Der Wächter
Rückenmark vibrieren.
»Ich lasse mich von diesem Höllenspuk doch nicht kaputtmachen«, sagte Hazard. »Typen, die einfach im Spiegel verschwinden! Dafür will ich möglichst schnell ’ne Erklärung finden, um mir das ganze wirre Zeug aus dem Kopf schlagen und wieder der sein zu können, der ich mal war.«
Die letzten beiden Namen gehörten Professoren für amerikanische Literatur, die an einer wieder anderen Universität lehrten. Sie standen am Ende der Liste, weil Reynerds Drehbuchfragment darauf hindeutete, dass sein Mitverschwörer Schauspielunterricht gab oder sich in irgendeiner anderen Weise akademisch mit dem Showbusiness beschäftigte. Verknöcherte Literaturprofessoren, die in Tweedsakkos mit Lederflicken an den Ellbogen herumhockten, Pfeife rauchten und über Partizipien diskutierten, schienen nicht gerade der Typ zu sein, der Filmstars verfolgte, um sie zu ermorden.
»Ich glaube sowieso, dass die beiden genauso ein Schuss in den Ofen sind wie der Rest«, sagte Hazard und versenkte sich in die Notizen der Telefongespräche, die er zwischen den Besuchen im Cedars-Sinai Center und Dr. Bob geführt hatte.
Das Unwetter hatte ein bisschen nachgelassen. Der Wind, der den Bäumen ganze Äste abgerissen hatte, zauste sie nun nur noch und ließ sie lediglich in Erwartung eines neuerlichen Sturmes zittern.
Der Regen fiel nach wie vor, aber mit kalkulierter Heftigkeit, nicht mehr mit der zerstörerischen Gewalt wie zuvor. Es war, als hätte eine Revolution im Himmel die herrschende Kriegerkaste vertrieben und Geschäftsleute an ihre Stelle gesetzt.
»Maxwell Dalton«, fuhr Hazard nach einer Weile fort. »Offenbar hat er ein Freisemester oder so was. Die Sekretärin, mit der ich gesprochen habe, ist nur über die Ferien da und hat offenbar nicht viel Ahnung. Die meint, ich soll am besten mal mit Daltons Frau sprechen. Und der andere heißt Vladimir Laputa.«
68
Corky bedauerte, was er Mick Sachatones Gesicht hatte antun müssen. Ein guter Freund hätte es eigentlich verdient gehabt, auf würdigere Art und Weise hingerichtet zu werden.
Weil der Revolver nicht mit einem Schalldämpfer versehen war, hatte Corky sich schon auf den ersten Schuss verlassen müssen. Auf diese Weise war damit zu rechnen, dass die Nachbarn selbst dann nichts unternahmen, wenn sie zu Hause waren, weil das Rauschen des Regens einen einzelnen Schuss so stark dämpfte, dass sie nicht neugierig wurden. Eine ganze Salve kam jedoch absolut nicht infrage.
In Malibu hatte Corky die sonore Stimme seiner Waffe bewusst nicht unterdrücken wollen. Der Knall der Schüsse, die den spröden Chor zerberstender Porzellanfiguren rhythmisch untermalten, hatte Jack Trotter sichtlich zugesetzt.
Corky hatte zwar einen Schalldämpfer dabei, wenn dieser jedoch aufgesetzt gewesen wäre, hätte er die Pistole nicht so schnell aus dem Halfter ziehen können, wie es nötig gewesen war. Außerdem hätte der arme Mick trotz Corkys lässiger Pose vielleicht Verdacht geschöpft, wenn er das Ding gesehen hätte.
Nachdem er die Waffe weggesteckt hatte, schlüpfte Corky in seinen schwarzen Ledermantel und zog ein Paar Latexhandschuhe aus der Tasche. Natürlich durfte er keine Fingerabdrücke hinterlassen, obwohl er sich in dieser Lustgrotte für die sündige Hand weniger Gedanken um das machte, was er hinterließ, als um das, was er sich womöglich holte.
Überall sonst verdeckten die Videoregale die Fenster und ließen das Haus zur Höhle werden, nur in den Arbeitsräumen drückte sich das triste Gesicht des schwindenden Tags an die nassen Scheiben. Corky zog die Vorhänge zu.
Er brauchte Zeit, um das Haus nach Micks gut versteckten Bargeldreserven zu durchsuchen, die wahrscheinlich beträchtlich waren. Außerdem musste er die Computer ausstecken und in seinen Landrover laden, damit die gespeicherten Informationen nicht in feindliche Hände fielen. Die Leiche wollte er in eine Plane wickeln, ebenfalls in den Wagen schaffen und dann das Blut beseitigen.
Um eine Untersuchung der Mordkommission zu vermeiden, die Corky trotz aller Vorsicht gefährlich werden konnte, wollte er Mick einfach verschwinden lassen.
Natürlich hätte er das Haus auch mit Benzin besprengen und anstecken können, um alle Indizien zu beseitigen, wie er es mit dem beengten Heim Brittina Dowds getan hatte. Die zahllosen Videokassetten hätten hervorragend gebrannt und große Wolken giftigen Rauchs entstehen lassen, der die Feuerwehr auf Distanz gehalten hätte. In der glimmenden Asche wäre
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