Der Wächter
deinem Vater in Florida.«
»Er ist früher zurückgekommen«, sagte Fric. »Jetzt geht er gerade irgendwo im Regen spazieren.«
Mr. Romas Lächeln gefror.
»Er wollte mich eigentlich mitnehmen«, fuhr Fric fort, »um mir zu erklären, wie der Regen die Aura der Erde reinigt oder so was in der Richtung.«
Das gefrorene Lächeln wurde brüchig und zerfiel schließlich ganz. Mr. Roma ließ die Taschenlampe sinken, drehte sich um und richtete den Lichtstrahl in die Nacht.
»Sie werden ihm wahrscheinlich in die Arme laufen«, sagte Fric.
Der Wachmann schaltete die Lampe aus. Offenbar war ihm bewusst geworden, dass er durch den Schein seinen Standort verriet. »Bis später, Fric«, sagte er und eilte davon ins neblige Dunkel.
Obwohl Fric ein lausiger Lügner war und bestimmt nicht sonderlich überzeugend geklungen hatte, wagte Mr. Roma nicht, die Worte des Jungen anzuzweifeln, solange es nur eine winzige Chance gab, dass Ming tatsächlich in der Nähe war und einen mit endlosem Gurugewäsch zu überschütten drohte.
76
Aus dem Regen in seinen Wagen zurückgekehrt, saß Hazard zitternd im warmen Luftstrom der Heizung. Noch immer verfolgte ihn der tote Hector X, noch immer läutete das Telefon, es läutete und läutete in einem fort, bis er am liebsten das Fenster heruntergekurbelt hätte, um das Ding auf die Straße zu schleudern.
Das Läuten hörte genau in dem Augenblick auf, als Hazard eine Bewegung am Haus von Vladimir Laputa bemerkte. Ein Mann trat heraus, blieb stehen, um die Tür abzuschließen, und kam dann die Verandatreppe herab.
Trotz des Regens und des immer dichter werdenden Nebels erkannte Hazard den Mann als den Burschen, der das Haus zuvor durch die Garage betreten hatte. Mit ziemlicher Sicherheit war das Vladimir Laputa.
Am Bürgersteig angekommen, wandte Laputa sich nach rechts und ging denselben Weg zurück, den er auch gekommen war. Er stolzierte immer noch großspurig dahin, aber jetzt schien er weder Selbstgespräche zu führen noch zu singen.
Inzwischen war er völlig schwarz gekleidet. Das Zeug sah wasserdicht aus. Vielleicht hatte er vor, nach Norden zu fahren, nach Mammoth oder in einen anderen Wintersportort in der Sierra Nevada.
Weiße Nebelschwaden hüllten ihn wie imaginärer Schnee ein und ließen ihn bereits fast unsichtbar werden, noch bevor er an der Straßenecke nach rechts abbog und aus dem Blickfeld verschwand.
Hazard, der schon die Handbremse gelöst und den Gang eingelegt hatte, schaltete die Scheinwerfer ein und fuhr bis zur Ecke. Auf der Querstraße rauschten einige Autos durch die Pfützen. Er schaute nach rechts und sah Laputa in nördlicher Richtung gehen. Erst als der Professor schon fast außer Sicht war, bog Hazard um die Ecke und folgte ihm.
Immer wenn er sich Laputa bis auf einen halben Block genähert hatte, lenkte er den Wagen an den Bordstein und ließ den Verdächtigen so weit vorgehen, bis dieser im Nebel gerade noch zu sehen war. Erst dann fuhr er wieder weiter.
Mit dieser Stop-and-go-Methode verfolgte Hazard den Professor zweieinhalb Straßen weit. Dann stieg Laputa in einen schwarzen Landrover, ohne sich auch nur ein einziges Mal umgeblickt zu haben.
Obwohl Hazard zu weit entfernt war, um das Nummernschild entziffern zu können, hielt er Abstand und ließ erst einmal andere Wagen zwischen sich und dem Landrover einscheren, um nicht aufzufallen. Laputa fuhr auf geradem Weg zum Beverly Center, das an der Ecke Beverly Boulevard und La Cienega lag. Obwohl er für den Besuch eines Einkaufszentrums einigermaßen seltsam gewandet war, wollte er offenbar shoppen gehen.
Ein verdächtiges Fahrzeug im Parkhaus zu observieren war eine wesentlich schwierigere Aufgabe als auf der Straße. Hazard folgte dem Landrover über die Rampen von einem Stockwerk zum nächsten und an unzähligen parkenden Wagen entlang, bis Laputa endlich einen unbesetzten Platz gefunden hatte.
Am Ende desselben Stockwerks wartete auch auf Hazard ein freier Platz. Er fuhr hinein, stellte den Motor ab, stieg aus und beobachtete den Verdächtigen über die Dächer der geparkten Autos hinweg.
Statt dem Schild zum nächsten Eingang des Einkaufszentrums zu folgen, ging Laputa zu Fuß zu der Rampe zurück, die sie gerade erst hochgefahren waren.
Obwohl mehrere Leute durch die Garage gingen und obwohl zahlreiche Wagen umhergondelten, um nach Parkplätzen oder der Ausfahrt zu suchen, hielt Hazard sich so weit zurück wie irgend möglich. Er hatte Angst, Laputa könnte ihn erblicken und sofort
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