Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Wachsblumenstrauß

Der Wachsblumenstrauß

Titel: Der Wachsblumenstrauß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
Vom Netzwerk:
Hochzeitskuchen beilag. Es ist sehr bedauerlich, dass das Packpapier verbrannt wurde.«
    »Ja. Denn dann hätten wir mit Gewissheit feststellen können, ob das Päckchen mit der Post kam oder nicht.«
    »Sie haben Grund zur Annahme, dass es nicht mit der Post kam, sagten Sie?«
    »Das glaubt zumindest der Postbote – aber er ist sich nicht sicher. Wenn das Päckchen beim Postamt im Dorf angekommen wäre, hätte sich die Postmeisterin mit größter Wahrscheinlichkeit daran erinnert, aber jetzt wird die Post mit einem Wagen von Market Keynes aus zugestellt. Die Runde ist groß und der junge Mann muss viel Post austragen. Er glaubt, dass er beim Cottage nur Briefe und kein Päckchen abgegeben hat, aber sicher ist er sich nicht. Es ist nämlich so – er hat im Augenblick Liebeskummer und kann an nichts anderes denken. Ich habe sein Gedächtnis überprüft, und es ist überhaupt nicht zuverlässig. Allerdings, wenn er es doch zugestellt haben sollte, verstehe ich nicht, warum es erst bemerkt wurde, nachdem dieser Mr… wie heißt er noch?… Guthrie…«
    »Ah ja, Mr Guthrie.«
    Inspector Morton lächelte.
    »Ja, Monsieur Poirot, wir überprüfen ihn bereits. Schließlich wäre es ja einfach für ihn gewesen, mit der plausiblen Erklärung aufzutauchen, er sei ein Freund von Mrs Lansquenet gewesen. Mrs Banks konnte kaum wissen, ob das stimmte. Er hätte das Päckchen dort deponieren können. Es ist nicht schwer, ein Päckchen so aussehen zu lassen, als hätte es den Postweg genommen. Eine Briefmarke lässt sich mit etwas verschmiertem Ruß gut entwerten.«
    Nach einer kurzen Pause fügte er hinzu: »Und es gibt noch andere Möglichkeiten.«
    Poirot nickte.
    »Sie denken an…?«
    »Mr George Crossfield war in der Gegend – allerdings erst am folgenden Tag. Er wollte zum Begräbnis kommen, hatte aber unterwegs Schwierigkeiten mit dem Motor. Wissen Sie etwas über ihn, Monsieur Poirot?«
    »Ein wenig. Aber nicht so viel, wie ich gerne wissen möchte.«
    »Ach, so ist das mit ihm? Das sind ja alles hochinteressante Menschen, die von Mr Abernethies Testament profitiert haben. Ich hoffe, das bedeutet nicht, dass wir ihnen allen auf den Zahn fühlen müssen.«
    »Ich habe einige Informationen eingeholt. Sie stehen Ihnen zur Verfügung. Natürlich bin ich nicht befugt, diesen Leuten Fragen zu stellen. Es wäre sogar sehr unklug von mir, das zu tun.«
    »Ich werde langsam vorgehen. Man will den Vogel ja nicht zu früh aufschrecken. Aber wenn man ihn aufschreckt, dann richtig.«
    »Eine sehr vernünftige Vorgehensweise. Sie, mein Freund, Sie haben also die Routinearbeit vor sich – mit der ganzen Maschinerie, die Ihnen zur Verfügung steht. Sie arbeitet langsam, aber gewissenhaft. Ich hingegen…«
    »Ja, Monsieur Poirot?«
    »Ich hingegen, ich fahre nach Norden. Wie ich Ihnen bereits sagte, ich interessiere mich für Menschen. Ja – ein wenig Camouflage, dann fahre ich nach Norden. Ich plane, ein Herrenhaus für ausländische Flüchtlinge zu erwerben. Ich bin ein Abgesandter von UNARCO.«
    »Und was ist UNARCO?«
    »United Nations Aid for Refugee Centre Organization – Hilfswerk der Vereinten Nationen für die Organisation von Flüchtlingszentren. Das klingt gut, nicht wahr?«
    Inspector Morton grinste.

Vierzehntes Kapitel
     
    » I ch bin Ihnen sehr verbunden«, sagte Hercule Poirot zu Janet. »Sie waren wirklich zu freundlich.«
    Janet verließ den Raum, das Gesicht finster verzogen, die Lippen säuerlich zusammengekniffen. Diese Ausländer! Die Fragen, die sie stellten! Die Unverschämtheit! Es war ja gut und schön, dass er sagte, er sei ein Spezialist für nicht diagnostizierte Herzleiden wie dasjenige, an dem Mr Abernethie gelitten haben musste. Das stimmte wohl auch – der gnädige Herr war ja wirklich sehr plötzlich gestorben und sein Hausarzt war überrascht gewesen. Aber was hatte ein ausländischer Arzt darin herumzuschnüffeln?
    Und es war ja gut und schön, dass Mrs Leo gesagt hatte: »Bitte beantworten Sie die Fragen, die Monsieur Pontarlier Ihnen stellt. Er stellt sie aus gutem Grund.«
    Fragen, immer nur Fragen. Manchmal seitenweise Fragebögen, die man nach bestem Wissen und Gewissen ausfüllen musste – wieso wollte die Regierung oder sonst jemand alles über das Privatleben von Leuten wissen? Und bei der Volkszählung hatten sie sie nach ihrem Alter gefragt – einfach dreist war das. Sie hatte es ihnen auch nicht gesagt. Fünf Jahre abgezogen, das hatte sie. Warum auch nicht? Wenn sie sich wie

Weitere Kostenlose Bücher