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Der Wächter

Der Wächter

Titel: Der Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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frisch zu machen. Er zog seinen Pullover aus und schlüpfte in ein sauberes Hemd.
    Einige Minuten später stand er wieder im Arbeitszimmer am Schreibtisch und warf noch einmal einen Blick auf die sechs geheimnisvollen Gegenstände.
    Ein Blinken am Telefon ließ ihn aufblicken: Anschluss Nummer 24. Zuerst flackerte das Lämpchen nur, dann brannte es kontinuierlich.

72
    Der Landrover im Besitz von Kurtz Ivory International, mit dem Robin Goodfellow gewöhnlich unterwegs war, durfte nie vor Corkys Haus gesehen werden. Er hätte ihn zu leicht in Verbindung mit der kriminellen Betätigung bringen können, der sein faschistisches Alter Ego nachging.
    Deshalb hatte Corky um die Ecke geparkt und war, mit Passagen aus Richard Wagners Rheingold auf den Lippen, durch den Regen zum Haus gegangen. Zugegebenermaßen sang er nicht gut, aber dafür mit Gefühl.
    In der Garage zog er sich nackt aus und ließ die tropfnassen Sachen dann auf dem Betonboden liegen. Die Geldbörse, das Etui mit dem Agentenausweis und die Glock nahm er mit ins Haus. Seine Rolle als Robin Goodfellow war heute noch nicht ganz beendet.
    Im Schlafzimmer frottierte er sich ab und schlüpfte anschließend in Thermo-Unterwäsche.
    Aus dem begehbaren Kleiderschrank holte er einen schwarzen Skianzug mit Goretex/Thermolite-Ausrüstung. Der war wasserdicht, warm und so geschnitten, dass man sich ungehindert darin bewegen konnte, kurz: das perfekte Outfit für den Angriff auf den Palazzo Rospo.
    Zwar hätte Hazard sich telefonisch bei der Person melden können, die Vladimir Laputas Haus soeben durch die Garage betreten hatte, doch nachdem er einen Augenblick über die klügste Taktik nachgebrütet hatte, beschloss er, unangekündigt auf der Türschwelle zu erscheinen. Vielleicht war etwas aus der Überraschung – oder ihrem Ausbleiben – zu schließen, mit der der arrogante Pinsel auf den Anblick von Hazards Dienstmarke reagieren würde.
    Hazard stellte den Motor ab, stieg aus dem Wagen – und stand auf einmal direkt vor Dunny Whistler.
    Blass wie ein von der Sonne gebleichter Schädel und mit Gesichtszügen, aus denen viele Wochen im todesähnlichen Koma sprachen, stand Dunny im Regen, ohne davon berührt zu werden, trockener als Knochen, als Mondsand, als Salz. »Geh da nicht rein«, sagte er.
    Hazard schrak zusammen und schämte sich sofort, wie ein Jammerlappen mit butterweichen Knien dazustehen. Er wollte einen Schritt zurücktreten, was aber nicht ging, weil unmittelbar hinter ihm der Wagen stand. Trotzdem rutschte er mit den Sohlen über das nasse Pflaster, als wollten seine Füße ihn unwillkürlich rückwärts durch die Karosserie schieben.
    »Wenn du stirbst«, sagte Dunny, »kann ich dich nicht zurückholen. Dein Schutzengel bin ich nämlich nicht.«
    Im einen Augenblick noch fest wie Fleisch, im nächsten flüssig, sank Dunny ohne jedes Platschen in die Pfütze, in der er stand. Wie eine aus Wasser geformte Erscheinung, die sich fontänenhaft aus dem nassen Boden erhoben hatte, war er gleich wieder verschwunden, noch fließender als in der Nacht, in der er in einen Spiegel geschlüpft war.
    Der wasserdichte Skianzug wies eine versenkbare Kapuze auf, anatomisch geformte Knie und mehr Taschen als der maßgeschneiderte Mantel eines Kleptomanen, allesamt mit Reißverschluss. Zwei Paar Socken übereinander, schwarze Winterstiefel und Handschuhe aus Leder und Nylon, fast so elastisch wie Latexhandschuhe, aber weniger auffällig, vervollständigten das Ensemble.
    Nachdem Corky sich befriedigt in einem hohen Spiegel betrachtet hatte, ging er den Flur entlang zum Gästezimmer, um nachzuschauen, ob Mr. Stinkerkäse endlich tot war, beziehungsweise um ihm Angst einzujagen, falls das nicht der Fall war.
    Die 9-mm-Pistole nahm er nebst neuem Schalldämpfer mit.
    Vor der Tür des dunklen Zimmers war der Gestank des hilflosen Gefangenen inzwischen schon im Flur wahrnehmbar. Jenseits der Schwelle wurde daraus ein Pesthauch, den selbst Corky als glühender Verehrer des Chaos nicht mehr als angenehm empfinden konnte.
    Er schaltete die Lampe an und trat ans Bett.
    Stinky war eindeutig ebenso störrisch wie übel riechend. Immer noch klammerte er sich verzweifelt ans Leben, obwohl er doch glauben musste, seine Frau und seine Tochter seien gefoltert, vergewaltigt und ermordet worden.
    »Was bist du bloß für ein selbstsüchtiger Bastard!«, sagte Corky mit verächtlicher Stimme.
    Da Maxwell Dalton intravenös mit so viel Flüssigkeit versorgt worden war, dass er nicht an

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