Der Wächter
erkennen, was er war.
Der Professor marschierte die lange Rampe hinunter, dann eine zweite. Zwei Etagen unterhalb der Ebene, auf der er den Landrover abgestellt hatte, ging er auf einen Honda Acura zu. Das schnittige Coupé zwitscherte, nachdem er die Fernbedienung gehoben hatte, um die Zentralverriegelung zu öffnen.
Verblüfft blieb Hazard stehen, während der Professor hinters Lenkrad schlüpfte.
Der Bursche war gar nicht zum Einkaufen hergekommen, er tauschte einfach nur den Wagen aus!
Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit war entweder der Landrover oder der Acura kein gewöhnlicher Zweitwagen. Vielleicht wurden sogar beide Fahrzeuge für finstere Unternehmungen benutzt.
Hazard überlegte sich, ob er Laputa aufgrund seines verdächtigen Verhaltens festnehmen sollte.
Nein. Das konnte er nicht riskieren, nicht bei einem unbescholtenen Universitätsprofessor und schon gar nicht, wenn er an einer Sache wie der Blondine im Tümpel dran war, mit der er sich einen mächtigen Politiker zum Todfeind machen würde. Außerdem lief noch die polizeiinter-ne Untersuchung, weil er Hector X erschossen hatte. Unter solchen Umständen würde sich bei jedem Fehler, den er machte, die Schlinge um seinen Hals noch enger zuziehen.
Abgesehen davon hatte er keinerlei legitimen Grund, Laputa zu observieren. Der Mord an Mina Reynerd ging ihn eigentlich nichts an. Trotzdem hatte er einen ganzen Tag lang seine Dienstzeit und seine polizeiliche Autorität dazu benutzt, einem Freund zu helfen, der in der Patsche saß. Damit hatte er sich so weit aus dem Fenster gelehnt, dass er jetzt nicht auf Verdacht gegen Laputa vorgehen konnte, ohne äußerst schmerzhaft auf die Schnauze zu fallen.
Der Professor, der immer noch nicht gemerkt zu haben schien, dass er beobachtet wurde, zog die Tür zu und ließ den Motor an. Dann fummelte er offenbar am Radio.
Hazard rannte den Weg zurück, den er gekommen war, bis er zwei Etagen höher seinen Wagen erreichte.
Als er wie ein Wilder zur Ausfahrt hinuntergerast war, um sich hinter das Coupé zu setzen, war Laputa längst fort.
77
Kennen Sie eigentlich Yoo-hoo?«, fragte Fric. »Die ses Schokogetränk?«
»Ich hab’s ein paarmal probiert«, sagte Mr. Truman.
»Schmeckt cool, oder? Wussten Sie, dass man es fast ewig aufbewahren kann, ohne dass es sauer wird?«
»Nein, das hab ich nicht gewusst.«
»Es wird mit Dampf sterilisiert, mit einem speziellen Prozess«, erklärte Fric. »Solange man es nicht aufmacht, ist es so steril wie eine Flasche Kontaktlinsenlösung.«
»Kontaktlinsenlösung habe ich allerdings noch nie getrunken«, sagte Mr. Truman.
»Wussten Sie, dass in total vielen Parfümen Zibet drin ist?«
»Ich weiß noch nicht mal, was Zibet ist.«
Das schien Fric sichtlich zu freuen. »Also, das ist ein dickes, gelbes Sekret, das man aus den Analdrüsen von Zibetkatzen presst.«
»Das müssen ja außergewöhnlich duldsame Tierchen sein.«
»Eigentlich gehören sie gar nicht zur Familie der Katzen. Es sind Säugetiere, die in Asien und Afrika leben. Wenn sie aufgeregt sind, erzeugen sie Zibet.«
»Unter solchen Umständen sind sie wohl ständig aufgeregt.«
»Zibet stinkt ganz übel, solange es pur ist«, sagte Fric. »Aber wenn man es mit dem richtigen Zeug verdünnt, dann riecht es echt gut. Wussten Sie, dass alle Körperfunktionen einen Moment lang stillstehen, wenn man niest?«
»Sogar das Herz?«
»Sogar das Herz. Es ist wie ein vorübergehender kleiner Tod.«
»Gut, dass ich das jetzt weiß. Auf meinen Salat kommt bestimmt kein Pfeffer mehr.«
»Beim Niesen ist der Körper unheimlich unter Stress«, sagte Fric, »besonders die Augen.«
»Drum machen wir beim Niesen auch immer die Augen zu, stimmt’s?«
»Genau. Wenn man nämlich stark niest und dabei die Augen offen lässt, fliegt womöglich eins aus seiner Höhle.«
»Sag mal, mir war nie klar, dass du ein wandelndes Lexikon für die ungewöhnlichsten Fakten bist.«
Fric strahlte übers ganze Gesicht. »Ich weiß einfach gern Bescheid über Sachen, die andere Leute nicht wissen«, sagte er stolz.
Das Abendessen war wesentlich besser verlaufen, als Fric befürchtet hatte. Die Hühnerbrust in Zitronen-Butter-Sauce, der Reis mit Waldpilzen und der Stangenspargel waren köstlich, und weder er noch Mr. Truman waren bisher an Lebensmittelvergiftung gestorben. Allerdings hatte Monsieur Hachette sich den Mord eventuell fürs Dessert aufgespart.
Zuerst war die Unterhaltung etwas steif gewesen, weil sie mit dem
Weitere Kostenlose Bücher