Jetzt versucht sieâs mit der Schmeichel-Methode.
»AuÃerdem habe ich mir kurz Ihre Biographie angeschaut«, fuhr sie fort. »Ein Genie, ein Wunderkind. Sie haben die Mirman School für Hochbegabte besucht, die Uni in Rekordzeit abgeschlossen und mit dreiundzwanzig Ihren Doktor gemacht â beeindruckend. Wieso ist jemand wie Sie Detective und nicht Millionär?«
Die Jukebox begann einen Song von Guns Nâ Roses zu spielen.
»Meine Lebensgeschichte ist mit Sicherheit nicht der Stoff für einen Bestseller.«
»Ich will ja auch gar keinen Bestseller schreiben«, entgegnete sie lässig. »Aber noch mal zu Ihrem Buch â es war wirklich überaus faszinierend. Insbesondere der Teil über Ritualmorde. Ich glaube, Sie treffen mit Ihren Theorien genau ins Schwarze, aber da ist etwas, was ich nicht ganz verstehe.«
»Und das wäre?«
»Falls Sie nicht inzwischen Ihre Meinung radikal geändert haben oder bereit sind, Ihrer eigenen These zu widersprechen, glauben Sie keinesfalls, dass es sich bei dem Mord in der Kirche um eine Einzeltat handelt. Hab ich recht?«
»Sehen Sie, Sie tun es schon wieder«, sagte Hunter anstelle einer Antwort. »Sie drängen mir Ihre Gedanken auf und erwarten, dass ich Ihnen zustimme oder widerspreche.«
»Robert, zieren Sie sich doch nicht so. Wir können bei dieser Story doch zusammenarbeiten. Ich verspreche Ihnen, ich gebe mein Bestes. Ich kann Sie berühmt machen.«
Hunter lachte, lehnte sich zurück und schlug die Beine übereinander. »Berühmt?«
»Sie sind ein ausgezeichneter Detective. Das weià ich, weil ich alles über Sie recherchiert habe. Ihre Aufklärungsquote, vor allem, was schwierige Fälle angeht, ist unübertroffen, aber niemand auÃer einer Handvoll Leute weià davon. Sie haben mehr Anerkennung verdient. Los Angeles sehnt sich nach einem Helden.«
Hunter nippte bedächtig an seinem Scotch. Claire Anderson war eine Meisterin im SüÃholzraspeln, das musste man ihr lassen. »Ich bin glücklich so, wie die Dinge sind«, sagte er. »Ich will kein Held sein. Und berühmt sein will ich auch nicht.«
»Sie sind glücklich? Das nehme ich Ihnen nicht ab.«
Hunter verschränkte die Arme vor der Brust. »Ich mag mein Leben so, wie es ist. Ich bin gerne â¦Â«
»Der einsame Wolf?«
Hunter schwieg.
»Okay.« Claire lehnte sich vor und stellte beide Ellbogen auf dem Tisch auf. »Ganz im Vertrauen, sozusagen inoffiziell. Beantworten Sie mir nur eine Frage â nicht als Cop, sondern als Kriminalpsychologe und nur um meine Neugier zu befriedigen.«
Hunter hob fragend eine Braue. »Inoffiziell?«
»Ja. Versprochen.«
»SchieÃen Sie los.«
»Angenommen, Sie würden nicht in diesem Fall ermitteln, sondern ihn bloà studieren. Wenn Sie ein Täterprofil erstellen müssten, und zwar allein aufgrund
Weitere Kostenlose Bücher