Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Wächter

Der Wächter

Titel: Der Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
Vom Netzwerk:
vorkam.
    Wären die Bewegungsmelder momentan angeschlossen gewesen, dann hätte jedes Mal die Alarmsirene aufgeheult, wenn Fric oder Ethan durch einen überwachten Bereich gegangen wären oder dort auch nur eine Handbewegung gemacht hätten.
    Notwendig war jetzt nur, dass die Sirene ertönte, wenn eine Tür oder ein Fenster geöffnet wurde. Diese Vorsichtsmaßnahme und die beiden Wachleute, die alle Alarmsysteme außerhalb des Hauses im Blick hatten, würden dafür sorgen, dass niemand Ethan oder Fric überraschen konnte.
    Trotzdem wollte er Fric nicht allein im zweiten Stock schlafen lassen. Nicht heute Nacht, nicht morgen Nacht und auch nicht in nächster Zukunft.
    Es gab zwei Möglichkeiten: Entweder schlief der Junge irgendwo im Erdgeschoss, oder Ethan verbrachte die Nacht oben im Wohnzimmer von Frics Zimmerflucht. Nach dem Abendessen würde er mit ihm darüber sprechen.
    Vorläufig ging Ethan zum ersten Mal, seit er heimgekommen war, in seine Wohnung und weiter in sein Arbeitszimmer zu dem Tisch, auf den er die drei Silberglöckchen gelegt hatte. Sie waren fort.
    Als er in der tieferen Garage des Krankenhauses entdeckt hatte, dass nur eine Glöckchenkette fehlte, war ihm gleich in den Sinn gekommen, die Kette in Hazards Besitz könne dieselbe sein wie jene, die er vor dem Blumenladen in der Hand gespürt hatte.
    Das Phantom, das er im Badezimmerspiegel von Dunnys Wohnung gesehen hatte, war dasselbe Phantom, das in Hazards Schlafzimmer im Spiegel verschwunden war. Offenbar war es in der Nacht, als Ethan schlief, irgendwie hier hereingekommen, hatte die Glöckchen genommen und sie Hazard übergeben, allerdings aus Gründen, die zunächst mysteriös blieben. Möglich, dass Ethan sie nie erfuhr. Und bei dem Phantom handelte es sich höchstwahrscheinlich um Dunny Whistler, tot, aber auferstanden.
    Ethan wunderte sich, dass er so einfach dastehen und derart bizarren Gedanken nachhängen konnte, sich gleichzeitig aber noch ganz gesund im Kopf fühlte. Zumindest hielt er sich nicht für wahnsinnig, aber da konnte er sich natürlich auch täuschen.
    Die Glöckchen waren zwar fort, aber die Gegenstände aus den schwarzen Schachteln standen und lagen noch ausgebreitet da. Ethan setzte sich an den Tisch, studierte zum wiederholten Mal die sechs Teile des Rätsels und hoffte irgendwie, dass diesmal die große Erleuchtung kam.
    Maikäfer, Schnecken, ein Glas mit zehn Vorhäuten, eine Keksdose voller Scrabblesteinchen – LIED, LEID –, ein Buch über Blindenhunde, das Auge im Apfel …
    An besseren Tagen und in besserer Stimmung wäre er bestimmt nicht in der Lage gewesen, sich den Sinn dieser Botschaften zusammenzureimen. In seinem derzeitigen Zustand aus extremer Anspannung und geistiger Erschöpfung bestand jedoch eine gewisse Hoffnung, dass seine mentalen Mauern in sich zusammenstürzten und ihn alles aus einer neuen Perspektive sehen ließen. Dann konnte er vielleicht begreifen, was bislang unentzifferbar gewesen war.
    Pustekuchen.
    Er griff zum Telefon und rief die Wachmänner in ihrem Büro im Gärtnerhaus an, das auf dem hinteren Teil des Geländes stand. Sie waren von vier Uhr nachmittags bis Mitternacht im Dienst und hatten schon bemerkt, dass die Alarmanlage früher als gewöhnlich eingeschaltet worden war, weil ihr Computer ihnen das gemeldet hatte.
    Ohne einen Grund zu nennen, bat Ethan die beiden, an diesem Abend besonders wachsam zu sein. »Leitet das an die Leute der Nachtschicht weiter, sobald die da sind«, fügte er noch hinzu.
    Anschließend wählte er die Nummer von Carl Shorter, dem Chef der Bodyguards, die Channing Manheim in Florida bewachten. Shorter hatte nichts Auffälliges zu berichten.
    »Ich melde mich morgen wieder«, sagte Ethan. »Wir müssen über neue Vorkehrungen sprechen, die ich für eure Ankunft in L. A. am Donnerstag ausarbeiten werde. Mehr Überwachung am Flughafen und auf dem ganzen Weg hierher, ein neuer Ablauf und eine neue Strecke, falls es jemandem irgendwie gelungen sein sollte, die derzeitige Routine herauszubekommen.«
    »Hast du noch alle Tassen im Schrank?«, sagte Shorter.
    »Bisher ist noch keine verschwunden«, antwortete Ethan.
    »Was ist denn los?«
    »Ich hab dir doch von den komischen Sendungen in den schwarzen Schachteln erzählt. Es gibt da inzwischen ein anderes Problem, das damit zu tun haben könnte, das ist alles. Die Sache ist aber unter Kontrolle.«
    Nachdem er sich von Shorter verabschiedet hatte, ging Ethan ins Bad, um sich zu rasieren und fürs Abendessen

Weitere Kostenlose Bücher