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Der Wächter

Der Wächter

Titel: Der Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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er würde es nach der endgültigen Landung trotzdem liegen lassen und zu einem Wagen gehen, den er früher am Tag zwei Straßen weiter geparkt hatte.
    Sobald er in seiner Schlucht in Malibu angekommen war, würde er das Fahrzeug wechseln, sich auf die Reise machen und sein Leben als Jack Trotter endgültig hinter sich lassen. Vielleicht merkte er nie, dass ihm ein falscher NSA-Agent vorgegaukelt hatte, seine Existenz werde aus allen behördlichen Akten verschwinden, damit er als Gespenst inmitten der Maschinerie Amerikas leben konnte. Da er ohnehin vorhatte, wie ein Gespenst zu leben, entkam er der Aufmerksamkeit der Behörden womöglich ganz aus eigener Kraft.
    Wenn die Polizei in der Entführung von Aelfric Man-heim ermittelte und Jack Trotter als Eigentümer des Luftschiffs identifizierte, war das wahrscheinlich schon das Ende der Fahnenstange. Es gab keine Möglichkeit, um herauszubekommen, welche neue Identität der Gesuchte angenommen hatte, wie er jetzt aussah und wohin er verschwunden war.
    Und falls man entgegen aller Wahrscheinlichkeit doch auf Trotter stieß, konnte er als Komplizen nur einen höchst außergewöhnlichen Geheimagenten namens Robin Goodfellow angeben.
    Über dem First stehend, tat Corky vorsichtig zwei Schritte vorwärts. Seine Stiefel waren für winterliche Bedingungen gemacht, für Schnee und tückisches Eis. Regenglatte Schieferplatten konnten da eigentlich kein großes Problem darstellen.
    Dennoch wäre es eine Katastrophe, falls Corky jetzt ausglitt, selbst wenn er einen Sturz vermeiden konnte und überlebte. Da die Wachmänner sich direkt unter ihm befanden, würde der Regen seine Geräusche kaum übertönen. Absolute Lautlosigkeit war unabdinglich.
    Das Lüftungsrohr, zu dem er wollte, erhob sich da, wo es auf den Blaupausen erkennbar gewesen war, kaum einen halben Meter vom First entfernt auf der südlichen Dachseite.
    Corky, der sich wie ein boshafter Kobold fühlte, hätte am liebsten ein passendes Koboldlied geträllert oder sich mit anderen Possen amüsiert. Ihm war jedoch klar, dass er seinen angeborenen Überschwang nun zügeln musste wie nie zuvor.
    Im Osten wühlte Kapitän Queeg von Hindenburg sich mit seinem skurrilen Vehikel durch den dichter werdenden Nebel, der sich hinter ihm schloss und ihn so vollständig verbarg, wie das Meer seinen Kollegen Nemo und dessen Unterseeboot Nautilus verborgen hatte.
    Vorsichtig ließ Corky sich auf dem Dachfirst nieder. Das Rohr vor seiner Nase, das etwa drei Handbreit aus dem Dach ragte, führte durch den Dachboden in die Toilette des Wachbüros.
    Corky griff über die Schulter, zog den Reißverschluss des oberen Rucksackfachs auf und fischte dann dort einen mittelgroßen Müllbeutel und eine Rolle Allwetter-Klebeband heraus.
    Über der Rohröffnung erhoben sich zehn Zentimeter lange Stäbe mit einer spitzen, ausgestellten Metallkappe, die Regen und im Wind segelnde Blätter abhalten sollte.
    Corky zog den Müllbeutel über die Kappe und presste ihn mit einer Hand so eng wie möglich um das Rohr.
    Wäre der Ventilator der Toilette in Funktion gewesen, so hätte er den Beutel voll Luft gepumpt. In diesem Fall wäre Corky gezwungen gewesen, mit dieser kritischen Phase seiner Mission so lange zu warten, bis der Ventilator sich ausschaltete. Der schlaffe Sack schwoll jedoch nicht zu einem Ballon an.
    Mit dem Klebeband fixierte er die Öffnung des Beutels sorgfältig um den Rohrschaft, sodass dieser einigermaßen luftdicht verschlossen war.
    Dann griff Corky wieder nach hinten. Diesmal zog er eine Dose aus dem Rucksack, die etwa so groß wie ein Haarspray war. Natürlich handelte es sich nicht um eine gewöhnliche Sprühdose, sondern um eine »aerosolgestützte Dispersionswaffe (ADW) mit beschleunigter Expansionswirkung«. Entwickelt worden war sie von einem seiner Universitätskollegen, der dafür von einer fremden Militärmacht großzügige Forschungsgelder erhalten hatte.
    Die ADW gab ihren unter starkem Druck stehenden Inhalt innerhalb von ganzen sechs Sekunden frei. Die Moleküle der Wirkstoffe waren an ein Gas gebunden, das sich so schnell ausdehnte, dass es in fünfzig bis siebzig Sekunden beide Stockwerke des Gärtnerhauses verseucht hatte.
    Mit dieser segensreichen Erfindung konnte man alles Mögliche versprühen, von Betäubungsmitteln bis hin zu Nervengasen, die schon beim ersten Einatmen tödlich wirkten.
    Eine Dose mit Nervengas hatte Corky leider nicht in die Finger bekommen. Er hatte sich mit Betäubungsgas begnügen

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