Der Vollstrecker
dessen, was Sie in der Kirche gesehen haben, würde dieses Profil nicht von einem Täter ausgehen, der aller Wahrscheinlichkeit nach erneut töten wird oder in der Vergangenheit bereits getötet hat oder beides?«
Hunter lachte gepresst. »Sie können es einfach nicht lassen, oder?«
»Sonst wäre ich ja wohl keine gute Reporterin.« Die Antwort kam mit einem koketten Augenzwinkern.
Hunter leerte seinen Drink und stellte das Glas mit einem nachdrücklichen »Klonk!« auf dem Tisch ab. Claire tat dasselbe.
»Noch eine Runde?«, fragte sie.
Hunter warf unschlüssig einen Blick auf die Uhr.
»Kommen Sie schon, schlieÃlich wartet nicht Ihre Frau zu Hause, oder?«
»Irgendwas sagt mir, dass Sie die Antwort auf die Frage bereits kennen.«
Sie lachte stillvergnügt. »Wie gesagt, ich habe Ihnen ein bisschen hinterherspioniert.« Ihr musste klargeworden sein, wie ihre Worte geklungen hatten, denn sie beeilte sich, zurückzurudern. »Also, nicht wie ein Stalker. Recherchen sind ein wichtiger Teil meiner Arbeit.«
Schweigen.
»Kommen Sie, die Runde geht auf mich. Ich verspreche Ihnen auch, dass ich keine Fragen mehr zu Ihrem Fall stelle.«
Hunter schnitt eine Grimasse. »Irgendwie fällt es mir schwer, das zu glauben.«
»Ich sage Ihnen was«, meinte Claire und stand auf. »Ich habe einen Deckel hier. Bestellen Sie, was immer Sie wollen, und holen Sie mir noch einen Gin Tonic, während ich kurz verschwinde. Wir trinken noch ein Glas, und danach gehen wir vielleicht woanders hin. Meine Mitbewohnerin ist übers Wochenende verreist.« Ein verführerisches Lächeln umspielte ihre Lippen.
Wow. Sie ist echt bereit, bis zum ÃuÃersten zu gehen. Hunter war sich ziemlich sicher, dass Claire eine phantastische Liebhaberin war, aber zweifellos wäre ihr Engagement im Bett direkt proportional zu dem Insiderwissen, das sie ihrem Gespielen zu entlocken hoffte. In Wirklichkeit hatte sie Sex mit den Informationen, nicht mit dem Mann dahinter.
»Hören Sie, Claire, Sie sind eine sehr attraktive Frau. Ich bin sicher, Sie wissen, dass Sie unter allen Männern hier in der Bar die freie Auswahl hätten.«
»Und ich habe Sie ausgesucht.«
Hunter lachte. »Das schmeichelt mir. Aber es wäre aus dem falschen Grund, und das wissen Sie.«
»Manchmal sind die falschen Gründe ja die besten.«
»Und an den meisten Abenden würde ich das genauso sehen. Aber heute muss ich leider ablehnen.«
»Sie geben mir einen Korb?« Sie klang ehrlich gekränkt.
»Nicht wirklich.« Hunter dachte einen Moment lang nach. »Wir können es gerne auf später verschieben, wie wäre das? Sobald der Fall abgeschlossen ist, lade ich Sie zum Essen ein. Mal sehen, ob Sie mich dann immer noch mit nach Hause nehmen wollen.«
33
I n dieser Nacht brachte Hunter es nur auf dreieinhalb Stunden Schlaf. Obwohl er schon seit vier Uhr dreiÃig auf den Beinen war, kam er erst um kurz nach acht ins Büro. Garcia saà bereits an seinem Schreibtisch und las in einem von Vater Fabians Tagebüchern. Seine Augen waren blutunterlaufen und hatten dunkle Ringe.
»Wann bist du denn gekommen?«, fragte Hunter ihn, als er die Tür hinter sich schloss.
Garcia lieà das Tagebuch sinken, lehnte sich in seinem Stuhl zurück und massierte sich den steifen Nacken. »Halb acht, aber ich war fast die ganze Nacht auf und habe gelesen.«
Hunter nickte. »Ja, ich auch.«
Erst jetzt fiel Garcia auf, dass sein Partner zwei Tagebücher unter dem Arm trug. »Und? Wie weit bist du gekommen?« Mit einem Nicken deutete er auf die Bücher.
»Ich habe beide durch.« Hunter legte sie auf seinem Schreibtisch ab.
»Du hast in einer Nacht vierhundert Seiten gelesen?«, fragte Garcia fassungslos.
»Ich lese viel, ich lese schnell, und ich schlafe wenig.«
»Hast du was gefunden?«
»Nichts, was uns wirklich bei den Ermittlungen weiterbringen könnte. Aber Vater Fabian war ein Mann mit vielen Problemen, so viel steht fest.« Hunter lehnte sich gegen seinen Schreibtisch und bohrte die Hände tief in die Hosentaschen. »Er hatte Selbstmordgedanken â und das mehr als einmal.«
Garcia rieb sich mit den Fingerspitzen über die Augen. »Langsam fange ich schon an zu schielen. Und ich habe noch rein gar nichts gefunden. Was ist mit der HotÂline?«
Jeden Abend, bevor er nach Hause fuhr,
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