Der Wachsblumenstrauß
und ich war so erleichtert, dass ich ihr zwei Shilling gegeben habe, obwohl ich nicht katholisch bin und eigentlich überhaupt nichts für die katholische Kirche übrig habe und für die ganzen Mönche und Nonnen, auch wenn ich glaube, dass die Schwestern der Barmherzigkeit viel Gutes tun. Aber setzen Sie sich doch bitte, Mrs – Mrs…«
»Banks.«
»Natürlich, Mrs Banks. Sind Sie mit dem Zug gekommen?«
»Nein, mit dem Auto. Aber die Straße ist so eng, dass ich ein Stück weitergefahren bin und in dem aufgelassenen Steinbruch geparkt habe.«
»Die Straße ist wirklich sehr schmal, aber es gibt auch kaum Verkehr. Sehr einsam ist es hier.«
Miss Gilchrist schauderte ein wenig, als sie das sagte.
Susan Banks sah sich im Zimmer um.
»Die arme Tante Cora«, sagte sie. »Sie wissen, dass sie alles mir vererbt hat?«
»Ja, das weiß ich. Mr Entwhistle hat es mir gesagt. Wahrscheinlich freuen Sie sich über die Möbel. Soweit ich weiß, sind Sie frisch verheiratet, und heutzutage sind Möbel ja so teuer. Mrs Lansquenet hatte ein paar sehr schöne Sachen.«
Dieser Ansicht konnte sich Susan nicht anschließen. An Antiquitäten hatte Cora keinen Geschmack gefunden. Die Möbel bestanden aus einer Mischung aus modernistisch und kunstgewerblich.
»Von den Möbeln brauche ich nichts«, antwortete sie. »Ich habe meine eigenen Sachen. Deswegen werde ich alles versteigern lassen. Es sei denn – hätten Sie denn gerne das eine oder andere Stück? Ich würde mich freuen…«
Etwas verlegen brach sie ab. Aber Miss Gilchrist war keineswegs verlegen; sie strahlte.
»Das ist wirklich sehr nett von Ihnen, Mrs Banks, wirklich sehr nett. Und sehr hochherzig. Aber wissen Sie, ich habe meine eigenen Möbel aufgehoben; ich habe sie eingelagert für den Fall, dass ich sie – irgendwann einmal – brauchen könnte. Und die paar Bilder, die mein Vater mir hinterließ. Wissen Sie, ich hatte früher einen kleinen Teesalon, aber dann ist der Krieg gekommen… es war alles sehr traurig. Aber ich habe nicht alles verkauft, weil ich nie die Hoffnung aufgegeben habe, eines Tages vielleicht doch wieder mein eigenes kleines Heim zu haben; also habe ich die besten Stücke eingelagert, zusammen mit den Bildern meines Vaters und einigen Erinnerungen an unser altes Zuhause. Aber was ich schrecklich gerne hätte, wenn Sie wirklich nichts dagegen haben, das wäre der kleine bemalte Teetisch von Mrs Lansquenet. Er ist so hübsch und wir haben immer unseren Tee daran getrunken.«
Mit einem leichten Schauder betrachtete Susan den kleinen grünen, mit großen lilafarbenen Clematisblüten bemalten Tisch und erwiderte rasch, sie würde sich sehr freuen, wenn Miss Gilchrist ihn nehmen würde.
»Haben Sie vielen Dank, Mrs Banks. Ich komme mir doch ein bisschen habgierig vor. Wissen Sie, jetzt habe ich die ganzen wunderschönen Bilder von ihr bekommen und außerdem eine hübsche Amethystbrosche; aber ich finde, die sollte ich Ihnen zurückgeben.«
»Nein, gar nicht.«
»Sie möchten ihre Sachen durchsehen? Vielleicht nach der gerichtlichen Untersuchung?«
»Ich hatte mir überlegt, zwei Tage hier zu bleiben, alles zu sichten und zu ordnen.«
»Sie wollen hier schlafen?«
»Ja. Ist das ein Problem?«
»Aber nein, Mrs Banks, natürlich nicht. Ich werde Ihnen mein Bett frisch beziehen, und ich kann hier unten auf dem Sofa schlafen.«
»Aber es gibt doch noch Tante Coras Zimmer, oder nicht? Kann ich nicht dort schlafen?«
»Das – das würde Sie nicht stören?«
»Sie meinen, weil sie dort ermordet worden ist? Aber nein, das stört mich ganz und gar nicht. Ich bin aus zähem Holz geschnitzt, Miss Gilchrist. Es ist doch… ich meine… Es ist doch wieder in Ordnung?«
Miss Gilchrist verstand die Frage sofort.
»Aber natürlich, Mrs Banks. Alle Decken sind in der Reinigung, und Mrs Panter und ich haben das ganze Zimmer von oben bis unten geschrubbt. Und wir haben reichlich Ersatzdecken. Aber kommen Sie doch mit nach oben und sehen Sie selbst.«
Sie ging Susan voraus die Treppe hinauf.
Das Zimmer, in dem Cora Lansquenet gestorben war, roch sauber und frisch, und die Atmosphäre hatte gar nichts Düsteres an sich. Wie im Wohnzimmer bestand die Einrichtung auch hier aus einer Mischung von modernen, praktischen Stücken und bunt bemalten Möbeln, was Coras unbedarfte, geschmacklose Persönlichkeit genau widerspiegelte. Über dem Kamin hing ein Ölbild, auf dem eine üppige junge Frau gerade ins Bad stieg.
Susan bekam fast eine Gänsehaut, als sie
Weitere Kostenlose Bücher