Der wahre Feind: Kriminalroman (German Edition)
bringen, eine Analyse anzufertigen, welche Implikationen das für uns hat. Wenn sie Badr Udeen an uns ausliefern, dann brauchen wir strengste Sicherheitsvorkehrungen.«
» Na, zuerst müssen sie ihn ja mal festnehmen.«
» Schon, aber wir müssen auf alles vorbereitet sein. Auch wenn gerade Ramadan ist, wird die Aktion in England bei uns in der muslimischen Gemeinde ebenfalls für ziemlichen Wirbel sorgen.«
Sie nickte. » Was ist mit Valhal?«, fragte sie und zeigte auf den Stapel Unterlagen auf ihrem Schreibtisch.
Er sah sie verwirrt an. » Was soll damit sein?«
» Hat Bjarne Kristoffersen sich schon gemeldet?«
Storm nickte rasch. » Ja, heute Morgen. Er konnte sich nicht daran erinnern, Jonas Vestergaard eine Visitenkarte von sich gegeben zu haben. Kristoffersen hat gesagt, dass er manchmal Sportvereine und Fitnessclubs besucht hat, um neue Mitglieder anzuwerben. Vielleicht hat Dennis Ravnsborg bei so einer Gelegenheit seine Visitenkarte bekommen.«
» Ich dachte, die nehmen nur Elitesoldaten. Kannte Bjarne Dennis?«
» Nein, der Name sagte ihm nichts.«
» Und hat er Jonas angeheuert?«
Storm war schon wieder auf dem Weg in sein Büro. » Jonas hat auf dem Arbeitsamt das Kursangebot von Valhal gesehen und selbst dort angerufen«, antwortete er.
» Haben die noch was auf seinem Zimmer gefunden?«
Er öffnete seine Bürotür. » Sie wollen uns heute noch eine Tasche schicken. Kümmerst du dich darum? Nachdem du die Tasche untersucht hast, gehen die Sachen ins Labor.«
Sie nickte und kam sich fast so vor, als wäre sie wieder fest angestellt. Dann wandte sie sich wieder dem Bildschirm zu, auf dem der Hubschrauber des TV -Senders immer noch über dem Gebäude schwebte. Sie kannte die Methoden der britischen Polizei nicht, doch wäre sie für diesen Einsatz verantwortlich gewesen, dann wäre dieser Hubschrauber sofort wieder verschwunden. Die Terroristen sahen schließlich auch fern, und es bestand kein Grund, ihnen Luftaufnahmen frei Haus zu liefern.
Sie mailte Niels über das Intranet an und bat ihn, die Analyse anzufordern, die Storm haben wollte. Er mailte sofort zurück. Fragte, ob sie sich an der Gruppenwette beteiligen wolle, die sie bei der Observierungseinheit veranstalteten. Sie hatten gewettet, ob sich Udeens Leute ergeben oder selbst in die Luft sprengen würden. Die meisten tippten auf Letzteres. Katrine lehnte dankend ab. Ihre Gedanken richteten sich weder auf die Wette noch auf Badr Udeen, sondern auf Bjarne Kristoffersen bei Valhal.
Etwa eine Stunde später bekam sie einen Anruf vom Empfang und nahm den Aufzug nach unten. Sie trat an die Schranke, wo ein junger Kerl mit schwarzer Windjacke, auf dessen Brusttasche das Valhal-Logo zu erkennen war, schon auf sie wartete. Sie betrachtete den Mann, der ihr für einen Mitarbeiter einer Sicherheitsfirma ziemlich jung vorkam.
Sie stellte sich vor, und der junge Mann gab ihr die Hand.
» Benjamin Andreasen«, entgegnete er.
Sie bemerkte die Schrammen in seinem Gesicht. Er sah aus, als wäre er erst kürzlich in eine Schlägerei geraten.
Er hielt ihr eine schwarze Sporttasche entgegen.
Katrine zog ein Paar Einmalhandschuhe aus ihrer Hosentasche, die sie überstreifte, ehe sie die Tasche in Empfang nahm.
» Und darin ist alles, was Jonas Vestergaard bei Ihnen zurückgelassen hat?«
Er zuckte die Schultern. » Ich weiß nur, dass ich die hier abliefern soll. Noch einen schönen Tag.« Damit drehte er sich um und ging auf den schwarzen Range Rover Sport zu, der draußen vor der Tür stand.
Katrine stellte die Tasche auf den niedrigen Tisch, der gegenüber der Rezeption stand, und verschaffte sich einen ersten Überblick. Die Tasche war neu, hatte keine besonderen Kennzeichen und hätte wem auch immer gehören können.
Sie öffnete den Reißverschluss und schaute hinein. Zuoberst lagen ein paar weiße T-Shirts, die sie vorsichtig herausnahm und auf den Tisch legte. Unter den T-Shirts befanden sich zwei Paar Jeans, Socken, Unterwäsche, alles frisch gewaschen und sorgfältig zusammengelegt. Sie leerte die Tasche. Ganz unten entdeckte sie ein Paar weiße Adidas-Schuhe, einen Ledergürtel und zwei Exemplare einer Autozeitschrift. Sie stellte die Tasche auf den Kopf, um sich zu vergewissern, dass sie nichts übersehen hatte.
Die Mitarbeiter an der Rezeption beobachteten sie neugierig. Katrine ignorierte sie und betrachtete die Sachen. Es gab nicht den geringsten Grund, sie ins Labor zu schicken. Selbst wenn es sich wirklich um die persönliche
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