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Der Vormacher

Der Vormacher

Titel: Der Vormacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ferdinand Decker
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Zündschloss, wird mir klar, wie unsinnig mein nächtlicher Ausflug ist. Was wollte ich denn bei so einem Spinner! Dass Fritz ein Säufer ist, war mir klar, aber seiner Frau ein blaues Auge schlagen, das geht ein bisschen weit. Ich habe noch nie jemandem ein blaues Auge geschlagen, einer Frau schon gar nicht. Obwohl Emil schon ein blaues Auge verdient hätte. Wäre das nicht die richtige Reaktion gewesen? Hätte ich nicht ins Zimmer stürmen sollen, Emil eins auf die Fresse geben, die Hose runter und selbst drauf auf Theodora? Hat Theodora vielleicht sogar bewusst oder unbewusst auf so etwas gewartet? Vielleicht war es eine Provokation, oder eher eine Stichelei, ein Zeichen, dass sie zu nehmen ist für denjenigen, der sich traut? Sie muss gewusst haben, dass ich sie hören musste. Soll ich zurückfahren und die beiden in flagranti erwischen? Aber was gibt es da zu erwischen? Wahrscheinlich lachen die mich bloß aus.
    Fritz, da bin ich mir sicher, hätte keinen Moment gezögert. Warum er seine Frau wohl geschlagen hat? Ob sie ihn betrügt? Wahrscheinlich hatte er einfach Lust, sie zu schlagen. Er ist betrunken, sie meckert, und zack!, hat sie eine hängen. Aber warum demoliert er die Einrichtung? Drischt er jetzt gerade mit einem Tischbein auf sie ein, oder liegt sie mit dem Gesicht in den Scherben des Glastisches, auf dem ich mein Bier abgestellt hatte? Vielleicht geht er zu weit, sie hat ja schon geblutet, vielleicht schlägt er sie tot! Und ich bin der Letzte, der mit ihr gesprochen hat – außer ihm natürlich. Ich bin der Einzige, der ihr hätte helfen können. Ich hätte einschreiten müssen. Ich hätte sie mitnehmen müssen zur Polizei, ich hätte nicht einmal die Wohnung betreten müssen, es wäre ganz einfach gewesen. Ich schäme mich. Anstatt das Richtige zu tun, ein bisschen Mut zu zeigen, bin ich weggelaufen und denke darüber nach, was Fritz mit Emil gemacht hätte … als ob ein gewalttätiger Säufer mir irgendwas beibringen könnte!
    Es ist noch nicht zu spät. Kurz entschlossen starte ich den Wagen und fahre durch die Fußgängerzone zum Imbiss. Vor dem Haus springe ich aus dem Auto. In der Wohnung brennt kein Licht mehr. Ich hetze die Treppe hinauf und drücke auf den Klingelknopf, einmal, zweimal, dreimal! Nichts regt sich. Ich schlage mit der Faust gegen die Tür. Nachbarn scheint es hier keine zu geben, jedenfalls regt sich nichts, keine Tür öffnet sich ins Treppenhaus.
    »Fritz!«, rufe ich, und meine Stimme hallt von den Wänden wider. »Mach die Tür auf!«
    Mit einem leisen Klicken öffnet sich die Tür.
    »Was ist?«, fragt die Frau müde. »Fritz ist weg.«
    Ich bin so froh, sie lebend zu sehen, dass ich beinahe auf dem Fußabtreter auf die Knie falle.
    »Ich wollte … ich will Ihnen helfen«, stottere ich. »Bitte kommen Sie mit, ich bring sie zur Polizei. Er darf Sie nicht mehr schlagen.«
    »Was?«
    »Entschuldigen Sie, dass ich erst weggegangen bin, ich hätte gleich bleiben sollen, ich war so verwirrt, ich weiß nicht, warum, aber jetzt …«
    Sie legt die Finger auf die Lippen.
    »Zu spät«, sagt sie, ohne mich anzusehen. »Jetzt ist es zu spät.«
    »Wollen Sie reden?«, frage ich verzweifelt. »Oder haben Sie Hunger? Soll ich Ihnen was zu essen holen?«
    »Gehen Sie nach Hause«, sagt sie gleichgültig. »Kümmern Sie sich um Ihre eigenen Angelegenheiten.«
    »Aber ich will Ihnen helfen!« Es ist mir wichtig, dass sie das einsieht. Ich will das Richtige tun. »Soll ich vielleicht reinkommen?«, biete ich an. »Wenn Fritz wiederkommt, kann ich Sie beschützen, er tut Ihnen bestimmt nichts, wenn ich dabei bin.«
    »Nein«, sagt sie streng. »Ich lass Sie nicht rein.«
    »Bitte!«, flehe ich.
    »Es ist nicht Ihre Schuld«, sagt sie etwas milder. »Gehen Sie. Kommen Sie nicht wieder. Fritz kommt auch nicht mehr wieder.«
    Sie schließt die Tür. Ich gehe wie betäubt die Treppe hinab. Es ist zu spät, hat sie gesagt. Natürlich. Wie kann sie mein Hilfsangebot ernst nehmen, wenn es zwanzig Minuten zu spät kommt? In zwanzig Minuten kann viel passieren. Vielleicht hat sie gelogen, und Fritz war doch noch in der Wohnung, er stand vielleicht hinter ihr: »Wenn du ihn reinlässt, dann schlage ich dich zu Mus.«
    Ich fahre nach Hause, zu unserem eigenen Haus. Seit meinem Auszug war ich hier nur noch zweimal, um ein paar Sachen zu holen. Janas Mutter ist mir egal, und bei Theodora will ich nicht bleiben. Vielleicht steht noch was Hochprozentiges im Wohnzimmerschrank, womit ich mich in den

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