Der wahre Feind: Kriminalroman (German Edition)
gegenüber an der Wand hing. » Ihre Sicherheit ist unsere Verantwortung«, sagte eine Stimme.
» Vielleicht sollte der PET auch mal so einen Film drehen«, sagte Katrine.
Storm lächelte. » Mit Kampmann in der Hauptrolle.«
Wenige Minuten später wurden sie zum Büro von Karl Løvengren geführt.
Er nahm sie an der Tür in Empfang und hieß sie willkommen.
» Sie brauchen sich im Grunde nicht vorzustellen«, sagte Løvengren lächelnd. » Man kann ja kaum eine Zeitung aufschlagen, in der nicht von Ihrer gegenwärtigen Arbeit die Rede ist.«
Katrine ließ ihren Blick durch das Büro wandern, das genauso nobel war wie der Rest des Gebäudes. Und Løvengren passte mit seinem grauen Armani-Anzug und der schweren Rolex am Handgelenk genau in dieses Ambiente. Jetzt verstand sie, warum sich so viele Exsoldaten von der Privatwirtschaft angezogen fühlten.
Sie nahmen in der hellen Sitzgruppe Platz und bekamen von Løvengrens Sekretärin einen Caffè Latte serviert.
» Wie ich gehört habe, geht es um Jonas Vestergaard«, sagte Løvengren ohne Umschweife. » Eine tragische Geschichte. Wissen Sie schon etwas mehr, wer für diese Bombe am Kongens Nytorv verantwortlich ist?«
» Wir sehen langsam klarer«, antwortete Storm, während er sein Notizbuch zückte.
» Ausgezeichnet. Womit kann ich Ihnen dienen?«
» Unserem Kenntnisstand zufolge war Jonas Vestergaard bis zu seinem Tod bei Ihnen angestellt.«
Løvengren lehnte sich im Sofa zurück. » Das ist vielleicht ein bisschen zu viel gesagt. Wir hatten ein Einstellungsgespräch, und danach hat er bei uns einen Kurs absolviert.«
» Was für einen Kurs?«, fragte Storm.
Løvengren beschrieb den drei Wochen dauernden Anwärterkurs, an dem Jonas teilgenommen hatte, um sich zum Sicherheitsberater ausbilden zu lassen.
» Haben Sie ihn danach eingestellt?«
» Nein, leider konnte Jonas die sehr hohen Anforderungen, die wir an jeden Bewerber stellen, nicht erfüllen. Wir stellen nur die ein, die perfekt geeignet sind.«
» Warum war er nicht geeignet?«
Løvengren schlug die Beine übereinander und nippte an seinem Latte. » Jonas hatte zahlreiche persönliche Probleme, wie sich im Verlauf des Kurses herausgestellt hat. Ich möchte natürlich nicht schlecht über einen Verstorbenen reden, aber Jonas hatte massive psychische Probleme.«
» In seinen Entlassungspapieren steht, dass er an PTSD litt und Medikamente dagegen bekam. Untersuchen Sie so etwas nicht, bevor Sie jemanden in den Kurs aufnehmen?«
» Natürlich unterziehen wir alle Anwärter im Vorfeld einer eingehenden Untersuchung. Was Jonas betrifft, so waren wir, was seine Perspektive betrifft, wohl ein wenig zu optimistisch.« Er lächelte steif und stellte das Glas auf den Granittisch. » Aber ich kann Ihnen versichern, dass aus unseren Kursen nur exzellente Mitarbeiter hervorgehen. Unsere Auswahlkriterien sind äußerst streng.«
Storm nickte. » Das bezweifeln wir nicht. Wann wurde er also ›nach Hause‹ geschickt?« Storm malte Anführungszeichen in die Luft.
» Jonas war bis zu seinem Tod hier. Als sich abzeichnete, dass er den Kurs nicht würde bestehen können, haben wir ihn trotzdem hierbehalten und einfache Dinge erledigen lassen.«
» Ist das üblich?«
Er zuckte die Schultern. » Wir haben eine Reihe von Mitarbeitern, die nicht direkt mit Sicherheitsfragen betraut sind. Jonas war praktisch veranlagt und hat in unserer Werkstatt gearbeitet. Er war schließlich ein Kriegsveteran, und in einem Unternehmen wie dem unseren empfindet man doch eine besondere Verantwortung.«
» Wir haben keinen Lohneingang feststellen können. Hat er für seine Arbeit denn kein Gehalt bekommen?«
» Das hätte er demnächst bekommen. Unsere Anwärter bekommen erst einmal nur Kost und Logis.«
Katrine rutschte weiter nach vorn. » Sie wohnen hier?«
Er nickte. » Ja, wir haben hier auch einen Wohntrakt für die Anwärter und einzelne Mitarbeiter, die keine Externen sind.«
» Das klingt ja nach einer Kaserne«, entgegnete Katrine.
» Nun, ich gehe mal davon aus, dass Sie nicht gedient haben, Frau Bergman«, erwiderte er mit schmalem Lächeln. » Doch ich kann Ihnen versichern, dass der Wohnstandard hier weitaus höher ist als beim Militär.«
» Wissen Sie, was er auf dem Kongens Nytorv wollte?«, fragte Storm.
» Keine Ahnung. Jonas hatte seinen freien Tag.«
» Können wir sehen, wo er gewohnt hat?«, fragte Katrine.
Løvengren sah sie an. » Selbstverständlich, aber sein Zimmer ist längst ausgeräumt
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