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Der Wächter

Der Wächter

Titel: Der Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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bunte Mischung aus rustikalen zweistöckigen Häusern mit erhöhten Veranden und traditionellen kalifornischen Bungalows, deren Architektur von vielen verschiedenen Stilen borgte. Sie wurden mit offenkundigem Stolz gepflegt; mit Ziegeln gepflasterte Wege, Palisadenzäune und Blumenbeete verschönerten die Gärten.
    Im Gegensatz dazu stand der Bungalow des dreiäugigen Monstrums hinter einem halb vertrockneten Rasen und war von einer Unmenge verwahrlostem Gestrüpp umgeben. Ein geborstener, unebener Betonweg führte zur Tür. Unter dem mit mexikanischen Ziegeln gedeckten Dach hingen die modrigen Reste uralter Vogelnester von den Traufen; der Putz der Mauern war rissig, an manchen Stellen abgeplatzt und brauchte dringend frische Tünche.
    Das Ganze sah aus wie das Heim eines Trolls, der es satt gehabt hatte, ohne modernen Komfort unter Brücken zu hausen, der jedoch nicht genügend Kenntnisse, Fleiß und Würde besaß, um ein Wohnhaus instand zu halten.
    Corky drückte den Klingelknopf, der nicht etwa ein hübsches Läuten auslöste, sondern das stotternde Schnarren eines defekten, verrosteten Mechanismus.
    Er liebte diesen Ort.
    Weil Corky sich telefonisch angekündigt und Bargeld versprochen hatte, erwartete ihn das dreiäugige Monstrum offenbar schon an der Tür. Es reagierte jedenfalls auf das schwindsüchtige Husten der Glocke, noch bevor das Geräusch verklungen war.
    Die Tür wurde aufgerissen, und über Corky ragte die breite, von grauen Haaren umrahmte Grimasse von Ned Hokenberry auf. Über einen gewaltigen Bierbauch spannten sich graue Jogginghosen und das T-Shirt von einer Megadeth-Tournee; die Füße Größe achtundvierzig waren nackt. »Sie schauen aus wie ’n Senfglas«, sagte Hokenber
    ry.
    »Es regnet«, antwortete Corky.
    »Sie schauen aus wie ’n Pickel auf Godzillas Arsch.«
    »Wenn es Sie stört, dass der Teppichboden nass wird …«
    »Mensch, so schmierig wie der Teppichboden ist, würde dem selbst ’n Haufen stockbesoffener Penner mit ’ner schwachen Blase nichts ausmachen.«
    Hokenberry drehte sich um und stampfte in sein Wohnzimmer, während Corky eintrat und die Tür zuzog.
    Der Teppichboden sah so aus, als hätte er einst tatsächlich in einem Kuhstall gelegen.
    Sollte einmal der Tag kommen, an dem Resopalmöbel mit Mahagonidekor und grün-blau gestreiftem Polyesterpolster bei Sammlern und Museen Anklang fanden, war Hokenberry ein gemachter Mann. Die beiden wertvollsten Gegenstände in seinem Wohnzimmer waren ein mit zerbröselten Maischips übersäter Fernsehsessel und ein riesiger Fernseher.
    Die kleinen Fenster waren halb von Vorhängen verhüllt. Keine einzige Lampe brannte, nur der Bildschirm verbreitete einen trüben Schein.
    Corky hatte nichts gegen die Dunkelheit. Trotz seiner Liebe zum Chaos hoffte er, das Innere dieses Hauses nie bei Tageslicht sehen zu müssen.
    »Die letzten Informationen, die ich von Ihnen bekommen habe, sind korrekt, soweit ich sie überprüfen konnte«, sagte Corky »Sie haben mir sehr geholfen.«
    »Ich hab Ihnen ja gesagt, dass ich das Haus besser kenne, als dieses Weichei von Filmstar seinen eigenen Lümmel kennt.«
    Bis er mit einer großzügigen Abfindung entlassen worden war, weil er fingierte Nachrichten auf einem für Anrufe aus dem Jenseits reservierten Anrufbeantworter hinterlassen hatte, war Ned Hokenberry Wachmann im Palazzo Rospo gewesen.
    »Wenn’s allerdings einen neuen Sicherheitschef gibt, wie Sie sagen, kann ich natürlich nicht garantieren, dass der nichts verändert hat«, fuhr er fort.
    »Das versteht sich.«
    »Haben Sie meine zwanzigtausend?«
    »Hier in der Tasche.« Corky zog den rechten Arm aus dem geräumigen Ärmel seines Regenmantels und griff in die Innentasche mit dem Geldbündel, seiner zweiten Rate für Hokenberry.
    Obwohl sein Gesicht im Schatten des bis oben zugeknöpften Mantelkragens und der Krempe des Südwesters lag, gab es offenbar mehr von seiner Verachtung preis, als ihm lieb war.
    Hokenberrys blutunterlaufene Augen trübten sich vor Selbstmitleid, und sein teigiges Gesicht legte sich in mehr und tiefere Falten. »Also, ich war nicht immer so ein elendes Wrack«, sagte er. »War nicht so fett. Hab mich jeden Tag rasiert und alles hübsch sauber gehalten. Der Rasen draußen war grün. Aber als dieses Arschloch mich gefeuert hat – das hat mich ruiniert.«
    »Ich dachte, Manheim hat Ihnen eine üppige Abfindung gezahlt?«
    »Für das Geld hab ich meine Seele verkauft, das ist mir jetzt klar. Außerdem hatte Manheim

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