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Der Wächter

Der Wächter

Titel: Der Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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müssen.
    Die beiden Wachmänner ruhig zu stellen genügte ihm jedoch völlig. Obwohl er enthusiastisch für den Zusammenbruch und die anschließende Wiedergeburt der Gesellschaft kämpfte, war er nicht ein Mensch, der wahllos tötete. In letzter Zeit waren natürlich mehr Morde als üblich vonnöten gewesen, um die edle Sache voranzubringen. Trotzdem hielt er sich für jemand, der sich genauso leicht zu beherrschen vermochte, wie er die Bestie in seinem Innern von der Leine lassen konnte, wenn es zum Äußersten kam.
    Mit dem Zeigefinger bohrte er ein Loch in den Müllbeutel, weitete es und schob dann die obere Hälfte der Sprühdose hinein. Anschließend griff er wieder zum Klebeband, um den Beutel luftdicht an der Dose zu befestigen.
    Das untere Ende der Dose in der linken Hand, tastete er mit der rechten das im Müllsack verborgene obere Ende ab, bis er mit Daumen und Zeigefinger den Zugring zu fassen bekam, der so ähnlich funktionierte wie der Auslöser einer Handgranate. Er zog den Ring heraus und ließ ihn in den Beutel rutschen.
    Zwischen der Aktivierung und der Verteilung des Inhalts vergingen zehn Sekunden, damit man die Dose durch eine offene Tür oder ein Fenster schleudern konnte. Corky hielt sie fest und wartete.
    Als der Inhalt aus der neuartigen Düse schoss, vibrierte die Dose in Corkys linker Hand und wurde augenblicklich so eiskalt, dass er die radikale Temperaturveränderung durch den Handschuh hindurch spürte. Hätte er das Ding mit der bloßen Hand gehalten, so wäre seine Haut am Aluminium festgefroren.
    Zisch ! Der Müllbeutel blies sich so blitzschnell wie ein Airbag beim Frontalzusammenstoß auf. Einen Augenblick lang dachte Corky schon, der Beutel könnte platzen und ihn in Betäubungsgas baden.
    Da das Rohr jedoch einen Ausweg bot, dehnte sich der Beutel nicht bis zum Zerplatzen. Stattdessen strömte das Gas das Rohr hinab und am immer noch ausgeschalteten Ventilator vorbei in die Toilette des Wachbüros, von wo aus es sich im gesamten Gebäude verteilen würde.
    Geschlossene Türen standen dem nicht im Wege. Die einschläfernden Dämpfe konnten zwischen Tür und Schwelle oder Pfosten hindurchkriechen, durch die kleinste Spalte, durch Heizungsschlitze und winzige Lücken zwischen Wand und Wasserrohren.
    Kurz vor dem für einundzwanzig Uhr vorgesehenen Rundgang durch den Garten befanden sich momentan beide Wachmänner in ihrem Büro unterhalb von Corky. Das Betäubungsmittel war so wirksam, dass sie innerhalb von zehn Sekunden nach der Aktivierung der ADW bewusstlos zusammengebrochen sein mussten.
    Corky wartete über eine halbe Minute, bis er sich erhob, um vom First die Nordseite des Schieferdachs hinunterzugehen. Angesichts der geringen Neigung war das kein Kunststück.
    An der Vorderfront des Hauses, das so groß wie ein besseres Eigenheim war, befand sich eine Veranda, die von einem stabilen Gitter aus Rotholzstäben überdacht war, um die sich seit Jahrzehnten Trompetenblumen rankten. Corky ließ sich vom Dach auf dieses Gitter plumpsen.
    Von dort aus sprang er auf den Rasen, ließ die Knie wie ein Fallschirmspringer einknicken, rollte sich ab und kam sofort wieder auf die Beine.
    Er fühlte sich wie Vin Diesel.
    Nachdem er den Rucksack abgestreift hatte, zog er eine Gasmaske heraus, die er sorgfältig aufsetzte. Den Rucksack warf er achtlos beiseite.
    Der Eingang des Gärtnerhauses war nicht verschlossen. Corky trat in einen Flur.
    Genau wie auf den Blaupausen.
    Zur Rechten: eine Tür zu einem Lagerraum für Gartengeräte, der groß genug war, um drei fahrbare Rasenmäher und die beiden Elektrokarren zu beherbergen, mit denen Yorn und seine Helfer Dünger und anderes Material über das riesige Grundstück transportierten.
    Zur Linken: die Tür zu Yorns geräumigem Büro und eine zweite Tür zum von den Gärtnern benutzten Waschraum.
    Direkt gegenüber war die Treppe zum Obergeschoss.
    Oben fand Corky die beiden Wachmänner der Spätschicht bewusstlos im zentralen Überwachungsraum vor. Der eine lag ausgestreckt auf dem Boden, der andere war vor einer Reihe Videomonitoren auf dem Stuhl zusammengesunken.
    Die beiden würden sechzig bis achtzig Minuten tief bewusstlos bleiben. Das gab Corky mehr als genug Zeit, um sein Werk zu tun und anschließend zu verschwinden.
    Er zog einen Stuhl vor einen der Computer. Von der fachkundigen Unterbrechung sämtlicher Telefonleitungen waren weder die Stromversorgung noch das interne Computernetzwerk in Mitleidenschaft gezogen worden.
    In der

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