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Der Wächter

Der Wächter

Titel: Der Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Châteaus erbaute Haus war elegant und mit graziösen Details geschmückt. Es hatte als Denkmal für Beständigkeit und für den gewählten Geschmack gegolten, der sich aus einer jahrhundertealten Tradition herauskristallisiert hatte.
    Bei den neuen Prinzen und Prinzessinnen von Hollywood galt klassische französische Architektur jedoch als passé, genau wie historisches Denken an sich. Weil die Vergangenheit nicht modisch, ja nicht einmal verständlich war, hatte der gegenwärtige Besitzer des Grundstücks verfügt, das vorhandene Haus abzureißen und durch eine flotte, raumgreifende, gläsern glänzende Residenz zu ersetzen, die trendiger und mehr im Einklang mit der zeitgenössischen Empfindung war.
    In dieser Gemeinde steckte schließlich der gesamte Wert im Grundstück, nicht in dem, was darauf stand. Jeder Immobilienmakler konnte das bestätigen.
    Zuerst war das Haus aller wertvollen architektonischen Verzierungen entkleidet worden. Den Kalksteinarchitrav des Eingangs, die gemeißelten Fenstergiebel und die zahlreichen Kalksteinsäulen hatte man gerettet.
    Dann war ein Abbruchunternehmen ans Werk gegangen. Die Hälfte ihres Werks hatten die Arbeiter schon vollendet. Sie waren Meister der Zerstörung.
    Einige Minuten vor sieben war Corky zu Fuß hier eingetroffen. Den vier Jahre alten Acura hatte er mehrere Querstraßen entfernt geparkt. Er hatte ihn unter einem falschen Namen billig erworben, um ihn ausschließlich bei dieser Operation einzusetzen. Später würde er ihn noch ein letztes Mal benutzen, um ihn dann mit dem Schlüssel in der Zündung irgendwo stehen zu lassen.
    An der Einfahrt des zwölftausend Quadratmeter großen Anwesens verwehrte ein provisorisches Tor aus Stahlrohren und Maschendraht den Zutritt. Die beiden Flügel waren mit einer Kette verschlossen, die mit einem schweren Vorhängeschloss gesichert war. Es hatte ein praktisch unzerstörbares Gehäuse und einen dicken Titanbügel, dem mit einem Bolzenschneider kaum beizukommen war.
    Corky ignorierte das Schloss und schnitt die Kette durch.
    Dann postierte er sich in seiner Rolle als NSA-Agent Robin Goodfellow am offenen Tor. Auf dem Rücken trug er einen kleinen Rucksack, der zuvor im Kofferraum des Acura deponiert gewesen war. Kurze Zeit später traf ein Tieflader mit Jack Trotter und seiner zweiköpfigen Crew ein. Corky dirigierte ihn die geschwungene Einfahrt entlang bis kurz vors Haus.
    »Das ist Wahnsinn«, sagte Trotter, als er aus dem Führerhaus kletterte.
    »Ganz und gar nicht«, entgegnete Corky. »Der Wind hat sich vollständig gelegt.«
    »Es regnet noch.«
    »Aber nicht mehr besonders heftig. Außerdem erzeugt das bisschen Regen ein gewisses Hintergrundgeräusch, das uns durchaus zugute kommt.«
    Wenn Trotter in voller Queeg-von-Hindenburg-Stimmung war, dann wurde er so pessimistisch wie die düstersten Weissagungen des Nostradamus. Sein aufgeschwemmtes Gesicht wurde schlaff wie ein schrumpfender Luftballon; in den hervorquellenden Augen flackerten wilde Visionen der Verdammnis. »In diesem Nebel sind wir geliefert.«
    »So dicht ist der noch gar nicht. Gerade dicht genug, um uns als Tarnung zu dienen. Die Bedingungen sind perfekt. Wir haben es nicht weit, und selbst bei ziemlich dichtem Nebel ist das Ziel leicht erkennbar.«
    »Man wird uns sehen, noch bevor wir gestartet sind.«
    »Das Haus hier steht auf einem Hügel und ist von nirgendwoher einsehbar. Außerdem sind wir von Bäumen umgeben, also kann uns auch niemand von der Straße aus sehen.«
    Trotter zeigte sich keineswegs beeindruckt. »Aber wenn wir unterwegs sind, sieht uns bestimmt jemand, das schwöre ich Ihnen.«
    »Mag sein«, sagte Corky, »aber was wird man schon von einer Erscheinung halten, die zwischen Palisaden aus Nebel auftaucht?«
    »Palisaden?«
    »Ich interessiere mich für Literatur und die Schönheit der Sprache«, sagte Corky. »Aber lassen wir das. Ihr gesamter Einsatz dauert wahrscheinlich nicht länger als sieben oder acht Minuten. Bevor jemand herausbekommen hat, wo der Startplatz war, sind Sie schon auf und davon. Außerdem habe ich in der ganzen Umgebung Agenten postiert, die dafür sorgen werden, dass die Polizei Sie in Ruhe lässt.«
    »Und wenn ich aus Malibu abgehauen bin, verschwinde ich wirklich aus allen behördlichen Akten? Ich und sämtliche Namen, die ich benutzt habe?«
    »Das haben wir ja abgemacht. Und jetzt setzt eure Ärsche mal in Bewegung. Die Zeit wird knapp.«
    Trotter zog eine Grimasse, als müsste er für ein Mittel gegen

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