Der Vollstrecker
Sie möchten.«
»Sind diese Mittel leicht zu beschaffen?« Garcias Frage.
»Ziemlich leicht. AuÃerdem sind das nur die gängigsten Mittel, die keine Irritation der Schleimhäute hervorrufen. Es gibt noch wesentlich mehr Inhalationsanästhetika, und ich glaube kaum, dass sich der Täter darum geschert hat, ob sein Opfer vielleicht ein paar leichte Säureverbrennungen von dem feuchten Tuch davonträgt. Er hätte alles Mögliche benutzen können.«
»Na groÃartig.«
»Aufgrund des Zustandes der Leiche können wir nicht sagen, ob sie sexuell missbraucht wurde, aber ich glaube es eher nicht.«
Hunter pflichtete ihm bei. »Welche Befriedigung der Mörder auch immer sucht, sie ist nicht sexueller Natur.«
»Die allerschlimmste Folter ist in diesem Fall unsichtbar.«
»Was meinen Sie?« Garcia machte groÃe Augen.
»Die Verbrennungen an Haut und Muskelgewebe haben ihr höllische Qualen bereitet, keine Frage, aber was der Killer darüber hinaus noch getan hat â das, was sie am Ende getötet hat â, war, sie bei lebendigem Leibe durchzugaren.« Dr. Winston hielt kurz inne, um das, was er gesagt hatte, sacken zu lassen. »Wenn man jemanden lange genug vor ein Feuer setzt, ohne dass sich die Person bewegen kann oder Wasser zugeführt bekommt, fangen früher oder später seine inneren Organe an zu kochen.«
»Um Himmels willen.« Garcia fuhr sich mit beiden Händen durch die Haare und verschränkte dann die Finger hinten im Nacken.
»Leber, Nieren, Bauchspeicheldrüse, Magen, Lunge, Herz â jedes Organ im Körper ist von der Austrocknung und dem konstanten Temperaturanstieg betroffen.« Der Rechtsmediziner biss sich auf die Lippe und schüttelte voller Abscheu den Kopf. »Ihr Blut hat im wahrsten Sinne des Wortes gesiedet.«
Hunter musste kurz durchatmen.
»Ihre Leber und Nieren waren noch heiÃ, als ich sie während der Obduktion entnommen habe. Jedes Organ, das ich untersucht habe, wies gravierende Schäden aufgrund von Hitze und Dehydrierung auf. In gewissem Sinne war es wie ein Wettrennen â zu sehen, welches Organ als erstes platzt.«
Schweigen senkte sich über den Raum, und Hunters Blick glitt wieder zum Gesicht der Frau.
»Tja, das war wirklich raffiniert«, sagte Dr. Winston, der Hunters Blick gefolgt war. »Teuflisch, aber trotzdem genial.«
»Sie meinen, wie er ihr Gesicht zum Schmelzen gebracht hat?«, fragte Garcia und spürte, wie sein Magen sich erneut zusammenkrampfte.
»Wie er den Effekt erzielt hat, um exakt zu sein. Haut schmilzt nicht.«
»Habe ich mir sagen lassen.« Garcia seufzte. »Also, wie hat der Killer es angestellt?«
»Indem er Brandbeschleuniger benutzt hat.« Dr. Winston hielt inne und hob den rechten Zeigefinger, wie um die folgende Aussage besonders zu unterstreichen. »Genauer gesagt sieht es so aus, als hätte er eine KomÂbiÂnaÂtion von Brandbeschleunigern benutzt. Und hier kommen wir zum genialen Teil.«
Hunter zog ein Gesicht, als könne er es gar nicht erwarten, die Einzelheiten zu erfahren.
»Auch hier gilt: Ich brauche noch die endgültige Bestätigung aus dem Labor. Aber ein erster Test hat gezeigt, dass der Täter etwas ganz Gewöhnliches wie Schweinefett benutzt haben könnte.«
»Wollen Sie uns auf den Arm nehmen?«
»Mitnichten. Handelsübliches Schmalz aus dem Supermarkt.«
»Damit wäre â¦Â«
»Ihr Gesicht frittiert worden«, vollendete der Doktor Hunters Satz.
»Okay, aber den Schmelz-Effekt hätte es nicht verursacht.« Hunter beugte sich vor, um sich ihr entstelltes Gesicht näher anzusehen.
»Nein, das stimmt.«
»Also?« Er trat einen Schritt zurück, als der beiÃende Geruch ihm Tränen in die Augen trieb.
»Also brauchen wir definitiv die Laborergebnisse, aber es sieht so aus, als hätte der Täter eine Kombination aus Schweinefett und irgendeinem Gummigemisch verwendet.«
»Gummi?«, widerholte Garcia stirnrunzelnd.
Dr. Winston nickte. »Möglicherweise Latex, wie es für kosmetische Effekte beim Film verwendet wird. Eigentlich ziemlich schlau. Das Gummigemisch legt sich wie ein Klebstoff über die Haut.« Der Doktor fuhr sich mit den Fingern von oben nach unten über das Gesicht. »In der Hitze schmilzt es und läuft das Gesicht des Opfers hinab, wodurch
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