Der Wächter
getreten und zwischen den Dachsparren herumgeschwebt war, von den Geistern, die einem durch die Telefonschnur ins Ohr kriechen wollten, wenn man den Rückrufkode wählte, von Schutzengeln mit merkwürdigen Vorschriften, von dem Kinder fressenden Moloch und der Los Angeles Times mit dem Artikel über seine Entführung. Leider zögerte er zu lange, weil er versuchte, das ganze Zeug zu ordnen, damit es ihm nicht als hysterischer Schwall herausschoss.
Schon sprach Mr. Truman nämlich weiter: »Fric, solange ich nicht herausbekommen habe, was an der Alarmanlage repariert werden muss, mache ich mir übrigens ziemlich Sorgen wegen dieser Schwankungen im Stromfluss.«
Diese Worte des Sicherheitschefs wirkten wie der gut gezielte Pfeil eines Jägers, so scharf bohrten sie sich in Frics Bewusstsein. Da war sie wieder, die Lügengeschichte von den Schwankungen.
»Es wird zwar bestimmt nichts passieren, aber ich mache mir trotzdem Sorgen. Dafür bezahlt dein Dad mich ja. Bis die Anlage repariert ist, möchte ich deshalb nicht, dass du allein oben im zweiten Stock schläfst.«
Der nervöse Ausdruck in Mr. Trumans Augen ließ vermuten, dass er selbst ein paar große, fette Aliens gesehen hatte oder zumindest damit rechnete, bald welche zu Gesicht zu bekommen.
»Ich würde also über Nacht gern in deinem Wohnzimmer kampieren«, fuhr Mr. Truman fort. »Du kannst natürlich auch zu mir in meine Wohnung kommen und dich in mein Bett legen, dann schlafe ich auf dem Sofa im Arbeitszimmer. Was hältst du davon?«
»Ich kann auch auf dem Sofa schlafen, dann müssen Sie nicht auf Ihr Bett verzichten.«
»Das wäre sehr rücksichtsvoll von dir, Fric, aber ich habe mein Bett schon frisch bezogen, falls du dich entscheidest, zu mir herunterzukommen. Wenn sich jetzt herausstellen sollte, dass ich dafür sinnlos neue Bettwäsche verbraucht habe, dann muss ich das gegenüber Mrs. McBee rechtfertigen. Es wäre toll, wenn du mir das ersparen könntest.«
Fric wusste sofort, dass Mr. Truman nur aus einem einzigen Grund auf dem Sofa schlafen wollte. Er hatte vor, sich zwischen seiner Wohnungstür und dem Zimmer zu postieren, in dem Fric schlief – nicht weil er Angst hatte, dass dieser sich schlafwandelnd davonmachte und die Treppe hinunterfiel, sondern weil die Gefahr bestand, dass irgendwelche Gangster die Tür einschlugen, um sich Fric zu schnappen, und dann mussten sie erst an ihm vorbei.
Da war irgendetwas im Gange, ganz bestimmt.
»Also gut«, sagte Fric ängstlich, aber irgendwie auch auf angenehme Weise aufgeregt. »Ich komme in Ihre Wohnung, und Sie nehmen das Sofa. Das wird super. Ich war noch nie über Nacht von zu Hause weg.«
»Also, so richtig wirst du heute auch nicht von zu Hause weg sein.«
»Nein, aber immerhin war ich auch noch nie in der Wohnung, die Sie haben«, sagte Fric. »Nicht mal, bevor Sie bei uns angefangen haben. Das ist ein echt unerforschtes Gebiet für mich, so ähnlich wie die dunkle Rückseite vom Mond, also ist es total so, wie wenn ich ganz woanders übernachte.«
Eigentlich hätte Fric darüber nachdenken sollen, wie er darum herumkam, gekidnappt und ermordet zu werden, aber stattdessen kamen ihm ganz andere Gedanken in den Sinn, dass sie beispielsweise lange aufbleiben, Marshmallows rösten, sich bei Kerzenlicht auf den Boden hocken und Gespenstergeschichten erzählen konnten. Natürlich war das ein superdämlicher Einfall, von den dämlichen Marshmallows bis zu den dämlichen Gespenstergeschichten, aber schön wär’s trotzdem.
Mr. Truman warf einen Blick auf seine Armbanduhr. »Es ist gleich acht«, sagte er, stand auf und fing damit an, das Geschirr auf den Servierwagen zu räumen, mit dem er das Essen gebracht hatte. »Ich schaffe das Zeug da in die Küche, und dann kannst du es dir in meiner Wohnung gemütlich machen.«
»Ich würde vorher gern noch mal in die Bibliothek gehen, um mir da ein Buch zu holen«, sagte Fric. In Wirklichkeit wollte er in den Palmentopf pinkeln.
Selbst in der Wohnung eines ehemaligen Polizisten, der bewaffnet Wache stand, hatte Fric keine große Lust, das Bad zu benutzen, also den Raum, wo es auf jeden Fall einen Spiegel geben würde. Beim Pinkeln war man nun einmal total wehrlos.
Mr. Truman zögerte und schaute hinaus aus dem Fenster, in die Nacht, den Regen, den Nebel.
»Beim Lesen kann ich immer gut einschlafen«, sagte Fric.
»Na gut. Aber mach schnell, ja? Sobald du das Buch hast, kommst du sofort in meine Wohnung.«
»Ja, Sir.« Fric wollte zur Tür
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