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Der Wachsblumenstrauß

Der Wachsblumenstrauß

Titel: Der Wachsblumenstrauß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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und schaute angewidert auf die Tasse, von der er noch keinen Schluck genommen hatte. »Warum kann ich nie eine Tasse Kaffee bekommen, die richtig heiß ist?«
    »Ich bringe ihn nach unten und wärm ihn dir auf.«
    Unten in der Küche saß Miss Gilchrist bei einer Tasse Tee und unterhielt sich leutselig, wenn auch mit einer gewissen Herablassung, mit Mrs Jones.
    »Ich tue mein Bestes, um Mrs Abernethie so viel wie möglich zu ersparen«, sagte sie. »Das ewige Treppensteigen bereitet ihr bestimmt große Schmerzen.«
    »Sie bedient ihn von vorne bis hinten«, meinte Mrs Jones und rührte Zucker in ihren Tee.
    »Es ist wirklich schlimm, dass er so gebrechlich ist.«
    »So gebrechlich ist er gar nicht.« Mrs Jones klang erbittert. »Es gefällt ihm sehr gut, im Bett zu liegen und nach uns zu läuten und sich Tabletts aufs Zimmer bringen zu lassen. Dabei kann er gut aufstehen und herumlaufen, wenn er will. Ich hab ihn sogar ins Dorf gehen sehen, wenn sie nicht da ist. Im Stechschritt ist er marschiert, sag ich Ihnen. Die Sachen, die er wirklich braucht – seinen Tabak zum Beispiel, oder Briefmarken –, die besorgt er sich selbst. Deswegen hab ich mich auch, als sie bei der Beerdigung war und auf dem Rückweg die Panne hatte und er mir sagte, ich soll abends wiederkommen und die Nacht hier bleiben, geweigert. ›Es tut mir leid, Sir‹, hab ich gesagt, ›aber ich muss auch an meinen Mann denken. Am Vormittag helfe ich Ihnen ja gerne, aber ich muss da sein und mich um ihn kümmern, wenn er von der Arbeit heimkommt.‹ Und ich hab mich nicht überreden lassen, nein, nein. Es wird ihm gar nichts schaden, dachte ich mir, in die Küche zu gehen und sich mal selber was warm zu machen. Vielleicht geht ihm ja dann auf, wie viel er sonst bedient wird. Also bin ich stur geblieben, keinen Millimeter hab ich nicht nachgegeben. Aufgeführt hat er sich, als würd die Welt untergehen.«
    Mrs Jones atmete tief durch und nahm einen großen Schluck von dem süßen, starken Tee. »Ah«, seufzte sie zufrieden.
    Trotz ihres großen Argwohns gegenüber Miss Gilchrist, die in ihren Augen übertrieben heikel war, eine »ehrpusselige alte Jungfer«, war sie doch sehr angetan von der Großzügigkeit, mit der Miss Gilchrist die Tee- und Zuckerrationen ihrer Arbeitgeber verwaltete.
    Sie stellte die Tasse ab und sagte leutselig: »Jetzt werde ich mal schön den Küchenboden schrubben, dann mach ich mich auf den Weg. Die Kartoffeln hab ich schon geschält, meine Liebe. Sie liegen neben dem Spülbecken.«
    Miss Gilchrist fühlte sich von der Anrede »meine Liebe« zwar ein wenig auf die Zehen getreten, war aber doch dankbar für den guten Willen, den Mrs Jones beim Schälen der vielen Kartoffeln an den Tag gelegt hatte.
    Bevor sie etwas sagen konnte, klingelte das Telefon, und sie lief in den Flur hinaus. Der Apparat stand wie in den Kindertagen der fernmündlichen Kommunikation weitab in einem zugigen Korridor hinter der Treppe.
    Miss Gilchrist sprach noch, als Maude Abernethie oben am Treppenabsatz erschien. Die Hausdame schaute auf. »Mrs – Leo, nicht wahr? – Abernethie ist am Apparat.«
    »Sagen Sie ihr, ich komme gleich.«
    Mit schmerzverzerrtem Gesicht humpelte Maude die Stufen hinab.
    »Es tut mir so Leid, dass Sie sich wieder nach unten quälen müssen, Mrs Abernethie«, wisperte Miss Gilchrist. »Hat Mr Abernethie den Kaffee schon getrunken? Dann gehe ich rasch nach oben und hole das Tablett.«
    Sie lief die Stufen hinauf.
    Maude hatte den Hörer entgegengenommen. »Helen? Hier ist Maude.«
    Timothy empfing Miss Gilchrist mit einem vorwurfsvollen Blick. »Wer ruft denn da schon wieder an?«, fragte er gereizt, als sie nach dem Tablett griff.
    »Mrs Leo Abernethie.«
    »Ach ja? Wahrscheinlich quasseln die beiden jetzt mindestens eine Stunde miteinander. Am Telefon verlieren Frauen jedes Zeitgefühl und denken überhaupt nicht an das viele Geld, das die Leitung runterrinnt.«
    Fröhlich meinte Miss Gilchrist, in diesem Fall würde Mrs Leo die Rechnung bezahlen. Timothy brummte nur.
    »Ziehen Sie den Vorhang auf, ja? Nein, nicht den, den anderen. Sonst blendet mich doch das Licht. Ja, so. Nur, weil ich krank bin, heißt es noch lange nicht, dass ich den ganzen Tag im Dunkeln verbringen muss.« Dann fuhr er fort: »Und jetzt suchen Sie im Bücherregal mal nach dem grünen… Was ist denn jetzt schon wieder los? Was stürzen Sie davon?«
    »Es hat an der Haustür geklingelt, Mr Abernethie.«
    »Ich hab nichts gehört. Außerdem ist doch diese

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