Der wahre Feind: Kriminalroman (German Edition)
durften nur die nächsten Verwandten sowie die Mitarbeiter des PET an der Trauerfeier teilnehmen.
» Nach der Beerdigung wird der Tabac-Mann zu mir kommen und fragen, ob wir die Täter schon festgenommen haben«, sagte Kampmann mürrisch. » Und wenn ich mit Nein antworte, wird er sich zu mir hinüberlehnen und mir erzählen, wie viel Geld wir ihn jedes Jahr kosten und wie schwer es für ihn ist, dieses Budget weiterhin durchzuboxen. Und dann wird er noch sagen, wie enttäuscht er ist.« Kampmann machte eine Pause und sah Storm an. » Was glauben Sie, Nikolaj, was es für ein Gefühl ist, jemandem Rede und Antwort stehen zu müssen, der zwanzig Jahre jünger und einen halben Meter kleiner ist als man selbst?«
Storm hätte Kampmann am liebsten angebrüllt, dass ihm das scheißegal sei. Dass es nur eine Sache gebe, die wirklich von Belang sei: dass nämlich einer seiner Männer, ein guter Freund und Kollege, jetzt in einem Sarg liege. Doch stattdessen zuckte er nur bedauernd die Schultern. » Wir ermitteln mit allen Leuten, die wir haben. Mehr können wir nicht tun.«
» Das ist der schlimmste Angriff auf den PET aller Zeiten.« Kampmann schüttelte den Kopf. » Was machen die Vernehmungen dieser Blutsbrüder-Leute?«
» Die beiden Anführer, Torben Duval und Lars Meyer, sitzen wegen des umfangreichen Bildmaterials aus dem Stadion in Untersuchungshaft. Sie streiten alles ab. Außerdem haben wir ihre Wege in Zusammenhang mit dem Kongens-Nytorv-Attentat sowie mit dem Anschlag auf der Autobahn untersucht. Leider ohne Erfolg.«
» Was ist mit der Hausdurchsuchung?«
» Hat auch nichts gebracht. Außer ein paar rassistischen Schriften und verschiedenen Schlagwaffen gibt es nichts, das sie mit den beiden Ereignissen in Verbindung bringt.«
» Keine Spuren von Kunstdünger? Sprengstoff? Schusswaffen?«
» Leider nein.«
» Und das soziale Umfeld?«
» Wir haben alles genau überprüft, doch es gab keine weiteren Festnahmen. Darum ist es sehr unwahrscheinlich, dass die Täter aus der Gruppe der Blutsbrüder stammen.«
Kampmann warf ihm einen prüfenden Blick zu. » Da sind Sie ganz sicher?«
» Ja. Wir glauben nicht, dass sie über die Mittel für so etwas verfügen.«
Kampmann schien nicht überzeugt zu sein.
Katrine warf ihm einen ungeduldigen Blick zu. » Keiner der kleinen Dreckskerle hat genug Format oder Eier in der Hose, um eine Bombe zu zünden oder jemanden kaltblütig zu liquidieren.«
Kampmanns Augen blitzten. » Danke, ich hab’s verstanden. Was ist mit den beiden, die für Valhal Securities gearbeitet haben?«
» Da ist nur Benjamin Andreasen«, antwortete Katrine. » Wir haben ihn zur Fahndung ausgeschrieben. Seinem Kollegen Lars Toft zufolge ist er an dem Tag, an dem Bjarne getötet wurde, nicht zur Arbeit erschienen.«
» Haben die beiden was miteinander zu tun?«
» Das untersuchen wir gerade«, antwortete Storm. » Rasmus Mogensen hingegen können wir vergessen. Der sitzt seit über einem Jahr wegen Handel mit Amphetamin im Gefängnis.«
Hinter ihnen wurde die Kirchentür geöffnet. Die ersten Trauergäste kamen herein, begleitet von den Sicherheitsleuten des PET .
Kampmann schüttelte den Kopf und drehte sich einmal um die eigene Achse, ehe er sich wieder an Storm wandte. » Das hier ist das letzte Glied einer langen Kette von Fehlern, die Sie gemacht haben.«
Kampmanns scharfer Ton veranlasste die Leute, in ihre Richtung zu sehen.
» Sie haben es zugelassen, dass sich Badr Udeen mit radikalen Leuten treffen konnte. Sie haben den Bombenanschlag am Kongens Nytorv nicht verhindert, obwohl es genug Anzeichen gab, dass etwas im Busch war. Und Sie haben die Schuldigen immer noch nicht gefunden. Stattdessen passiert das hier!
Er zeigte auf den Sarg. » Zwei Agenten zusammen mit einem Kronzeugen getötet. Ein Zeuge, der sagte, er habe vertrauliche Informationen zum größten Terroranschlag in der Geschichte Dänemarks, und der bereits wichtige Einzelheiten verraten hat.«
Storm blickte zu Boden. Er hörte Kampmanns Vorwürfen nicht mehr zu, spürte nur noch die Speicheltropfen, die seine Wange trafen, wenn Kampmann etwas betonte.
» Wir haben uns an das normale Prozedere gehalten«, unterbrach ihn Katrine.
Er drehte sich ruckartig zu ihr um. » Warum beruhigen mich Ihre Worte nicht?«
» Wie dem auch sei. Bjarne Kristoffersen wollte erst aussagen, sobald er ins Zeugenschutzprogramm aufgenommen wird. Und das können nur der Direktor und Sie entscheiden. Da sie beide nicht erreichbar
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