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Der Wächter

Der Wächter

Titel: Der Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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sowieso nicht den Mumm, mich selbst zu feuern. Das hat er seinem grusligen Guru überlassen.«
    »Ming du Lac.«
    »Genau. Da führt mich dieser Typ in den Rosengarten und gießt mir Tee ein, den ich aus Höflichkeit trinke, obwohl er wie Pisse schmeckt.«
    »Sie sind ein Gentleman.«
    »Wir sitzen also zwischen lauter Rosen, vor uns ein Tisch mit ’nem weißen Tischtuch mit Spitze und feinem Porzellan …«
    »Klingt entzückend.«
    »… während er mich voll quatscht, ich soll meine spirituelle Einstellung ändern. Ich langweile mich zu Tode und denke, der ist ja ein noch größerer Knallkopf, als ich gemeint hab, da wird mir nach einer geschlagenen Viertelstunde klar, dass ich gefeuert bin. Wenn er mir das gleich verklickert hätte, dann hätte ich mir diese Plörre von Tee sparen können.«
    »Das muss ein echtes Trauma gewesen sein«, sagte Corky mit gespieltem Mitgefühl.
    »Ein Trauma, Sie Arschpickel?! Wofür halten Sie mich eigentlich, für ’ne Schwuchtel, die sich ins Höschen pinkelt, wenn man sie scharf anschaut? Ich hab kein Trauma erlitten, man hat mich verhext !«
    »Verhext?«
    »Verhext, verwünscht, verflucht, verzaubert, mit dem bösen Blick verseucht – nennen Sie’s, wie Sie wollen. Ming du Lac, der hat Höllenkräfte in sich, dieser miese Zwerg, und damals im Rosengarten hat er mich auf ewig ruiniert. Seither ist es mit mir immer nur abwärts gegangen.«
    »Eigentlich kommt dieser Ming mir eher wie einer von diesen Schwindlern vor, die Hollywood in Scharen heimsuchen.«
    »Ich sag Ihnen, die kleine Ratte ist ein echter Hexer.
    Auf mir liegt ein Fluch!«
    Corky hielt seinem Gastgeber das Geldbündel hin, zog es jedoch zurück, als das verhexte Wrack danach grapschte. »Noch etwas.«
    »Versuchen Sie bloß nicht, mich reinzulegen!«, sagte Hokenberry. Wie der Riese im Märchen, der gerade wütend die Bohnenranke herabgeklettert war, um den Dieb seiner Hühnereier zu erwischen, ragte er drohend über Corky auf.
    »Sie kriegen Ihr Geld schon«, sagte Corky beruhigend. »Ich möchte nur hören, wie Sie an Ihr drittes Auge gekommen sind.«
    Natürlich besaß Hokenberry persönlich nur zwei Augen, um den Hals hatte er jedoch eine Kette mit dem Auge eines Fremden hängen.
    »Ich hab Ihnen doch schon zweimal erzählt, wie ich da drangekommen bin.«
    »Ich möchte es einfach noch einmal hören«, sagte Corky. »Sie können so gut erzählen. Ich finde es richtig spannend.«
    Hokenberry legte das Gesicht in Falten, bis er wie eine Bulldogge aussah. Offenbar überlegte er, ob er sich wirklich zum Geschichtenerzähler eignete. Der Gedanke schien ihm zu gefallen. »Na schön. Also, vor fünfundzwanzig Jahren, ganz am Anfang, war ich mit ’ner Menge Rockgruppen auf Tour, um für die Sicherheit zu sorgen. Damit will ich nicht sagen, ich hätte das geplant oder gemanagt. So was ist nicht mein Bier.«
    »Sie waren immer bloß ein Gorilla«, sagte Corky.
    »Ja, ich war immer bloß ein Gorilla. Einer, der auf der Bühne stand, um die ausgeflippten Fans einzuschüchtern, die Typen, die immer total zugedröhnt sind, mit Speed, mit Angel Dust und solchem Zeug. Hab für die Rolling Stones gearbeitet, für Megadeth, Metallica, Van Halen, Alice Cooper, Meat Loaf, Pink Floyd …«
    »Queen, Kiss«, fuhr Corky fort, »sogar für Michael Jackson, als er noch Michael Jackson war.«
    »… für Michael Jackson, als er noch Michael Jackson war, falls er das überhaupt je war«, stimmte Hokenberry zu. »Jedenfalls war ich bei dieser dreiwöchigen Tournee dabei, mit … tja, das weiß ich nicht mehr so genau. Ich glaub, es waren entweder die Eagles oder Peaches and Herb.«
    »Eventuell auch Captain and Tennille.«
    »Ja, eventuell auch die. Einer von den drei Acts. Und an einem von den Abenden ist ein Wahnsinnsgedränge und Geschiebe vor der Bühne; das ganze Publikum ist außer Rand und Band, wahrscheinlich wurde da irgendein mieser Stoff gedealt und eingeworfen.«
    »Und Sie hatten das Gefühl, die Leute könnten vielleicht die Bühne stürmen.«
    »Ich hatte das Gefühl, sie könnten die Bühne stürmen. Dazu braucht’s bloß irgend ’ne Pfeife mit Matschhirn, die auf die Idee kommt, der Band auf den Schoß zu hüpfen, und schon gibt’s Randale.«
    »Sie mussten dem Kerl zuvorkommen«, soufflierte Corky.
    »Ihm zuvorkommen, ihm genau in dem Moment, in dem er raufspringen will, eins auf die Rübe geben, sonst machen weitere zweihundert Irre dasselbe.«
    »Und dann steht da dieses Bürschchen mit blauen Haaren

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