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Der Wächter

Der Wächter

Titel: Der Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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den seine Mutter zum Zeichen ihrer Liebe hinterlassen hatte.
    Der Picknickkorb stand mit geschlossenem Deckel neben ihm auf dem Boden.
    Fric musste hier zwar eine gewisse Zeit verbringen, um die Geschichte zu untermauern, die er Mr. Devonshire dämlicherweise aufgetischt hatte, aber er würde darauf verzichten, nicht vorhandene Schinkensandwiches zu verzehren. Dafür gab es zwei gute Gründe: Hätte ihn jemand dabei beobachtet, so wäre ihm sicher der Spruch von Apfel und Stamm in den Sinn gekommen, aber vor allem hatte Fric keine nicht vorhandenen Dillgurken dabei, um die Brote zu belegen.
    Ha, ha, ha.
    Vor etwa zwei Jahren hatte die Pressereferentin seiner Mutter vor einer sensationshungrigen Medienmeute bekannt gegeben, Freddie Nielander sei in eine Privatklinik irgendwo in Florida eingeliefert worden. Sie leide an Erschöpfungszuständen.
    Das war ein Grund, aus dem Supermodels erstaunlich häufig ins Krankenhaus kamen. Vierundzwanzig Stunden am Tag perfekten Glamour auszustrahlen konnte offenbar so anstrengend sein wie die Arbeit eines Ackergauls und einen emotional so auslaugen wie die Pflege unheilbar kranker Menschen.
    Die Quasimama hatte ein Titelbild für Vanity Fair und eine Doppelseite für Vogue zu viel gemacht, was zu einem vorübergehenden, aber vollständigen Verlust der Muskelbeherrschung im gesamten Körper geführt hatte. So lautete jedenfalls die offizielle Begründung, soweit Fric sie begreifen konnte.
    Niemand glaubte die offizielle Begründung. Zeitungen, Zeitschriften und die klatschsüchtigen Moderatoren von Entertainment-Sendungen sprachen dunkel von einem »Zusammenbruch«, einem »emotionalen Kollaps«. Manche verstiegen sich sogar zu dem Ausdruck »psychotische Episode«, was sich so anhörte wie jene Folge der alten TV-Serie Hoppla Lucy , in der Lucy und Ethel mit Maschinenpistolen einen kleinen Menschenauflauf niedermähten. Die Klinik wurde als »Sanatorium für Superreiche« und als »exklusive psychiatrische Anstalt« bezeichnet, und Howard Stern, der skandalträchtige Radiomoderator, hatte angeblich den Spruch geprägt, es handle sich »um eine Klapsmühle für Leute, denen man lieber einen Klaps auf den Hintern geben sollte«.
    Fric hatte so getan, als wüsste er nicht, was in den Medien über seine Mutter berichtet wurde, aber insgeheim hatte er jeden Artikel und Fernsehbericht verschlungen, den er finden konnte. Er hatte Angst gehabt, hatte sich nutzlos gefühlt. Die Reporter waren sich uneins darüber, in welcher von zwei Kliniken Freddie sich befand, und Fric hatte von keiner eine Adresse. Er konnte seiner Mutter nicht einmal eine Karte schicken.
    Irgendwann war sein Vater mit ihm in den Rosengarten gegangen, der damals bereits verlegt worden war, und hatte Fric gefragt, ob er irgendwelche merkwürdigen Geschichten über seine Mutter gehört habe. Fric hatte so getan, als hätte er nicht die leiseste Ahnung.
    »Tja«, hatte sein Vater gesagt, »früher oder später wirst du doch etwas hören, und du sollst wissen, dass nichts davon wahr ist. Sie hacken bloß wie üblich auf den so genannten Stars herum. Es heißt, deine Mama hätte einen Nervenzusammenbruch oder so gehabt, aber das ist nicht der Fall. Die Wahrheit ist zwar nicht besonders angenehm, aber sie ist nicht halb so übel, wie man behauptet. Deshalb werden Ming und Dr. Rudy dir einige Techniken beibringen, mit denen du dir während dieser ganzen Sache den inneren Frieden bewahren kannst.«
    Dr. Rudy war niemand anders als Rudolph Kroog, ein in Hollywood für seine unkonventionelle Reinkarnationstherapie bekannter Psychiater. Er unterhielt sich ein wenig mit Fric, um herauszubekommen, ob der in einem früheren Leben womöglich ein junger ägyptischer Pharao gewesen war, und überreichte ihm anschließend ein Fläschchen mit Kapseln, die zum Mittagessen und vor dem Schlafengehen einzunehmen waren.
    Fric erinnerte sich daran, dass junge ägyptische Pharaos gelegentlich von ihren Beratern vergiftet worden waren. Das hatte er in einer der am Samstagmorgen laufenden Zeichentrickserien gesehen. Er hatte die Kapseln deshalb schnurstracks bei sich ins Klo gespült. Falls doch ein grünes Schuppenmonster in seiner Toilette hauste, hatte er es damals wahrscheinlich mit einer Überdosis umgebracht.
    Dr. Rudy war harmlos gewesen, Ming dagegen erwies sich als harter Brocken. Nach zwei Tagen Unterricht wäre Fric lieber der Gnade von Monsieur Hachette, dem hirnkranken Küchenchef, ausgeliefert gewesen, selbst wenn der ihn mit Äpfeln

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