Der Vollstrecker
nickte.
»Brasilianern?« Hunter drehte sich verdutzt zu seinem Partner um.
»Ja, in Brasilien gibt es so was Ãhnliches wie Voodoo, dort heiÃt es Macumba. Ein Ãberbleibsel der Sklaven, die aus Afrika nach Brasilien verschleppt wurden.« Garcia schüttelte den Kopf, wie um anzudeuten, dass er die anderen nicht mit historischen Details langweilen wolle. »Der Kult kennt viele Rituale, und einige davon erfordern die Tötung eines Huhns, entweder als Schlachtopfer oder um ihr Blut zu verwenden.«
»Ich habe stundenlang im Internet gesurft«, fuhr Hopkins kopfschüttelnd fort, »um einen Grund dafür zu finden, dass jemand den Kopf einer Leiche durch einen Hundekopf ersetzt, aber ich habe rein gar nichts gefunden. Und ich habe bei jeder Tierschutzorganisation in Los Angeles angerufen. Nirgendwo ist der Kadaver eines Mischlingshundes ohne Kopf gefunden worden. Ich suche weiter, aber im Moment sieht es so aus, als wäre das eine EinbahnstraÃe.«
Hunter rieb sich mit beiden Händen das Gesicht. Er hatte sich am Morgen nicht rasiert, und seine Bartstoppeln kratzten an seinen Handflächen.
»AuÃerdem habe ich mich mit den Detectives in den anderen Bezirken in Verbindung gesetzt, wie Sie gesagt haben«, fuhr Hopkins fort. »Enthauptung, Hundeköpfe, nummerierte Leichen â nichts. Falls der Killer wirklich schon zwei Opfer auf dem Gewissen hat, sind sie noch nicht aufgetaucht.«
34
S obald sie wieder im Büro waren, nahm Garcia sich ein weiteres von Vater Fabians Tagebüchern vor.
»Bist du in einem von den Büchern zufällig auf Passagen gestoÃen, in denen Vater Fabian auf einen Alptraum anspielt, den er seit Jahren hat?«, erkundigte sich Hunter, der ebenfalls eines der in Leder gebundenen Bücher aufschlug.
»Ja, bin ich.« Garcia suchte nach einem ganz bestimmten Buch. »Ich wollte dich schon dasselbe fragen. Irgendein immer wiederkehrender Traum, der ihm offenbar sehr zugesetzt hat.«
»Genau.«
»Ich habâs mir aufgeschrieben. Hier ist es.« Er hatte das Buch gefunden und schlug es auf einer markierten Seite auf. »Hier, hör dir das mal an.«
Drei Uhr morgens. Ich bin gerade aufgewacht und konnte minutenlang kaum atmen. Meine Hände zittern immer noch, und mein Schlafanzug ist nassgeschwitzt. Ich habe viel zu viel Angst, um wieder einzuschlafen. Fürchte mich davor, die Augen zuzumachen. Es war wieder derselbe Traum. All die Jahre, und er kommt immer und immer wieder. Warum, Herr? Warum werde ich von diesen Bildern heimgesucht? Sollen sie mich warnen vor dem, was kommen wird?
»Ich hatte mehrere Stellen, die ganz ähnlich sind«, sagte Hunter.
»Er scheint ständig denselben Traum gehabt zu haben.« Garcia legte das geöffnete Tagebuch auf den Schreibtisch. »Na ja, vielleicht hat es ja auch gar nichts zu bedeuten.« Er zuckte mit den Schultern. »SchlieÃlich haben wir alle hin und wieder mal Alpträume.«
Hunter lehnte sich in seinem Stuhl zurück. »Aber kennst du Leute, die regelmäÃig aus ein und demselben Alptraum aufwachen, schweiÃgebadet sind, unter Atemnot leiden und sich so sehr fürchten, dass sie danach nicht wieder einschlafen können?«
Garcia dachte kurz nach, bevor er Hunter schlieÃlich mit einem knappen Nicken recht gab.
»Träume, die so eine heftige Wirkung auf den Menschen haben, haben ihren Ursprung fast immer in der Realität, in welcher Form auch immer.«
»Ich weià nicht genau, ob ich verstehe, was du damit meinst.«
»Wenn man einen Traum hat, der reine Phantasie ist«, begann Hunter, »zum Beispiel â was weià ich â über einen feuerspeienden Drachen. Egal wie schlimm der Traum an sich auch ist, das Unterbewusstsein weiÃ, dass er bloÃe Einbildung ist. So ein Traum macht einem vielleicht Angst, aber er löst in aller Regel keine PanikÂattacke aus.«
»Wenn man aber einen Traum hat, dessen Wurzeln in der Wirklichkeit liegen â zum Beispiel, dass man brutal erstochen wird â¦Â« Garcia hatte Hunters Gedankengang aufgegriffen und führte ihn weiter. »⦠dann würde das Unterbewusstsein wissen, dass einem so etwas tatsächlich passieren könnte.«
Hunter nickte. »Die meisten schweren Alpträume sind Versionen realer traumatischer Erlebnisse. Wir haben keinerlei Kontrolle über sie.« Er deutete auf das aufgeschlagene Buch.
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