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Der Wächter

Der Wächter

Titel: Der Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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nichts mehr zu finden gewesen.
    So praktisch das aber auch gewesen wäre, es widerstrebte Corky, das Sachatone-Archiv der hirnlosen Lust zu vernichten, war dieser Ort doch eines der größten Monumente für das Chaos, das ihm je untergekommen war. Die gewaltige Masse schlüpfriger Videos sandte kraftvolle Vibrationen aus, die wie ein Haufen Plutonium, dessen tödlicher Strahlung letztlich kein Lebewesen widerstehen konnte, Zersetzung und Unruhe verbreiteten.
    Die Suche nach Micks Geld, der Abbau seiner Computer und die Entfernung der Leiche im Pyjama würde allerdings warten müssen, bis Aelfric Manheim aus seinem heimeligen Nest entführt und in dem Zimmer eingekerkert worden war, das momentan von Mr. Stinkerkäse bewohnt wurde. Corky würde also erst morgen Abend hierher zurückkehren.
    Vorläufig schaltete er lediglich alle Computer aus, die in den Arbeitsräumen standen. Dann unternahm er einen Rundgang durchs ganze Haus, um sich zu vergewissern, dass keine anderen Elektrogeräte in Funktion waren, die sich überhitzen und einen Brand auslösen konnten, um dann die Feuerwehr anzulocken, noch bevor er Micks Sparstrumpf aufgestöbert und die Leiche entfernt hatte.
    Im Wohnzimmer blieb Corky eine kleine Weile stehen und betrachtete zuerst noch die vier Bildschirme mit den erotischen Verrenkungen der unvergleichlichen Janelle, bevor er die Wand aus zuckendem Fleisch schließlich verdunkelte. Er fragte sich, ob Jack Trotter sich wohl die erstaunliche Biegsamkeit seiner Gespielin zunutze gemacht und sie in ein kompaktes Grab gefaltet hatte, um sich ein paar Spatenstiche zu ersparen.
    Nach dem gewaltsamen Ende seiner Julia war mit Micks Tod nun auch der Romeo des Porno hinüber. Traurig.
    Es wäre Corky lieber gewesen, Mick nicht umbringen zu müssen, aber sein armer Freund hatte, als er Trotter ans Messer lieferte, nun einmal sein eigenes Todesurteil unterschrieben. Rachsüchtig und rasend vor Eifersucht, hatte er Corky die zahlreichen falschen Identitäten verraten, mit denen er Trotter über die Jahre hinweg ausgestattet hatte. Solange er aber einen seiner Kunden verriet, tat er das eines Tages möglicherweise auch bei Corky.
    Die Gesellschaftsordnung zu zerstören war eine einsame Angelegenheit.
    Corky trat auf die Veranda und verschloss die Tür mit Micks Schlüssel, den er zuvor von dessen Haken in der Küche genommen hatte.
    Der Tag war deutlich kälter geworden.
    Obwohl der Himmel so oft durchgespült und ausgewrungen worden war wie ein Waschlappen, war sein Grau schmutziger als am Morgen, und sein Licht warf weder Glanz noch den schwächsten Schatten.
    Viel war geschehen, seit Corky sein Tagwerk begonnen hatte, aber das Beste kam erst noch.

69
    Als Ethan die Küche aufsuchte, um mit Monsieur Hachette über die Details des Abendessens zu konferieren, fand er den Oberkoch äußerst wortkarg vor. Was den Grund für seinen Zorn betraf, verweigerte er jede Erklärung. »Mein Kommentar zu diese Affäre ist in die Post, Inspektor Truman«, sagte er lediglich. Um welche »Affäre« es sich handelte, wollte er offenbar nicht sagen. »Er ist in die Post, mein vernichtender Kommentar. Ich bin nicht bereit, mich zu eine Streit hinunterlassen wie ein Hilfskoch. Ich bin der Chef, und mein Verachtung teile ich schriftlich mit wie ein Gentleman, nicht zu ihrem Gesicht, sondern zu ihre Rücken.«
    Hachettes Englisch war besser, wenn er weder wütend noch erregt war, aber man hatte auch dann nur selten die Gelegenheit, ihn grammatisch gänzlich korrekt sprechen zu hören.
    Schon bald nach seiner Ankunft hatte Ethan die Erfahrung gemacht, dass man den Oberkoch auf keinen Fall unter Druck setzen durfte, wenn es um dessen Revier ging. Das war auch in Ordnung so, war die Forderung Hachettes, den Freiraum eines launischen Künstlers beanspruchen zu dürfen, doch durch die Qualität seiner Kochkunst durchaus gerechtfertigt. Seine Ausbrüche kamen und gingen, ohne bleibenden Schaden zu hinterlassen.
    Achselzuckend ließ Ethan deshalb Monsieur Hachette in Frieden und machte sich auf die Suche nach Fric.
    Mrs. McBee lehnte es strikt ab, gleichzeitig das ganze Haus mit der Sprechanlage zu beschallen. Sie hielt das für eine Sünde gegen die noble Atmosphäre, für einen Affront gegen die Herrschaft und für eine Ablenkung fürs Personal. »Wir arbeiten schließlich nicht in einem Bürohaus oder einem Großmarkt«, pflegte sie zu sagen.
    Die wichtigen Mitglieder des Personals waren mit Pagern ausgerüstet, über die sie überall auf dem

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