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Der Wächter

Der Wächter

Titel: Der Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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dienten die Fässer und Flaschen auf der wärmeren Seite der Glaswand lediglich dekorativen Zwecken.
    Uuudilih-uuudilih-uh .

    An einer der Backsteinwände waren die großen, liegenden Fässer bis zur Decke aufgestapelt. Der untere Teil der Front konnte wie eine Tür aufgeklappt werden. Manche der Fässer waren mit Regalbrettern ausgestattet und dienten der Anordnung von Weingläsern, Leinenservietten, Korkenziehern und anderen Utensilien. Vier enthielten Fernseher, damit die anwesenden Weinkenner gleichzeitig mehrere Sender empfangen konnten.
    Uuudilih-uuudilih-uh .
    Fric öffnete das Telefonfass und meldete sich an seinem Privatanschluss im üblichen Fric-Stil, um entschlossen und nicht etwa verängstigt zu klingen. »Peters Schädlingsbekämpfung und Einweckschule. Wir säubern Ihr Haus von Ratten und bringen Ihnen bei, wie Sie die Tierchen für ein späteres Festmahl konservieren.«
    »Hallo, Aelfric.«
    »Haben Sie inzwischen einen Namen?«, fragte Fric.
    »Verloren.«
    »Ist das ein Vor- oder ein Nachname?«
    »Beides. Wie schmeckt dir dein Abendessen?«
    »Ich esse nicht zu Abend.«
    »Weißt du nicht mehr, was ich dir über Lügen gesagt habe, Aelfric?«
    »Dass sie mir nur Unglück bringen.«
    »Isst du oft im Weinkeller?«
    »Ich bin auf dem Dachboden.«
    »Versuch nicht, das Unglück anzuziehen, Junge. Es findet dich schon ohne deine Hilfe.«
    »Im Filmgeschäft«, sagte Fric, »lügen die Leute vierundzwanzig Stunden am Tag und werden bloß reich dadurch.«
    »Manchmal folgt das Unglück auf dem Fuße«, sagte der Mysteriöse Anrufer. »Öfter dauert es jedoch ein ganzes Leben lang, bis es eintrifft, aber dann ist es am Ende wie ein großes, tobendes Meer.«
    Fric schwieg.
    Der Fremde erwiderte sein Schweigen.
    Schließlich holte Fric tief Luft und sagte: »Sie sind ein ganz schön gruseliger Bastard, muss ich zugeben.«
    »Das ist schon mal ein Fortschritt, Aelfric. Ein bisschen Ehrlichkeit immerhin.«
    »Ich habe einen Platz gefunden, wo ich mich verstecken kann, ohne dass man mich findet.«
    »Meinst du den geheimen Raum hinter deinem Kleiderschrank?«
    Fric hatte sich nie vorgestellt, dass in den Hohlräumen seiner Knochen irgendwelche unheimlichen Kreaturen lebten, aber nun meinte er zu spüren, wie sie ihm durchs Mark krochen.
    »Die Kammer mit den Stahlwänden und den Haken an der Decke«, sagte der Mysteriöse Anrufer, »glaubst du etwa, dass du dich da verstecken kannst?«

28
    Mord im Sinn, aber nicht als Last auf dem Gewissen, durchquerte Corky Laputa nach seinem Besuch im Gewölbe der namenlosen Toten die Stadt.  Während er durch den nächtlichen Regen fuhr, musste er an seinen Vater denken, möglicherweise deswegen, weil Henry James Laputa sein Leben genauso vergeudet hatte wie die Stadtstreicher und die halbwüchsigen Ausreißer, die im Leichenschauhaus aufgestapelt waren.
    Corkys Mutter, die Ökonomin, hatte an rechtschaffenen Neid und an die Kraft des Hasses geglaubt. Ihr Leben war von beidem verzehrt worden, und sie hatte ihre Bitterkeit wie eine Krone getragen.
    Sein Vater hatte an die Notwendigkeit von Neid zum Zweck der Motivation geglaubt. Sein ständiger Neid hatte unweigerlich zu chronischem Hass geführt, ob er nun an die Kraft des Hasses geglaubt hatte oder nicht.
    Henry James Laputa war Professor für amerikanische Literatur gewesen. Außerdem hatte er davon geträumt, als Romancier berühmt zu werden.
    Als Ziel seines Neids wählte er die renommiertesten Autoren seiner Zeit aus. Mit eisernem Fleiß missgönnte er ihnen jede gute Rezension, jedes lobende Wort, jede Auszeichnung und jeden Preis. Las er von ihren Erfolgen, dann brodelte es in ihm vor Zorn.
    Auf diese Weise motiviert, schuf er mit glühender Leidenschaft Romane. Es waren Werke, welche die Prosa seiner Zeitgenossen als seicht, blass und infantil erscheinen lassen sollten. Er wollte alle anderen Schriftsteller demütigen, sie durch sein Beispiel erniedrigen und einen Neid in ihnen wecken, der größer war als der, den er ihnen gegenüber empfand. Erst dann würde er den eigenen Neid loslassen können, um seine Leistungen endlich zu genießen.
    Er glaubte, eines Tages würden diese Literaten so neidisch auf ihn sein, dass sie nicht mehr dazu in der Lage waren, Freude über ihre Karriere zu empfinden. Wenn sie ihm seinen literarischen Erfolg so sehr missgönnten, dass sie geradezu gierig darauf waren, wenn sie sich vor Scham verzehrten, weil selbst ihre größten Bemühungen im Vergleich zum lodernden Feuer seines

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