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Der Vorfahr: Eine Seele in der Steinzeit (German Edition)

Der Vorfahr: Eine Seele in der Steinzeit (German Edition)

Titel: Der Vorfahr: Eine Seele in der Steinzeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Günter W. Hohenester
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Mann wohnen zu dürfen, der solch reiche Kenntnisse besaß. Das Große alte Mammut hatte recht gehabt. Hier, in der Nähe der heißen Quelle würde ich Belehrung erfahren. Belehrung brauchte ich, denn viele Fragen bedrängten mich, sodass ich gar nicht wusste, welche ich als Erste stellen sollte.
    Der Schamane hatte mein Verlangen nach Belehrung erkannt. Aber er vertröstete mich.
    »Die Sammlung zeige ich dir später. Die Konstruktion der Hütte stammt aus meiner Heimat. Ich komme aus dem flachen kalten Land, das vier Mondreisen von hier in Richtung Sonnenaufgang liegt. Dort wachsen keine Bäume. Nur niedriges Gestrüpp. Holz ist sehr rar in jenem Land. Aber große Mammutherden bevölkern die weite Ebene. Ihre Knochen müssen dort das Holz ersetzen.«
    Seine Worte erklärten mir auch seine Neigung, allem, was aus Holz war, besondere Beachtung zu schenken. Die fast ausschließliche Verwendung von Holz war für ihn genau so überraschend, wie für mich dieses eindrucksvolle Gebäude aus gebleichten Knochen.
    Nachdem mir der Schamane eine der Liegestätten als Nachtlager zugewiesen hatte, traten wir wieder vor die Tür.
    Das Feuer war heruntergebrannt. Die Sonne stand am Himmel. Der Frühnebel hatte sich vollständig aufgelöst. Ein wunderschöner Tag stand uns bevor.
    »Ich muss jetzt zu einem Kranken«, sagte der Schamane. Du hattest sicher eine schlechte Nacht auf dem Berg. Ruhe dich aus. Du kannst ruhig schlafen. Die Murmeltiere halten Wache. Wenn ich zurück bin, können wir uns weiter unterhalten.«
    Er warf sich ein bereitliegendes Bündel über die Schulter, griff sich einen langen Stab und verschwand auf der Schattenseite der Hütte. Ich war neugierig auf die Landschaft dahinter. Also folgte ich ihm.
    Nicht weit hinter der Hütte fiel der Hügel steil ab. In der Tiefe öffnete sich ein lang gestrecktes Tal. Wälder und Höhenrücken verbargen kleinere Senken und Schluchten. An einem fernen Hang sah ich Rentierherden grasen. Am Horizont liefen die alles begrenzenden Berge weit auseinander. Das Silberband eines Flusses blinkte in der Sonne.
    Ich hielt nach dem Schamanen Ausschau. Er sprang, den Stab als Stütze benutzend, in wildem Galopp, kurze Haken schlagend den steinigen Hang hinab. Er war dabei so geschickt, dass sich kaum ein Stein aus dem Geröll löste. Unten angekommen drehte sich seine winzige Gestalt noch einmal herum. Er winkte mir zu und verschwand zwischen dunklen Fichten.
    Meinen Platz an der Feuerstelle hatte die Sonne inzwischen warm gehalten. Ich setzte mich. Vogelgezwitscher klang herauf. Hoch über mir kreiste ein Bussard. Schön war es hier. Meinem Ziel, der heißen Quelle war ich schon ganz nahe. Der Schamane schien ein wunderbarer Mann zu sein. Freude erfüllte mich. Ich hatte Lust zu tanzen und zu hüpfen. Aber dann erinnerte ich mich meiner zerschundenen Füße und besann mich eines Besseren.
    Wie war das gewesen? Die Hände öffnen und die Kraft des Alles Bewegenden empfangen. Wenn ich auch nicht wusste, was das war, diese Kraft des Alles Bewegenden, Kraft konnte ich auf jeden Fall gebrauchen. Es war einen Versuch wert.
    Ich bemühte mich, die Beine so übereinanderzuschlagen, wie ich es bei dem Schamanen gesehen hatte. Dann legte ich meine geöffneten Hände auf die Knie, richtete mich gerade auf, starrte vor mich hin und wartete.
    Lange geschah nichts. Mein Atem ging tief und gleichmäßig. Meine Augenlider senkten sich herab. Mir war als entfernte ich mich aus mir. Ich schwebte. Ein leichter Schlag traf meine Schulter. Dann noch einmal einer meinen Kopf. Stille umgab mich.
    Erst der schrille Pfiff eines Murmeltieres weckte mich. Ich lag auf der Erde. Offensichtlich war ich der Kraft des Alles Bewegenden nicht teilhaftig geworden, sonder übermüdet von meinem Fellsitz gekippt und hatte tief und fest bis in den späten Nachmittag hinein geschlafen.
    Es war der Schamane, dessen Rückkunft das Murmeltier gemeldet hatte. Er kam beschwingten Schrittes hinter der Hütte hervor, während ich mir den Schlaf aus den Augen rieb. Außer seinem Bündel hatte er nun auch noch einen Tragekorb mit Früchten dabei, den er vor mich hinstellte.
    »Greif zu. Lass es dir schmecken. Die Behandlung war erfolgreich. Die Familie war dankbar.«
    »Du solltest nicht in der prallen Sonne schlafen«, fuhr er dann fort. »Du hast einen Sonnenbrand auf der Nase.«
    Ich befingerte mein Riechorgan und musste feststellen, dass er wohl recht gesehen hatte. Aber vorerst drückte mich etwas anderes. Ich verschwand

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