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Der Wächter

Der Wächter

Titel: Der Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Schritte von der Veranda entfernt geparkt hatte, hastete er nicht durch den strömenden Regen, weil Robin Goodfellow, der zu cool für Stiefel war, sie im Geiste jedoch trotzdem trug, kein Mann war, der in mieser Laune aufs Wetter achtete.
    Corky erklomm die drei Stufen zur Veranda, zog die Glock aus dem Schulterhalfter und presste Trotter die Mündung an die Schläfe.
    »Wiederholen Sie, was Sie am Telefon gesagt haben!«
    »Scheiße«, sagte Trotter nervös, »Sie wissen, dass es stimmt.«
    »Es ist reiner Blödsinn«, sagte Corky.
    Trotters Haare waren so orange wie das Fell der Grinsekatze, die mit Alice im Wunderland ihr Spiel trieb. Er hatte die weit aufgerissenen, hervorquellenden Augen des verrückten Hutmachers. Seine Nase zuckte so nervös wie die des weißen Kaninchens, und sein aufgedunsenes Gesicht mit dem riesigen Schnauzbart erinnerte an das Walross. Kurz, er war so verdaustig, gorkig und verschnoff wie mehrere Lewis-Carroll-Figuren kombiniert.
    »Um Himmels willen, Goodfellow!« Trotter hätte fast losgeplärrt. »Der Sturm, der Sturm ! Wir können so nicht los. Bei solchem Wetter ist das ganz unmöglich.«
    »Bis sechs Uhr ist der Sturm vorbei«, sagte Corky, ohne die Glock von Trotters Schläfe zu nehmen. »Der Wind soll sich vollständig legen. Wir werden ideale Bedingungen haben.«
    »Ja, im Wetterbericht heißt es, dass der Sturm nachlässt, aber was wissen die denn schon! Waren die Vorhersagen denn jemals richtig?«
    »Ich verlasse mich nicht auf irgendwelche Fernsehheinis, Sie Idiot, sondern auf die streng geheimen Satelliten des Verteidigungsministeriums, mit denen die Wetterbedingungen auf der Erde nicht nur beobachtet, sondern auch kontrolliert werden, und zwar mit hochfrequenten Energiestößen. Wenn wir wollen, dass der Sturm sich legt, dann bringen wir ihn einfach dazu!«
    Diese völlig abstruse Behauptung kam bei dem paranoiden Trotter offenbar gut an, dessen wilde Augen sich noch weiter öffneten. »Wetterkontrolle«, flüsterte er erschüttert. »Hurrikane, Tornados, Schneestürme, Dürre – eine nicht nachweisbare Waffe, so schrecklich wie die Atombombe!«
    In Wirklichkeit zählte Corky nur darauf, dass das Chaos ihm auch diesmal zur Seite stand und den Sturm beendete, wenn er einen ruhigen Himmel brauchte.
    Das Chaos ließ ihn nie im Stich.
    »Egal, ob es stürmt und regnet oder nicht«, sagte er, »Sie finden sich Punkt neunzehn Uhr am Treffpunkt in Bel Air ein, wie geplant.«
    »Wetterkontrolle«, murmelte Trotter düster.
    »Denken Sie nicht mal dran, mich zu versetzen. Wissen Sie, wie viele Augen in diesem Moment auf uns gerichtet sind – oben auf den Hängen da, drüben im Gestrüpp?«
    »’ne ganze Menge?«, sagte Trotter.
    »Meine Leute sind überall im ganzen Canyon, um dafür zu sorgen, dass Sie bei der Stange bleiben – oder um Ihnen eine Kugel in den Kopf zu jagen. Sie haben die Wahl.«
    In Wirklichkeit gehörten die einzigen Augen, die auf die beiden gerichtet waren, den Krähen, Habichten, Spatzen und deren gefiederten Verwandten, die in den alten, das Haus beschattenden Lebenseichen hockten.
    Auf solche und ähnliche Schwindeleien fiel Jack Trotter nicht etwa wegen des gefälschten NSA-Ausweises oder Corkys Bravourstück als Agent Robin Goodfellow herein, sondern weil Corky so viel über Trotters zahlreiche Decknamen und zumindest allerhand über dessen bislang erfolgreiche Karriere als Bankräuber und Ecstasydealer wusste. Er glaubte, Corky habe diese Informationen über den schier allwissenden Spionageapparat des herrschenden Klüngels erhalten.
    Alles, was Corky über Trotter wusste, hatte er jedoch von Mick Sachatone erfahren, jenem millionenschweren Hacker und Anarchisten, der mit gefälschten Ausweisen, anonymen Handys und anderen illegalen Dokumenten, Gegenständen, Substanzen und Informationen handelte. Mick hatte Trotter die falschen Namen verschafft und sie anschließend Corky anvertraut.
    Unter normalen Umständen hätte Mick nie einen seiner Kunden an einen anderen verraten. Angesichts der Sorte Leute, mit denen er Geschäfte machte, hätte ihm ein derartiger Mangel an Diskretion bestenfalls den Tod eingetragen, schlimmstenfalls einen Stich in beide Augen, die Extraktion der Zunge, abgeschnittene Daumen oder eine Kastration mit der Beißzange.
    Nur weil Mick gute Gründe hatte, Trotter mit nahezu mörderischer Heftigkeit zu hassen, hatte er es gewagt, Corky gegenüber den Mund aufzumachen. Wütende Eifersucht von opernhaften Ausmaßen hatte ihn dazu

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