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Der Wachsblumenstrauß

Der Wachsblumenstrauß

Titel: Der Wachsblumenstrauß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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vierundfünfzig fühlte, dann würde sie sich auch als vierundfünfzig ausgeben.
    Zumindest hatte Monsieur Pontarlier sie nicht nach ihrem Alter gefragt. Der hatte wenigstens ein bisschen Anstand. Nur Fragen über die Medikamente, die der gnädige Herr eingenommen hatte und wo sie aufbewahrt wurden und ob er möglicherweise zu viel davon genommen haben könnte, wenn er sich nicht ganz auf dem Damm fühlte – oder wenn er glaubte, sie vergessen zu haben. Als ob sie das wissen würde – der gnädige Herr hatte doch immer genau gewusst, was er tat! Und dann die Frage, ob von den Medikamenten vielleicht noch welche im Haus wären. Natürlich waren sie schon längst im Mülleimer gelandet. Herzleiden, und dann noch so ein langes Wort hatte er verwendet. Diesen Ärzten fiel doch immer wieder was Neues ein. Wie sie dem alten Rogers neulich sagten, er hätte eine Scheibe oder so was im Rücken. Dabei war’s einfach nur ein Hexenschuss gewesen, mehr nicht. Ihr Vater war Gärtner gewesen, und der hatte auch immer einen Hexenschuss bekommen. Ärzte!
    Der selbst ernannte Mediziner ging seufzend ins Erdgeschoss und begab sich auf die Suche nach Lanscombe. Er hatte von Janet wenig erfahren, aber etwas anderes hatte er im Grunde auch nicht erwartet. Eigentlich hatte er nur die Informationen, die sie ihm widerstrebend gegeben hatte, mit denen vergleichen wollen, die er von Helen Abernethie erhalten hatte und die aus derselben Quelle stammten. Allerdings hatte Janet sie Mrs Leo weitaus freimütiger gegeben, da die Haushälterin der Meinung war, diese sei durchaus befugt, solche Fragen zu stellen. Janet hatte sich sogar mit Eifer über die letzten Lebenswochen des gnädigen Herrn ausgelassen. Krankheit und Tod waren Themen ganz nach ihrem Herzen.
    Doch, dachte Poirot, er hätte sich auf die Informationen verlassen können, die Helen für ihn herausgefunden hatte. Im Grunde hatte er das auch getan. Aber es lag in seinem Wesen, niemandem zu trauen, bis er diese Person selbst überprüft hatte, und im Verlauf der Jahre war diese Vorsicht zur Gewohnheit geworden.
    Auf jeden Fall gab es nur wenige und völlig unzureichende Hinweise. Letztlich liefen sie darauf hinaus, dass Richard Abernethie Vitaminöl-Kapseln verschrieben bekommen hatte und dass sie in einem großen Gefäß aufbewahrt wurden, das zum Zeitpunkt seines Todes fast leer war. Jeder, der es darauf angelegt hätte, hätte eine oder mehrere dieser Kapseln mit einer Spritze präparieren und sie nach unten ins Glas geben können, so dass sie erst einige Wochen später – nachdem diese Person das Haus verlassen hatte – eingenommen würden. Es war auch möglich, dass diese Person am Tag vor Richard Abernethies Tod ins Haus geschlichen war und die Kapsel dann präpariert hatte, oder auch – und das war noch wahrscheinlicher – die Schlaftabletten in dem Fläschchen neben dem Bett durch etwas anderes ersetzt hatte. Denkbar war auch, dass diese Person etwas ins Essen getan hatte.
    Über die Möglichkeiten hierfür hatte Hercule Poirot sich selbst Klarheit verschafft. Die vordere Eingangstür war zwar immer verschlossen, aber es gab einen Seiteneingang, durch den man in den Garten gelangte und der erst abends abgesperrt wurde. Um etwa Viertel nach eins, als die Gärtner Mittagspause machten und sich der ganze Haushalt im Esszimmer versammelte, war Poirot von der Straße in den Garten gegangen, durch die Seitentür ins Haus gelangt und leise die Treppe zu Richard Abernethies Schlafzimmer hinaufgestiegen, ohne einer Menschenseele zu begegnen. Dann war er noch durch eine mit grünem Filzstoff verhängte Türöffnung geschlüpft und in die Speisekammer geschlichen. Er hatte zwar aus der Küche am Ende des Gangs Stimmen gehört, aber niemand hatte ihn gesehen.
    Ja, das wäre möglich gewesen. Aber war es auch tatsächlich so gewesen? Nichts deutete darauf hin. Dabei suchte Poirot im Grunde nicht nach einem Beweis – er wollte nur feststellen, was rein hypothetisch möglich gewesen wäre. Dass Richard Abernethie ermordet worden war, war eine bloße Vermutung. Beweiskräftige Indizien mussten zwar gefunden werden – aber nur für die Ermordung Cora Lansquenets. Poirot ging es darum, die Menschen zu beobachten, die sich an jenem Tag zur Beerdigung hier getroffen hatten, um sich eine eigene Meinung über sie zu bilden. Er hatte bereits einen Plan, aber zuerst wollte er sich noch einmal mit Lanscombe unterhalten.
    Der alte Butler zeigte sich höflich, aber zurückhaltend. Auch wenn sein

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