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Der Wachsblumenstrauß

Der Wachsblumenstrauß

Titel: Der Wachsblumenstrauß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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wovon er sprach. Mühelos fand er heraus, was es am Abend vor Richard Abernethies Tod zu essen gegeben hatte. Marjorie betrachtete die Frage vorwiegend unter dem Aspekt: »Richard Abernethie ist an dem Abend gestorben, an dem ich Schokoladensoufflé gemacht hatte. Ich hatte dafür eigens sechs Eier zusammengespart. Ich bin gut Freund mit dem Milchmann. Ich hab sogar etwas Sahne bekommen, aber bitte fragen Sie mich nicht wie. Es hat Mr Abernethie sehr gut geschmeckt.« Die übrigen Gänge wurden ebenso detailliert beschrieben. Was vom Esszimmer zurückgetragen wurde, war in der Küche aufgegessen worden. So bereitwillig Marjorie auch redete, Poirot erfuhr nichts wesentlich Neues von ihr.
    Nun schlüpfte er in seinen Mantel und band sich zwei Schals um den Hals. Derart gegen die Kühle Nordenglands gewappnet, trat er auf die Terrasse hinaus, wo Helen Abernethie ein paar späte Rosen pflückte.
    »Haben Sie etwas Neues herausgefunden?«, fragte sie.
    »Nein. Aber das hatte ich eigentlich auch nicht erwartet.«
    »Ich weiß. Seitdem Mr Entwhistle mir sagte, dass Sie kommen würden, höre ich mich um, aber ich habe im Grunde nichts erfahren.«
    Nach einer Pause fügte sie hoffnungsvoll hinzu: »Vielleicht ist alles doch nur ein Hirngespinst?«
    »Der Anschlag mit dem Beil?«
    »Ich habe nicht an Cora gedacht.«
    »Aber ich denke an Cora. Warum hat jemand es für nötig befunden, sie zu töten? Mr Entwhistle hat mir erzählt, dass Sie an dem Tag – in dem Augenblick, in dem sie ihre gaffe machte – dass Sie das Gefühl hatten, etwas stimme nicht. Ist das wahr?«
    »Ja… ja, aber ich weiß nicht…«
    Poirot ließ nicht locker.
    »In welcher Hinsicht hat etwas nicht gestimmt? War es etwas Unerwartetes? Etwas Überraschendes? Oder… wie können wir es nennen – ein unbehagliches Gefühl vielleicht? Ein bedrohliches?«
    »O nein, nicht bedrohlich. Nur etwas, das nicht… ach, ich weiß nicht. Ich kann mich nicht erinnern und es war auch nicht wichtig.«
    »Aber warum können Sie sich nicht erinnern? Weil etwas anderes passierte, das es Sie vergessen ließ – etwas Wichtigeres?«
    »Doch, ja – ich glaube, da haben Sie Recht. Ich denke, es war die Erwähnung von Mord. Das hat alles andere ausgelöscht.«
    »War es vielleicht die Reaktion von jemandem auf das Wort ›Mord?‹«
    »Vielleicht… aber ich glaube nicht, dass ich dabei jemand Bestimmten angesehen habe. Wir haben alle Cora angestarrt.«
    »Vielleicht war es etwas, das Sie gehört haben – etwas, das zu Boden fiel… zu Bruch ging…«
    Vor Anstrengung, sich zu erinnern, erschienen Falten auf Helens Stirn.
    »Nein… ich glaube nicht…«
    »Nun, eines Tages wird es Ihnen wieder einfallen. Möglicherweise ist es völlig bedeutungslos. Jetzt sagen Sie mir, Madame – wer von den Anwesenden kannte Cora am besten?«
    Helen überlegte.
    »Wahrscheinlich Lanscombe. Er kannte sie schon als Kind. Janet, das Dienstmädchen, kam erst her, als sie schon verheiratet und weggezogen war.«
    »Und außer Lanscombe?«
    »Ich denke, das war – ich«, meinte Helen nachdenklich. »Maude kannte sie praktisch überhaupt nicht.«
    »Also, wenn Sie der Mensch waren, der sie am besten kannte – warum, glauben Sie, hat sie die Frage auf die Art gestellt?«
    Helen lächelte.
    »Weil das typisch für Cora war.«
    »Was ich meine – war es eine reine bêtise? Platzte sie nur einfach ohne nachzudenken heraus mit dem, was ihr gerade durch den Kopf ging? Oder wollte sie maliziös sein – sich einen Spaß daraus machen, die anderen zu erschrecken?«
    Helen ließ sich Zeit mit ihrer Antwort.
    »Man kann sich bei Menschen nie ganz sicher sein, nicht wahr? Ich wusste nie, ob Cora nur naiv war oder ob sie wie ein Kind Aufsehen erregen wollte. Darauf wollen Sie mit Ihrer Frage doch hinaus, oder?«
    »Ja. Ich dachte mir – angenommen, diese Mrs Cora sagt sich: ›Es wäre doch amüsant zu fragen, ob Richard ermordet worden ist, und dann zu sehen, wie die anderen reagieren!‹ Wäre das nicht typisch für sie?«
    Helen sah ihn zweifelnd an.
    »Das ist schon möglich. Als Kind war sie auf jeden Fall sehr spitzbübisch. Aber wieso ist das wichtig?«
    »Das würde nur wieder einmal beweisen, wie unklug es ist, über Mord zu scherzen«, erwiderte Poirot trocken.
    Helen schauderte.
    »Die arme Cora.«
    Poirot wechselte das Thema.
    »Nach der Beerdigung ist Mrs Timothy Abernethie die Nacht hier geblieben?«
    »Ja.«
    »Hat sie mit Ihnen darüber geredet, was Cora gesagt hatte?«
    »Ja. Sie sagte,

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