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Der Wächter

Der Wächter

Titel: Der Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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dick beschmiert mit Sonnencreme Faktor fünfzig, wie gerupfte Enten in Marinade.
    Mit dem Außenbecken konnte das Hallenbad bei weitem nicht konkurrieren; es war nur fünfundzwanzig Meter lang und sechzehn Meter breit, also nicht groß genug, um darin Motorbootrennen abzuhalten. Dafür war es dort auch im Winter warm, und eine anständige Menge Palmen in riesigen Töpfen verlieh dem Raum eine angenehm tropische Atmosphäre.
    Drei der Hallenwände wiesen große Fenster auf, durch die der Blick auf den parkähnlichen Garten fiel. Durch die Fenster der vierten Wand blickte man ins Dschungelreich des Treibhauses.
    Am Pool zu essen war auch deshalb ganz im Sinne Frics, weil er im angrenzenden Treibhaus sein spezielles, geheimes Versteck vorbereitet hatte. Wenn auch nur der leiseste Verdacht bestand, dass Moloch im Anmarsch war, dann konnte er wieselflink dort unterschlüpfen.
    Seltsamerweise hatte er irgendwie den Verdacht, dass auch Mr. Truman einen Angriff Molochs erwartete. Die Geschichte mit den Stromschwankungsproblemen der Alarmanlage war Blödsinn. Da lag etwas in der Luft.
    Er hoffte, dass Mr. Truman ihn nicht wie zuvor in der Bibliothek über die Sprechanlage rief. Selbst unter Zwang hätte Fric nicht den Antwortknopf gedrückt, weil er Angst hatte, dadurch – wie durch den Rückrufkode – mit jenem Ort verbunden zu werden, von dem aus etwas versucht hatte, durchs Telefonkabel in sein Ohr zu kriechen.
    Als der Tisch gedeckt war, sah er auf die Armbanduhr. Er war früher fertig geworden als erwartet. Bestimmt dauerte es noch mindestens zehn Minuten, bis Mr. Truman mit dem Essen kam.
    Der regennasse, in Nebel gehüllte Garten jenseits der Fenster war zwar mit vielen Lampen bestückt, aber da die Beleuchtung romantisch wirken sollte, gab es mehr Schatten als Licht. Wenn Moloch bereits über die Mauer geklettert war, ohne von den Kameras bemerkt worden zu sein, lauerte er womöglich schon da draußen im Dunkel.
    Fric überlegte kurz, ob er unter dem Vorwand, beim Transport des Essens zu helfen, in die Küche laufen sollte, aber er wollte nicht aufdringlich, doof und kindisch erscheinen.
    Wenn er tatsächlich eines Tages weglaufen wollte, um sich bei den Marines zu melden, statt sich am Arsch der Welt in Montana zu verstecken, dann sollte er lieber früher als später wie ein Marineinfanterist denken und handeln. So jemand ließ sich von der Dunkelheit hinter dem Fenster nicht ins Bockshorn jagen, er grinste ihr höhnisch entgegen und pinkelte sie lässig an. Natürlich machte er dabei zuerst das Fenster auf, um die Scheibe nicht zu versauen.
    So viel soldatisches Selbstvertrauen hatte Fric allerdings noch nicht, weshalb er sich einfach an den Tisch setzte und sich wünschte, die Minuten sollten schneller vergehen.
    Um sich von der lauernden Nacht abzulenken, zog er das Foto der Frau aus der Gesäßtasche und faltete es auseinander. Er betrachtete die hübsche Frau mit dem besonderen Lächeln, seine Phantasiemutter.
    Noch immer hatte er nicht das getan, was der Mysteriöse Anrufer ihm vorgeschlagen hatte. Er hatte niemand gefragt, wer diese Frau sein könnte.
    Zum einen war es ihm nicht gelungen, sich eine überzeugende Geschichte auszudenken, wie er an das Foto gekommen war und wieso er ein so großes Interesse daran hatte, mehr über die Frau darauf zu erfahren. Er war eben ein lausiger Lügner.
    Zum anderen gehörte sie ihm länger – ihm ganz allein – , je länger er sich nicht nach ihr erkundigte. Sobald er herausbekam, wer sie war, konnte sie nicht mehr seine Phantasiemutter sein.
    Etwas klopfte ans Fenster.
    Fric sprang auf und ließ das Foto fallen.
    Das grässliche Gesicht hinter der Scheibe war von der Kapuze eines Umhangs umrahmt, aber der war ein Regencape, und das Gesicht gehörte einem der Wachleute, Mr. Roma. Weil der eine lange Oberlippe und eine kleine Nase hatte, konnte er die Lippe über die Nase ziehen, wo sie dann auch blieb, sodass sein Gesicht entstellt aussah und die Zähne riesengroß funkelten. Hielt er sich eine Taschenlampe unters Kinn, wurde die Wirkung noch gesteigert.
    »Uh-uh«, sagte Mr. Roma, weil er ohne die Verwendung seiner Oberlippe kein Buh-buh zustande brachte.
    Als Fric zum Fenster trat, versetzte der Wachmann sein Gesicht wieder in den Normalzustand. »Na, was läuft so, Fric?«, fragte er.
    »Alles in Ordnung«, antwortete Fric so laut, dass er durchs Fenster hindurch zu hören sein musste. »Einen Moment lang hab ich gedacht, Sie wären Ming.«
    »Der ist doch mit

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