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Der Wächter

Der Wächter

Titel: Der Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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chinesischen Vasen Eicheln eingelagert hätten.
    Es handelte sich hier um eine von neun riesigen Fichten, die an diesem Abend in wichtigen Räumen der Villa aufgestellt wurden. Baumklone, makellos gewachsen, vollkommen symmetrisch, grüner als grün.
    Jeder der neun Nadelbäume wurde mit einem bestimmten Motiv geschmückt. Hier lautete das Thema »Engel«.
    Jede Verzierung des Baums war entweder ein Engel oder hatte mit Engeln zu tun. Babyengel, kindliche Engel, erwachsene Engel, blonde Engel mit blauen Augen, afroamerikanische Engel, asiatische Engel, edel dreinblickende Indianerengel, die neben ihrem Heiligenschein auch Federschmuck trugen. Engel, die lächelten oder lachten, Engel, die ihren Heiligenschein als Hula-Hoop-Reifen benutzten, Engel, die flogen, tanzten, jubilierten, beteten oder Seil hüpften. Süße Hündchen mit Engelsflügeln. Engelskatzen, Engelskröten, sogar ein Engelsschwein.
    Am liebsten hätte Fric gekotzt.
    Er überließ die Engelschar ihrem Glitzern, Glimmern, Baumeln und Grinsen und ging sofort zu dem Bücherregal, in dem die Nachschlagewerke standen. Mit dem dicksten Wörterbuch hockte er sich auf den Boden und suchte den Eintrag für Robin Goodfellow , weil der Mysteriöse Anrufer gesagt hatte, der Mann, vor dem Fric sich bald verstecken müsse, nenne sich gern so.
    Die Erläuterung bestand aus einem einzigen Wort: Puck .
    Fric kam das wie eine Schweinerei vor, obwohl er nicht wusste, was es bedeutete.
    Wörterbücher waren voller Schweinereien. Was Fric aber nicht weiter störte. Er nahm an, dass die Leute, die solche Bücher zusammenstellten, nicht von Haus aus miese Dreckschleudern waren, sondern wissenschaftliche Gründe dafür hatten, unanständige Wörter mit aufzunehmen.
    Wenn sie allerdings so weit gingen, schweinische Erläuterungen hinzuschreiben, die aus einem einzigen Wort bestanden, dann war es vielleicht an der Zeit, dass der Verleger mal an ihrem Morgenkaffee schnupperte, um festzustellen, ob er nicht mit Schnaps gestreckt war.
    Viele der Leute, mit denen Frics Vater umging, packten so viele Schweinereien in einen einzigen Satz, dass sie wahrscheinlich Wörterbücher besaßen, die ausschließlich Kraftausdrücke enthielten. Puck war jedoch offenbar so ungebräuchlich, dass keiner von ihnen das Wort je in Frics Gegenwart benutzt hatte.
    Während Fric weiterblätterte, war er ziemlich überzeugt, dass er unter Puck folgenden Eintrag finden würde: »Vergiss es! Wir haben keine Lust mehr, Wörter zu erläutern – denk dir eine eigene Bedeutung aus.«
    Stattdessen erfuhr er, dass Puck in der englischen Folklore ein »Schabernack treibender Elementargeist« als auch eine Figur aus Shakespeares Sommernachtstraum war.
    Meistens hatten Wörter ja mehr als eine Bedeutung, was auch für Puck zutraf. Der zweite Eintrag klang weniger erfreulich als der erste: »boshafter oder arglistiger Dämon oder Geist; Kobold«.
    Der Mysteriöse Anrufer hatte gesagt, Fric müsse sich vor jemandem in Acht nehmen, der bösartiger als Robin Goodfellow alias Puck sei. Bösartiger als ein arglistiger Dämon oder Kobold.
    Über Friclandia zogen sich hässliche Wolken zusammen.
    Fric blätterte weiter und forschte nach einem Typen namens M-o-e L-o-c-h. Stattdessen fand er nach einigem Suchen Moloch . Er las die Erklärung zweimal.
    Gar nicht gut.
    Moloch war ein Gott, der in zwei Büchern der Bibel erwähnt wurde. Seine Anbeter hatten ihm Kinder opfern müssen. Offenbar handelte es sich um eine Gottheit, die von der Bibel nicht gebilligt wurde.
    Die letzten drei Wörter der Erläuterung fand Fric besonders beunruhigend: »die Opferung von Kindern durch ihre Eltern «.
    Das hatte den Anschein, als wäre man mit dem Kinderopfer da einen Schritt zu weit gegangen.
    Fric glaubte keinen Augenblick, dass der Schattenpapa und die Quasimama ihn an einen Altar fesseln und für Moloch in Stücke hacken würden.
    Zum einen würden sie sich angesichts der vielen Verpflichtungen, die ein Dasein als Superstar mit sich brachte, wahrscheinlich nie wieder zur selben Zeit am selben Ort aufhalten.
    Und zum anderen waren sie zwar nicht gerade die Sorte Eltern, die einen abends ins Bett brachten oder einem zeigten, wie man einen Baseball warf, aber Monster waren sie auch nicht. Sie waren einfach Menschen, die etwas durch den Wind waren und sich bemühten, ihr Bestes zu tun.
    Fric hatte keinen Zweifel, dass sie ihn gern hatten. Sie mussten ihn einfach gern haben, schließlich hatten sie ihn ja gezeugt.
    Es gelang ihnen bloß

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