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Der Vorfahr: Eine Seele in der Steinzeit (German Edition)

Der Vorfahr: Eine Seele in der Steinzeit (German Edition)

Titel: Der Vorfahr: Eine Seele in der Steinzeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Günter W. Hohenester
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anstrengende Nacht für sie. Und du hast auch dein Teil dazu beigetragen.« Er grinste vielsagend.
    Ich war mir keiner Schuld bewusst. In meinem Gedächtnis war nichts über meine Taten verzeichnet. Ich hoffte, dass mich der immer fröhliche Ojun nicht auf den Arm nahm, wie mit seiner wiederkehrenden Wurfkeule aus der Holzzeit.
    Wir frühstückten mit Homöopatha und brachen dann zu der Siedlung auf, die wir auf dem Herweg passiert hatten.
    Diesmal zwang uns nichts zur Hast. Ich fragte Ojun, ob er sich denn auch von einem der Weiber im zweiten Bereich habe heilen lassen. Er verneinte. Dann erklärte er mir, dass er schon vor vielen Jahren das verlorene Stück seiner Seele in Homöopatha gefunden hätte und immer aufs Neue wieder fände. Dabei zog ein stilles glückliches Lächeln über sein Gesicht.
    Wir zogen schweigend weiter und ich dachte an ein stilles Gesicht mit geschlossenen Augen das im Silberlicht an mir vorüber zog.
    Aus einem kleinen Hain aus Laubbäumen ertönte der Gesang von Vögeln. Als wir näher kamen, konnte ich noch andere Klänge unterscheiden.
    »Tiri tirili tirr tirr tirrr, tschilp tschilp:«
    Das war kein Vogel. Ich sah fragend zu Ojun hinüber. Er lachte sein verschmitztes Lachen.
    »Das ist Fanut, der falsche Schamane. Er versucht, mit den Vögeln zu sprechen.«
    Ich schüttelte ungläubig den Kopf. Um mit den Vögeln zu sprechen, gebrauchte man keine Laute. Man ließ seine Gedanken zu ihnen fließen und ihre Gedanken flossen zu einem zurück. Mit solchen Lauten konnte man sie nur erschrecken.
    »Du glaubst es nicht? Es ist aber so. Fanut meint, um mit den Tieren zu sprechen, muss man ihre Laute nachahmen. Er sitzt tagelang im Gebüsch und versucht ihre Gesänge nachzusingen. Ich fürchte er hat noch nie einen Gedanken mit ihnen gewechselt.« Jetzt schüttelte auch Ojun den Kopf.
    »Ist er ...?« Ich tippte mit dem Finger gegen meine Stirn.
    »Nein, eigentlich nicht. Er ist nur kein echter Schamane. Er versteht nicht die Kraft des Alles Bewegenden zu nutzen. Er folgt nicht dem Leittier auf der Reise zum Großen alten Mammut. Er weiß nichts von der heilenden Kraft der Steine. Er erkennt nicht die Kraft der Düfte. Er weiß nur vom äußeren Zustand der Dinge. Aber er ist nicht wie Hakalim, der sich Blumen in die Ohren stopft und nur noch da sitzt und mit dem Oberkörper vor und zurück schaukelt, seit er zu viel von den Wunderpilzen gegessen hat. Auch Hakalim wirst du noch kennenlernen. Aber jetzt lass uns zu Fanut gehen, um ihn zu begrüßen.«
    Wir fanden ihn mit gespitztem Mund und geschlossenen Augen unter einem Busch sitzend. Den Kopf hatte er weit nach vorne geschoben. Sehnen und Adern seines Halses traten dick hervor. Die Hände hielt er beschwörend vorgestreckt.
    Von unseren Schritten aufgeschreckt flatterte eine Schar Vögel davon.
    »Tschielp«, kam ein letzter verdutzter Laut von Fanuts Lippen. Entrüstung stand in seinem Gesicht.
    »Ihr habt sie vertrieben. Gerade wollten sie mir antworten.«
    Ojun ließ sich nicht beirren.
    »Ich begrüße dich, Fanut, du großer Nachahmer der Vogellaute. Hier, der Fremde an meiner Seite ist Asfa, ein Nachfahre des Od. Er wird wohl einige Zeit in unserer Gegend bleiben.«
    »So, so, ein Nachfahre des Od.« Ein kurzer scharfer Blick aus stechenden Augen traf mich. Dann besann sich Fanut dessen, was die gute Sitte gebot. Er deutete im Sitzen eine etwas linkische Geste der Unterwerfung an.
    »Nehmt Platz«, sagte er. Dann vergaß er seinen Anflug von Höflichkeit.
    »Es ist wirklich sehr ärgerlich, dass ihr sie aufgescheucht habt.«
    »Sie kommen sicher gleich zurück.« Ojun versuchte, ihn zu beruhigen. »Was hast du sie denn so Wichtiges gefragt?«
    Fanut druckste verlegen herum.
    »So direkt gefragt habe ich eigentlich nicht. Ich bin noch nicht so weit. Zurzeit bin ich noch dabei, ihre Laute nachzusingen. Dann muss ich Ihre Laute mit Ihrem Verhalten in Beziehung bringen. Das heißt, ich muss feststellen, welche Art von Tätigkeit sie ausüben, wenn sie einen bestimmten Laut ausstoßen. Danach muss ich beobachten, wie sie auf die Laute ihrer Sprache, die ich singe, reagieren. Daran kann ich erkennen, was welcher Laut bedeutet. Dann erst kann ich mich mit ihnen verständigen.«
    Ojun und ich sahen uns schweigend, mit zusammengepressten Lippen an. So ging das also, - seiner Meinung nach.
    »Wir wünschen dir viel Erfolg«, sagte Ojun ernsthaft. »Leider müssen wir jetzt weiter.«
    Im Stillen dachte ich, ob dieser Fanut nicht doch auf der

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