Der Vollstrecker
ging Hunter persönlich alle Hinweise durch, die über den Tag hinweg bei der anonymen Telefonhotline eingegangen waren.
»Nichts. Ãber zweihundert Anrufe, alles Bullshit.«
Es klopfte an der Tür.
»Herein«, rief Hunter.
Officer Hopkins trat ein, in der Hand eine blaue Plastikmappe. Auch er sah übernächtigt aus.
»Ich habe hier einige vorläufige Ergebnisse zu den Recherchen, die ich machen sollte.«
Bevor er weiterreden konnte, hob Hunter die Hand. »Ich glaube, wir könnten alle eine kleine Auszeit vom Büro und vom Bildschirm gebrauchen. Das Wetter drauÃen ist ganz passabel, warum fahren wir nicht nach Little Tokyo einen Kaffee trinken? Ein Tapetenwechsel tut uns bestimmt gut.«
»Ich bin dabei.« Garcia hob die Hand.
»Klar. Ich liebe die Gegend.« Hopkins nickte.
Das kleine Viertel Little Tokyo im Stadtzentrum von Los Angeles befindet sich in unmittelbarer Nähe des Parker Center, in dem das Morddezernat des LAPD untergebracht ist. Es ist eins von nur drei japanischen Stadtvierteln in den Vereinigten Staaten, und wenn man japanisches Essen mag, ist man nirgendwo in L. A. besser aufgehoben.
Hopkins schlug vor, ins Poppy zu gehen, einem Coffeeshop am südlichen Ende von Little Tokyo. Er hatte schon mehrfach dort gegessen, und der Kaffee war der beste weit und breit.
Trotz der frühen Stunde war das Café brechend voll. Die drei bestellten jeder einen Kaffee schwarz, Hopkins lieà sich dazu noch einen Donut mit Schokostreuseln geben.
»Die sollten Sie unbedingt mal probieren«, sagte er, als sie es sich am letzten freien Tisch gleich neben der Tür bequem gemacht hatten. »Die machen so satt, dass sie eigentlich eine eigene Nahrungsgruppe sein müssten.«
Sowohl Garcia als auch Hunter lehnten dankend ab.
»Guten Appetit.« Hunter schmunzelte über Hopkinsâ Begeisterung, dann beobachtete er mit leicht verstörter Miene, wie dieser vier Stück Zucker in seinen Kaffeebecher plumpsen lieÃ. »Also, was haben Sie bis jetzt rausgefunden?«, fragte er.
»Nicht sehr viel.« Sein Frust war Hopkins deutlich anzuhören. »Ich habe die Fälle recherchiert, um die Sie mich gebeten hatten: alle Straftaten der letzten fünf Jahre, die irgendwas mit Kirchen zu tun hatten.« Er zog ein paar Blätter aus seiner Mappe und fing an, sie umständlich zu ordnen. »Es gibt Vandalismus, Sprayer, ein paar eingeschlagene Scheiben, Diebstahl, ein paar Fälle von versuchter Brandstiftung â aber keine Gewalt gegen Geistliche. Nur ein paar vergewaltigte Nonnen.«
»Das fällt nicht in die Kategorie, nach der wir suchen.« Hunter trank zu hastig von seinem Kaffee und verbrühte sich den Gaumen.
»Ich weiÃ, aber trotzdem â das ist wirklich abartig.« Hopkins biss herzhaft in seinen Donut und wischte sich danach mit einer grünen Papierserviette die Schokoladenstreusel von der Lippe. »Was die zweite Sache angeht, Morde mit rituellem Charakter und Folter â die Liste ist lang.«
Nichts anderes hatte Hunter erwartet.
»Dann habe ich die Suchergebnisse anhand der Kriterien gefiltert, die Sie mir genannt hatten. Erstens: Täter, die noch auf freiem Fuà sind, und zweitens: die Einbeziehung von Tieren.«
»Und was haben Sie rausgefunden?«
»Hässliche Morde mit viel BlutvergieÃen gab es ziemlich viele. Die meisten wurden aber Gangs zugeschrieben â Revierkämpfe oder Drogenkriege. Abgesehen davon, dass sie extrem blutig sind, haben sie keinerlei ritualistische Charakteristika.«
»Und Tiere?«, fragte Garcia und blies auf seinen Kaffee.
»Gibt es, aber keine Hundeköpfe. Innerhalb der letzten fünf Jahre habe ich nur einen einzigen Fall gefunden, wo der Täter einen Tierkopf am Tatort zurückgelassen hat, und das war ein Pferdekopf.«
»Italienische Mafia«, stellte Hunter fest.
»Genau das wird vermutet. Der Fall wurde aber nie aufgeklärt.«
»Was sonst noch?«, fragte Garcia, gerade als Hopkins erneut von seinem Donut abbiss. Sie mussten warten, bis er gekaut und heruntergeschluckt hatte.
»Alles Mögliche. Ratten, Schweine, Tauben, Katzen â aber Hühner sind am beliebtesten. Vor allem ihr Blut. Wird oft in der schwarzen Magie verwendet â Voodoo. Aber diese Morde gehen fast alle auf das Konto von Jamaikanern oder â¦Â«
»Brasilianern.« Garcia
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