Der wahre Feind: Kriminalroman (German Edition)

Habe von Jonas Vestergaard handelte, würden sie dort nichts finden, weder Fasern noch chemische Spuren, die beweisen konnten, dass er mit explosiven Stoffen hantiert hatte. Dass Løvengren ihnen eine klinisch reine Tasche geschickt hatte, bewies nur, dass er nicht wusste, mit wem er es hier zu tun hatte.
    Sie legte die Sachen wieder in die Tasche zurück und schloss den Reißverschluss. Dann trat sie an die Rezeption und bat darum, sie an Jonas’ Eltern zu schicken. Die Adresse würde sie gleich telefonisch durchgeben.
    Katrine kehrte zur Ermittlungsabteilung zurück und setzte sich an ihren Computer. Die letzte Meldung aus London besagte, dass die Kampfhandlungen intensiviert wurden. Sie gab Niels’ Tippgemeinschaft recht. Das Ganze konnte eigentlich nur in einer Katastrophe enden.
    Dann suchte sie nach Informationen über Valhal Securities sowie den Firmengründer Karl Løvengren. Das Unternehmen war mit A+ zertifiziert, der Bestnote für Sicherheitsfirmen. Valhal Securities war somit berechtigt, sowohl mit den Polizeibehörden als auch mit dem Nachrichtendienst und den Spezialeinheiten des Militärs zusammenzuarbeiten. Im vergangenen Jahr hatte die Firma sechsmal für das Außenministerium gearbeitet und Sicherheitsaufgaben in Kabul übernommen.
    Sie stieß auf ein kurzes Profil von Karl Løvengren. Er war sechsundfünfzig, hatte als Oberst eine Panzerbrigade befehligt und bei zwei Einsätzen am Kosovokrieg teilgenommen. Er hatte mehrere Auszeichnungen erhalten und war sogar zum Ritter des Dannebrog-Ordens ernannt worden.
    Danach klickte sie auf die Homepage der Firma, die einen eleganten und vertrauenerweckenden Eindruck machte. » Ihre Sicherheit ist unsere Verantwortung« stand unter dem Logo.
    Sie klickte auf den mit » case stories« gekennzeichneten Link und sah, dass die Auftragsliste genauso beeindruckend war wie die Liste von Løvengrens Medaillen. Bei den Kunden von Valhal Securities handelte es sich ausschließlich um hoch angesehene internationale Unternehmen sowie einige renommierte Hilfsorganisationen. Eine Übersichtskarte zeigte die früheren Einsatzgebiete, die sich über die ganze Welt erstreckten.
    Løvengren hatte effektiv und geschmeidig auf den Fall Vestergaard reagiert, dachte sie und war geneigt, Storm recht zu geben. Natürlich musste Løvengren alles daransetzen, um den untadeligen Ruf der Firma vor bösen Gerüchten zu schützen, die ein psychisch labiler Mitarbeiter auslösen konnte.
    Dann sah sie sich auf der Homepage die Liste der Führungskräfte an, bei denen es sich ausschließlich um ehemalige Elitesoldaten handelte. Natürlich gab es von ihnen keine Fotos, doch würde sie sich diese im Intranet beschaffen können.
    Nach dem Mittagessen ging sie zu Niels.
    » Wenn du gekommen bist, um an unserer Wette teilzunehmen, muss ich dich warnen«, sagte er. » Die meisten tippen inzwischen zu Udeens Gunsten.«
    Sie schüttelte lächelnd den Kopf. » Könntest du mir einen Gefallen tun, wenn du ein wenig Zeit hast?«
    » Aber natürlich«, antwortete er und schien sich über die Möglichkeit, ihr helfen zu können, aufrichtig zu freuen.
    Katrine zeigte ihm das Foto, das sie ausgedruckt hatte.
    Niels betrachtete es kurz. » Wer ist das?«
    » Bjarne Kristoffersen. Sicherheitskoordinator bei Valhal Securities. Früherer Elitesoldat.«
    » Was soll ich tun?«
    » Poly soll man nach ihm schauen. Ich will wissen, ob er in der Stadt war, als die Bombe hochging.«
    Niels sah sich um. » Weiß Storm Bescheid darüber?«
    Sie hätte fast mit Ja geantwortet, wollte Niels jedoch nicht anlügen. » Sollten wir ihn nicht außen vor lassen, bis wir das Ergebnis kennen?«
    Er zögerte kurz, dann zwinkerte er ihr zu. » Okay, ich werd unseren Rambo mal durchs System jagen.«
    » Danke«, sagte sie und drückte seine Schulter.
    Niels schoss das Blut in die Wangen.
    Katrine nahm die Umgehungsstraße nach Hause, während sie den neusten Nachrichten lauschte. Die Belagerung von Badr Udeens Aufenthaltsort hatte acht Stunden lang angedauert. Nun waren die Kampfhandlungen unterbrochen und Verhandlungen eingeleitet worden. Die Sympathisanten des Mullahs waren aus allen Himmelsrichtungen zusammengeströmt, sodass die englische Polizei es äußerst schwer hatte, den Ort des Geschehens abzuschirmen. In Dänemark hatten ein paar extremistische Mullahs mit Mord und Brand gedroht, sollte Mullah Udeen von den Einsatzkräften der Ungläubigen » liquidiert« werden, wie sie sich ausdrückten. Katrine stellte das Radio