Der wahre Feind: Kriminalroman (German Edition)
für seine Villen und vor allem für den Flughafenterminal in Seoul. Er war auch einer der wichtigsten Vertreter der neuen Fertigbauweise in den Sechziger- und Siebzigerjahren.«
» Ich wohne ja schließlich auch in so einem Fertighaus.«
Storm nickte. » Mein Vater hat die Leute schon immer gern in Kästen gesteckt.«
» Lebt er noch?«
» Lebt und arbeitet. Er ist neunundsiebzig.«
» Beeindruckend.«
Er hob die Hände und lächelte gequält. » Das sagen die Leute andauernd zu mir.«
Sie vernahm einen bitteren Unterton und ließ das Thema fallen. Sie selbst hatte ihren Kollegen noch nie von ihrem Privatleben erzählt, und das sollte auch so bleiben.
*
Die Tür zu Løvengrens Büro öffnete sich, und Bjarne trat ein. Beunruhigt blickte er sich um und stellte fest, dass er mit Løvengren allein war.
» Sie haben … nach mir gefragt?«, sagte er unsicher.
» Das habe ich, Bjarne«, antwortete Løvengren von seinem Platz hinter dem Schreibtisch aus. » Setzen Sie sich.« Er zeigte auf den Stuhl gegenüber. Bjarne schluckte und setzte sich auf die Stuhlkante.
» Ich habe gerade wichtige Leute zu Besuch gehabt. Können Sie sich vorstellen, wer das war?«
Bjarne schüttelte den Kopf.
» Leute vom PET .«
Bjarne klappte die Kinnlade herunter. » Vom PET ? Was wollten die?«
» Die wollten Sie sprechen.«
» Mich? Aber warum?«
» Keine Ahnung. Sie sollen sie zurückrufen.«
Bjarne blinzelte nervös. » Ich weiß wirklich nicht, was die von mir wollen. Ich habe mir nichts zuschulden kommen lassen … seit neulich.«
» Klären Sie das mit ihnen … und danach …« Er warf ihm einen langen Blick zu. » Wir haben ja einen Job im Sudan zu erledigen. Vielleicht sollten Sie der Einsatzleitung da unten assistieren. Ein wenig humanitäre Arbeit wird Ihnen vielleicht guttun.«
Bjarne schluckte. » Ich arbeite dort, wo die Firma mich einsetzt.«
45
Storm öffnete die Tür zur Abteilung, in der die Ermittler saßen. Er war völlig außer Puste und schnippte ungeduldig mit den Fingern. » Macht mal die Nachrichten an.« Interpol hatte ihm gerade einen Wink gegeben, dass die Neuigkeit in wenigen Minuten veröffentlicht werden würde.
Henrik aktivierte den großen Bildschirm. Ein Reporter von TV 2 war auf einer Bohrinsel zu sehen.
» Was passiert da?«, fragte Katrine.
» Kommt schon, kommt schon«, entgegnete Storm. » Sie haben Badr Udeen aufgespürt, unter einer Londoner Adresse. Die Special forces haben sein Haus umstellt. Es hat auch schon einen Schusswechsel zwischen den Einsatzkräften und den Leuten des Mullahs gegeben.«
Im nächsten Moment unterbrach der Nachrichtensprecher den gesendeten Beitrag mit den neuesten Informationen aus London. Die Polizei, hieß es, habe das Haus des mutmaßlichen Bombenlegers aus Kopenhagen, Mullah Badr Udeen, umstellt. Ein Hubschrauber des Nachrichtensenders kreiste direkt über dem Gebäude und zeigte aktuelle Bilder. Auf den unscharfen, wackligen Aufnahmen waren kleine Rauchkringel zu erkennen, die darauf schließen ließen, dass das Haus unter Beschuss genommen wurde.
» Wie sicher ist Scotland Yard, dass er wirklich da drin ist?«
» Angeblich haben sie das Haus schon lange beobachtet. Gestern Nacht ist dann der Mullah eingetroffen. Bei einem ersten Versuch, ihn festzunehmen, wurden zwei Polizisten erschossen.«
» Ich hoffe, die haben überprüft, ob das Haus einen Keller hat«, kommentierte Katrine trocken.
Im selben Moment platzte Kampmann zur Tür herein. » Habt ihr schon gehört …?« Er warf einen Blick auf den Bildschirm und brummte etwas Unverständliches. Dann ging er zu Storm hinüber. » Gibt’s was Neues?«
» Sie haben die Nachricht gerade erst gebracht.«
» Die Länder, die einen Auslieferungsantrag gestellt haben, stehen schon Schlange, aber wir müssen die Ersten sein, Nikolaj!«
» Dann sollten Sie sich vielleicht gleich mal an Palsby wenden«, entgegnete Storm mit diplomatischem Lächeln.
Kampmann nickte vor sich hin, als ihm plötzlich klar wurde, dass Storm recht hatte. » Stimmt! Wir brauchen Palsby … und den Tabac-Mann. Wir haben ein Recht darauf, bei uns fand der letzte Anschlag statt.«
Im nächsten Moment war Kampmann wieder verschwunden. Storm blickte ihm nach. Aus Kampmann klug zu werden, war wirklich kein Kinderspiel. Manchmal war er äußerst scharfsinnig und konzentriert, dann schien er wieder völlig in seiner eigenen Welt zu leben.
» Katrine, kannst du dich mit Niels in Verbindung setzen? Er soll das CTA dazu
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