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Der Wachsblumenstrauß

Der Wachsblumenstrauß

Titel: Der Wachsblumenstrauß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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und bringe sie Ihnen im Vorbeigehen ins Büro. Ginge das?«
    »Ja, danke. Wenn wir heute Vormittag nicht so unterbesetzt wären…«
    Susan akzeptierte die angedeutete Entschuldigung mit einem Kopfnicken. Der junge Mann ging auf die Straße hinaus.
    »Bin ich froh, dass wir den los sind«, meinte Susan. »Makler sind nervtötend. Brabbeln ständig, wenn ich Berechnungen anstelle.«
    »Ah«, sagte George. »Mord in einem leeren Geschäft. Das wäre für die Passanten doch ein gefundenes Fressen, die Leiche einer schönen jungen Frau im Schaufenster liegen zu sehen. Die würden starren wie die Goldfische im Aquarium.«
    »Du hast doch gar keinen Grund, mich umzubringen, George.«
    »Na ja, ich würde ein Viertel von deinem Anteil am Vermögen unseres geliebten Onkels bekommen. Für jemanden, der geldgierig ist, wäre das kein schlechtes Motiv.«
    Susan unterbrach ihre Messungen und drehte sich zu ihrem Cousin um. Ihre Augen weiteten sich ein wenig.
    »Du siehst wie ein neuer Mensch aus, George. Das ist wirklich – unglaublich.«
    »Neu? Wie neu?«
    »Wie in der Werbung. Vorher – und nach der Ei n nahme von U p pington’s Glaubersalz.«
    Sie setzte sich auf einen anderen Umzugskarton und zündete eine Zigarette an.
    »Du musst das Geld von Richard wirklich dringend gebraucht haben, oder, George?«
    »Niemand, der ehrlich ist, kann sagen, dass Geld ihm heutzutage nicht gelegen kommt.«
    Georges Tonfall war verbindlich.
    »Du warst in der Klemme, stimmt’s?«, fragte Susan.
    »Geht dich das was an, Susan?«
    »Reines Interesse.«
    »Mietest du den Laden für Geschäftszwecke?«
    »Ich kaufe das ganze Haus.«
    »Um hier zu wohnen?«
    »Ja. Die zwei oberen Stockwerke sind Wohnungen. Eine ist leer und gehört zum Laden dazu, aus der anderen kaufe ich die Mieter heraus.«
    »Es ist schön, Geld zu haben, Susan, nicht?«
    In Georges Stimme schwang ein boshafter Unterton mit. Aber Susan holte nur tief Luft und sagte: »Ich finde es fantastisch. Ein Gebet ist erhört worden.«
    »Kann ein Gebet einen ältlichen Verwandten umbringen?«
    Susan ignorierte die Bemerkung.
    »Das Haus ist genau das Richtige. Zum einen ist es architektonisch gut erhalten. Aus den zwei Stockwerken oben kann ich eine richtig schicke Wohnung machen. Zwei Zimmer haben wunderschöne Stuckdecken, und alle sind gut geschnitten. Die Räume hier unten sind arg verschandelt worden, die muss ich vollständig modernisieren.«
    »Was willst du draus machen? Einen Klamottenladen?«
    »Nein, einen Schönheitssalon. Kosmetik auf Kräuterbasis. Gesichtscremes!«
    »Mit allem Drum und Dran?«
    »Mit allem Drum und Dran. Es lohnt sich. Es lohnt sich immer. Man braucht nur die richtige Persönlichkeit, um das rüberzubringen. Und das kann ich.«
    George betrachtete seine Cousine, die Konturen ihres Gesichts, den üppigen Mund, den strahlenden Teint. Es war ein ungewöhnliches und sehr lebhaftes Gesicht. Außerdem sah er in Susan auch das gewisse Etwas, das Erfolg verheißt.
    »Ja«, sagte er, »ich glaube, du hast genau das Zeug, das es braucht, um erfolgreich zu sein, Susan. Du wirst deine Investition hundertfach wieder reinholen und es weit bringen.«
    »Es ist die richtige Gegend, um die Ecke von der Haupteinkaufsstraße, und man kann direkt vor der Tür parken.«
    George nickte.
    »Doch, Susan, du wirst es schaffen. Planst du das schon lange?«
    »Seit über einem Jahr.«
    »Warum hast du Richard nicht um Hilfe gebeten? Er hätte dir vielleicht Geld gegeben.«
    »Ich habe es ihm vorgeschlagen.«
    »Und er wollte nicht? Warum denn nicht? Ich hätte gedacht, ihm wäre klar gewesen, dass du aus demselben Holz geschnitzt bist wie er.«
    Susan gab keine Antwort. Vor George stieg kurz das Bild einer anderen Person auf, eines dünnen, nervösen, misstrauisch dreinblickenden jungen Mannes.
    »Und welche Rolle wird – wie heißt er gleich? – Greg in deinem Plan spielen?«, fragte er weiter. »Er wird doch wohl keine Pillen und Pülverchen mehr verkaufen, oder?«
    »Natürlich nicht. Hinten kommt ein Labor rein, da stellen wir Kosmetik nach unseren eigenen Rezepten her.«
    George verkniff sich ein Grinsen. Am liebsten hätte er gesagt: »Also bekommt das Baby auch seine Spielwiese«, aber die Bemerkung verbiss er sich. Es machte ihm Spaß, mit seiner Cousine Spott zu treiben, aber er hatte das unbehagliche Gefühl, dass man vorsichtig sein musste, wenn es um Susans Gefühle für ihren Mann ging. Das könnte ein höchst explosives Thema sein. Wie schon am Tag der

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