Der Wachsblumenstrauß
misstrauisch.
»Aber nein, Mr Abernethie. Ich habe die Haut weggenommen und außerdem ein kleines Sieb mitgebracht für den Fall, dass sich wieder eine bildet. Manche Leute mögen Haut auf dem Kaffee, wissen Sie, sie sagen, das wäre die Sahne.«
»Hohlköpfe!«, schimpfte Timothy. »Und was sind das für Kekse?«
»Die guten Vollkornkekse.«
»Vollkornschrott. Ingwerkekse will ich haben! Alles andere ist ungenießbar.«
»Leider gab es beim Kaufmann diese Woche keine. Aber die Vollkornkekse schmecken wirklich gut. Probieren Sie sie doch einmal.«
»Danke, ich weiß genau, wie sie schmecken. Und lassen Sie die Vorhänge, wie sie sind, ja?«
»Ich dachte, ein bisschen Sonne würde Ihnen gut tun. Es ist so ein schöner Tag.«
»Es soll aber dunkel im Zimmer bleiben. Ich habe schreckliche Kopfschmerzen. Das kommt von der Farbe. Auf Farbe habe ich immer schon allergisch reagiert. Sie ist Gift für mich.«
Miss Gilchrist schnupperte ein wenig und sagte dann aufmunternd: »Hier riecht man fast gar nichts. Die Handwerker arbeiten auf der anderen Seite.«
»Sie sind eben nicht so empfindsam wie ich. Müssen wirklich alle Bücher, die ich gerade lese, außer Reichweite liegen?«
»Das tut mir Leid, Mr Abernethie. Ich wusste nicht, dass Sie alle gleichzeitig lesen.«
»Und wo ist meine Frau? Ich habe sie seit mindestens einer Stunde nicht mehr gesehen.«
»Mrs Abernethie liegt auf dem Sofa und ruht.«
»Sagen Sie ihr, dass sie hier oben ruhen soll.«
»Ich werde es ihr sagen, Mr Abernethie, aber vielleicht macht sie gerade ein Nickerchen. Sagen wir in einer Viertelstunde?«
»Nein. Sagen Sie ihr, dass ich sie jetzt brauche. Lassen Sie die Finger vom Läufer. Er liegt so, wie ich ihn haben will.«
»Entschuldigung. Ich dachte, er rutscht gleich vom Tisch.«
»Es gefällt mir, wenn er fast hinunterrutscht. Und jetzt schicken Sie Maude zu mir. Ich brauche sie.«
Miss Gilchrist ging nach unten und schlich auf Zehenspitzen ins Wohnzimmer, wo Maude Abernethie zurückgelehnt auf dem Sofa saß, das Bein hochgelegt, und einen Roman las.
»Es tut mir sehr Leid, Mrs Abernethie«, sagte Miss Gilchrist entschuldigend. »Mr Abernethie hat nach Ihnen gefragt.«
Schuldbewusst legte Maude das Buch beiseite.
»Oh. Ich gehe sofort.«
Sie griff nach ihrem Stock.
Sobald sie Timothys Zimmer betrat, rief er: »Da bist du ja endlich!«
»Es tut mir Leid, Liebling. Ich wusste nicht, dass du mich brauchst.«
»Die Frau, die du uns da ins Haus geholt hast, treibt mich noch zum Wahnsinn. Sie plappert endlos und flattert herum wie ein aufgescheuchtes Huhn. Eine richtige alte Jungfer ist sie.«
»Es tut mir Leid, dass sie dich aufbringt. Sie versucht doch nur freundlich zu sein, mehr nicht.«
»Ich brauche niemanden, der freundlich ist. Ich will keine alte Jungfer, die um mich herumpusselt. Und ihre ewige Betulichkeit…«
»Ein bisschen betulich ist sie wirklich, das stimmt.«
»Und redet auf mich ein wie auf ein schwachsinniges Kind! Zum Verrücktwerden ist das!«
»Das glaube ich gerne. Aber bitte, Timothy, bitte sei nicht unhöflich zu ihr. Ich bin immer noch nicht wieder richtig auf den Beinen – und du sagst doch selbst, dass sie gut kochen kann.«
»Kochen kann sie einigermaßen«, räumte Timothy Abernethie widerwillig ein. »Doch, ich habe schon schlechter gegessen. Aber sieh zu, dass sie in der Küche bleibt, mehr verlange ich ja nicht. Sie soll bloß nicht zu mir kommen und mich betüteln.«
»Nein, mein Schatz, natürlich. Wie geht es dir?«
»Sehr schlecht. Ich glaube, du solltest Barton kommen lassen, damit er mich untersucht. Diese Farbe greift mein Herz an. Fühl mal meinen Puls – ganz unregelmäßig.«
Maude fühlte seinen Puls, sagte aber nichts.
»Timothy, sollen wir ins Hotel ziehen, bis die Arbeiten am Haus fertig sind?«
»Reine Geldverschwendung.«
»Könnten wir uns das jetzt nicht vielleicht doch leisten?«
»Typisch Frau – hoffnungslos extravagant! Nur weil wir einen lächerlich kleinen Anteil vom Vermögen meines Bruders geerbt haben, glaubst du, wir könnten es uns leisten, bis ans Ende unserer Tage im Ritz zu wohnen.«
»Das habe ich nicht gesagt, Schatz.«
»Jetzt hör mir mal gut zu. Richards Geld bedeutet nicht, dass wir große Sprünge machen können. Da steht schon die Regierung davor. Die nehmen uns aus wie eine Weihnachtsgans. Du wirst schon sehen, das Ganze geht für die Steuern drauf.«
Bekümmert schüttelte Mrs Abernethie den Kopf.
»Der Kaffee ist kalt«, sagte Timothy
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